CDU-Regionalkonferenz in Düsseldorf:Da jubeln Rheinländer wie Westfalen

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Regionalkonferenz der CDU in Düsseldorf: Friedrich Merz, Annegret Kramp-Karrenbauer Jens Spahn auf dem Podium. (Foto: dpa)
  • Bei der sechsten und wegen des Einflusses des NRW-Landesverbandes wichtigsten CDU-Regionalkonferenz in Düsseldorf nutzen Spahn und Merz ihren Heimvorteil.
  • Sie kommen etwas besser an als Kramp-Karrenbauer.
  • Doch auch die Saarländerin punktet und bekennt sich mehr zu Klimaschutz und sozialen Themen, als es ihren Kontrahenten recht zu sein scheint.

Von Christian Wernicke, Düsseldorf

Ihr Land und ihre NRW-CDU, sie sind einfach zu groß für nur einen Kandidaten aus den eigenen Reihen. Darauf zumindest könnten sich Oliver Höhn, der Vermögensberater aus Langenfeld, und Christian Stevens, der Student aus dem Kreis Borken wohl einigen. Aber sonst?

Höhn, der Rheinländer im Pullover mit Schlips, hat zuletzt leiden müssen an seiner CDU, die "von ihren Grundtugenden abgewichen" sei - also von "Glaube, Sitte, Heimat." Jetzt, da nach 18 Jahren Merkel eine neue Zeit anbricht, setzt der konservative Katholik auf den Wiederkehrer: "Ich bin für Friedrich Merz", bekennt er, noch ehe die drei Partei-Gladiatoren die breite, mit pechschwarzem Tuch drapierte Bühne betreten. Zwanzig Meter weiter rechts sitzt Student Stevens, der 22-jährige Jungunionist aus Westfalen. Seine Augen strahlen, da er von "einem Neustart" schwärmt: "Genau dafür ist Jens Spahn der Richtige!"

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Zwischen den Kandidaten um den CDU-Vorsitz dominieren nicht mehr Freundlichkeiten, sondern Animositäten. Aus einem belebenden Wettstreit droht ein spaltender Konflikt zu werden.

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Merz und Spahn haben am Mittwoch Heimspiel bei der CDU-Regionalkonferenz in der riesigen Halle 9 der Düsseldorfer Messe. Über ihnen geht an diesem Abend meist etwas lauter und etwas wärmer der Beifall nieder als über AKK, der Dritten im Bunde der Kandidaten für den CDU-Vorsitz. Wobei es auch Annegret Kramp-Karrenbauer versteht, lokal zu punkten. Gleich in ihrer Einführungsrede erinnert sie daran, wie sie kurz vor den NRW-Wahlen im Frühjahr 2017 ihren Parteifreunden zugeredet habe, nicht auf maue Umfragen zu schauen. "Fangt an zu kämpfen", habe sie der Landes-CDU zugerufen, und siehe da: "Das Schöne war, ihr habt das wirklich ernst genommen!" Und gewonnen. Da jubeln Rheinländer wie Westfalen.

Die sechste der acht CDU-Regionalkonferenzen ist eindeutig die wichtigste und größte, mit knapp 4000 Teilnehmern in der Messehalle. NRW wiegt schwer in der Partei: 296 von 1001 Delegierten des Hamburger Parteitags werden von Rhein, Ruhr oder Weser anreisen.

Ein Kräftevergleich? Das mutmaßlich AKK-treue Saarland wird beim Showdown um Merkels Erbe in der Hansestadt 34 Stimmberechtigte zählen - während allein der Bezirk Münsterland, aus dem Jens Spahn stammt, 39 Delegierte an die Elbe schickt. Und der Sauerländer Friedrich Merz, das zweite NRW-Landeskind unter den drei Möchtegernhäuptlingen, wähnt in Hamburg 34 Getreue aus dem Bezirk Südwestfalen hinter sich.

Merz punktet mit seinem Netzwerk

Nur, niemand kann sich sicher sein, dass die heimatlichen Parteisoldaten überhaupt hinter ihnen stehen. Also haben sich alle Aspiranten ein paar Dinge überlegt, beim sechsten Schaulaufen irgendwie noch irgendwas Neues zu präsentieren. Merz gelingt das bedingt, er fordert ein schärferes Profil der Christdemokratie: "Es hat die Klarheit unserer Positionen gelitten." Damit variiert er nur, was er schon vorige Woche verbreitet hat - und was er dann prompt wiederholt: "Man muss auch nicht jeden Standpunkt der SPD übernehmen." Später punktet der 63-jährige Manager mit seinem globalem Netzwerk. Etwa, wenn er erzählt, was ihm der greise Henry Kissinger einst zugeflüstert habe: "Deutschland ist zu klein für die Welt und zu groß für Europa." Da raunt Respekt im Beifall.

Jens Spahn agiert anders. Er hat Formeln parat, um - wie Merz sagen würde - seinen Markenkern zu profilieren: sein (relativ) junges Alter. Etwa beim Thema Finanzen: "Der Soli wurde eingeführt, da war ich neun. Jetzt gehe ich auf die 40 zu", ruft der 38-jährige in den Saal. Zudem streut Spahn immer wieder griffige, auch für die Medien verdauliche Ideen ein. Mal fordert er "einen modernen Patriotismus", dann "ein europäisches Stanford", also eine Elite-Uni für künstliche Intelligenz. Oder er wünscht sich ein Gelöbnis der Bundeswehr vorm Reichstag - mindestens einmal jährlich.

Höhn und Stevens klatschen viel und häufig. Für den eigenen Favoriten, aber ab und an auch für den Konkurrenten aus NRW. Nach knapp drei Stunden sieht Höhn seinen Hoffnungsträger Merz als knappen Gewinner, "jedenfalls, wenn man nach dem Beifall geht. Aber es wird knapp." Stevens schwört weiterhin auf sein Idol Spahn. Der habe mehr als die beiden Konkurrenten von der Zukunft geredet , "von Deutschland 2040 und von der Digitalisierung - darauf kommt es an!".

Und AKK, laut Umfragen die Favoritin für den Parteitag? Kramp-Karrenbauer hatte am Mittwoch nicht ihren besten Abend, die bisherige Generalsekretärin wirkte bisweilen fahrig. Aber auch die Landesfremde hat gepunktet, mit mehr Nachdenklichkeit, mit mehr Bekenntnissen etwa fürs Soziale oder für den Klimaschutz, als es den Kerlen neben ihr recht schien. Nur, wer am Ende in Hamburg gewinnen wird, das weiß auch nach dem Düsseldorfer Kandidatenkonklave niemand.

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