In ihrer Selbstfindungsphase wirft die CDU seit Monaten mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Am Montagabend kam nun auch noch diese dazu: Wie nennt man eigentlich ein Duell mit drei Teilnehmern? Der korrekte Fachbegriff lautet weder Debatten-Triade noch Skatrunde, sondern Triell. Und dass sich drei allseits bekannte Triellanten um den Parteivorsitz alle an einem Tisch versammelt haben, um mal ganz sachlich miteinander zu diskutieren, das ist zwar noch keine Antwort auf irgendeine Frage, aber immerhin schon mal ein Fortschritt.
Dem Vernehmen nach hat es Armin Laschet, Norbert Röttgen und Friedrich Merz sogar Spaß gemacht. Besonders enthusiastisch dankte Merz dem Adenauer-Haus, dieses Gespräch ermöglicht zu haben. Es handelte sich tatsächlich um denselben Merz, der vor nicht einmal zwei Monaten noch behauptet hatte, Teile des Establishments seiner Partei wollten ihn zermürben.

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Das beschloss der Parteivorstand - unter anderem wegen der Landtagswahlen im Frühjahr. Zuvor gab es Überlegungen, das Treffen und die Wahl des Parteivorsitzenden pandemiebedingt noch einmal zu verschieben.
Wahrscheinlich wäre diese Debatte unterhaltsamer verlaufen, wenn sich die CDU-Spitze am Montag früh nicht doch noch auf die Ausrichtung eines digitalen Parteitags am 16. Januar geeinigt hätte. So aber war das öffentliche Streitthema der vergangenen Wochen, nämlich wann und wie endlich der neue Chef gewählt werden würde, vom Tisch. Und da sind Laschet, Röttgen und Merz dann Profis genug, um sich ihre übrigen Differenzen vor laufenden Kameras fast nicht mehr anmerken zu lassen.
In ihren Antworten auf die von Parteimitgliedern eingereichten Fragen taten sich jedenfalls keine unüberbrückbaren Gräben auf. Alle drei wollen die Partei irgendwie jünger, weiblicher und digitaler machen. Man verlor bald den Überblick, wer dabei vor allem das eigene Profil schärfen, wer die spannenden Herausforderungen angehen und wer in der Champions League spielen möchte. Hätte ein Phrasenschweinchen auf dem Tisch gestanden, es wäre voll geworden.
Hier und da setzten die drei Kandidaten eigene Akzente. Laschet betonte das christliche C im Parteinamen und sprach wie gewohnt vor allem über NRW. Die Ausführungen von Merz kreisten immer wieder um seinen "neuen Generationenvertrag". Ganz am Ende erinnerte er daran, dass er der Kandidat ist, der den Platz rechts der CDU verengen will, indem er die "Zuwanderung in die Sozialsysteme" im Jahr 2015 ansprach. Röttgen, der gerade vom Außenseiter zum Geheimtipp mutiert, propagierte den "kompletten Neustart".
Unterschiede waren vor allem in der B-Note zu erkennen. Laschet wirkte mitunter abwesend, auch weil er auf dem Handy herumwischte, das vor ihm auf dem Tisch lag. Merz schien sich seines Sieges allein deshalb sicher zu sein, weil er Merz ist. Wenn einer etwas wuppen wollte, dann Röttgen. Ihm gebührt auch der Preis für den schönsten Satz des Abends: "Küssen ist immer eine sympathische Methode, um wach zu werden."
Ob das aber ausreicht, um die CDU aufzuwecken, bleibt als eine von vielen Fragen von diesem Abend zurück.