Verfolgen Sie die Entwicklungen im Liveblog:
Benedikt Peters
Ein spannender Vormittag geht zu Ende
Dieser Dienstag also ist der Tag, an dem die Kandidaten aus der Deckung kommen. Die Bewerbung von Friedrich Merz ist keine Überraschung, davon war schon in den letzten Tagen immer wieder in der Presse zu lesen. Der Aufschlag von Laschet und Spahn hingegen war so nicht erwartet worden. Zwar waren den beiden durchaus Ambitionen nachgesagt worden. Dass sie aber gemeinsam antreten könnten, damit hatte kaum jemand gerechnet. In der Bundespressekonferenz haben sie versucht, sich als das Duo zu verkaufen, das die verschiedenen Strömungen der Partei einen könnte - Laschet gilt als Befürworter des Merkel'schen Kurses, Spahn hat diesen zumindest früher lautstark kritisiert. Im Ton blieben Spahn und Laschet insgesamt eher freundlich - während sich ihr Konkurrent Merz wenige Minuten später mit markigen Sprüchen als Rundum-Erneuerer präsentierte. Als Parteichef wolle er alte Fehler korrigieren, kündigte der Ex-Fraktionschef an - in der Migrations- und der Umweltpolitik zum Beispiel. Merz wirkte sehr selbstbewusst, doch es wird spannend, wie viele Delegierte er am 25. April auf dem Sonderparteitag in Berlin überzeugen kann. Bis dahin wird vermutlich noch so mancher Schlagabtausch folgen, zumal es mit Norbert Röttgen noch einen dritten Bewerber gibt, von dem heute allerdings vergleichsweise wenig zu hören war.
Mit diesem Rückblick beenden wir unseren Liveblog - auf SZ.de finden Sie aber noch weitere Hintergründe, Kommentare und Analysen rund um das Ringen an der CDU-Spitze.
Camilla Kohrs
FDP-Chef Lindner will sich nicht auf Laschet oder Merz festlegen
Am liebsten hätte die FDP einen Friedrich Laschet oder Armin Merz - eine Kombination aus der Fairness von Laschet und der Aufbruchsstimmung von Merz, sagt FDP-Chef Christian Lindner. "Mit Armin Laschet gibt es einen Bewerber, den wir sehr gut kennen." Lindner nennt die Zusammenarbeit in Nordrhein-Westfalen, wo die CDU mit der FDP koaliert, exzellent. "Wir schätzen ihn sehr als einen fairen Koalitionspartner in Düsseldorf", so Lindner. Gleichzeitig sehe er große Gemeinsamkeiten mit Merz. "Aufbruch statt Weiter-So, das könnte von uns sein". Zum dritten Kandidaten Norbert Röttgen äußerte Lindner sich erst auf Nachfrage. Es sei gar nicht böse gemeint, aber er interpretiere die Kandidatur eher als eine Erinnerung daran, dass Röttgen nach der Ära Merkel gern wieder mehr an der Bundespolitik teilnehmen möchte.
Hannah Beitzer
Maas zum CDU-Vorsitz: "Alle haben Interesse daran, dass es Klarheit gibt"
Bundesaußenminister Heiko Maas reagiert gelassen auf Kritik des CDU-Politikers Friedrich Merz an der deutschen Europa-Politik. "Mit Blick auf Europa gibt es eine große Erwartung an die deutsche Bundesregierung: dass wir nämlich in der zweiten Hälfte dieses Jahres eine erfolgreiche EU-Ratspräsidentschaft hinlegen werden", sagt der SPD-Politiker. "Große Themen - der mehrjährige Finanzrahmen, der Brexit, aber auch das Migrationsthema - werden dort auf der Tagesordnung stehen, und wir werden dort in der Verantwortung sein, Teil der Lösung zu sein." Dazu könne jeder einen Beitrag leisten. Er hoffe, dass innerhalb der Koalitionsparteien die Voraussetzungen geschaffen würden, damit Deutschland die an das Land gerichteten Erwartungen auch erfüllen könne. Zum Rennen um den CDU-Vorsitz sagt Maas: "Ich glaube, alle haben Interesse daran, dass es Klarheit gibt, um dafür zu sorgen, dass die Regierung konzentriert ihrer Arbeit nachgehen kann."
Camilla Kohrs
Linken-Chef Riexinger: Brauchen keine Rezepte aus der Steinzeit
Der Parteivorsitzende der Linken, Bernd Riexinger, spricht sich nicht für einen Kandidaten, aber strikt gegen Friedrich Merz aus. Dessen Kurs schaffe keine Stabilität, sondern Unsicherheit.
Camilla Kohrs
NRW-Innenminister: Kandidatur von Laschet "100 Prozent folgerichtig"
Der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul, unterstützt im Rennen um den CDU-Vorsitz seinen Landeschef und Ministerpräsidenten Armin Laschet. "Er muss es jetzt machen", sagt Reul. Die CDU habe in NRW 30 Jahre lang gegen die SPD keine Chance gehabt, weil sie ein "zerstrittener Haufen" gewesen sei. Laschet habe gemeinsam mit Karl-Josef Laumann verhindert, dass "der Laden wieder auseinanderfällt".
Benedikt Peters
Fazit Nummer Zwei: Merz gibt sich angriffslustig
Der ehemalige CDU-Fraktionschef hat mit seinem Auftritt wieder einmal gezeigt, dass er die Attacke nicht scheut. Er stehe für die Erneuerung, seine Gegner Laschet/Spahn hingegen für ein "Weiter so", das hat er mehrfach betont. NRW-Ministerpräsident Laschet dürfte es zudem auch nicht gerne gehört haben, dass Merz aus Gesprächen zitierte, die die beiden geführt haben. Seine migrationspolitischen Vorstöße schließlich sind als klare Kritik an Kanzlerin Angela Merkel zu werten - für die es unter einem Parteichef Merz nicht unbedingt gemütlicher werden dürfte.
Benedikt Peters
Merz strotzt vor Selbstbewusstsein - ein Fazit zum Auftritt
Nach einer Stunde Merz in der Bundespressekonferenz ist klar: Der Mann hat kein Problem mit seinem Selbstbewusstsein. Er spiele "auf Sieg", das hat er gleich mehrfach betont, und er hält sich für Denjenigen, der die CDU aus ihrer schwierigen Lage befreien kann. Mit wirtschaftskompetenter Klimapolitik und einem neuen Generationenvertrag will er die jungen Wähler gewinnen. Mit einer klaren Verschiebung nach rechts in der Migrationspolitik will er zudem AfD-Sympathisanten zurückholen. "Schutz der Außengrenzen", "Grenzkontrollen" - solche Schlagwörter sind immer wieder gefallen. Zugleich betont er, ein überzeugter Europäer zu sein. Das klingt ein bisschen nach der Quadratur des Kreises. Seine Erklärung, dass er so Rechtsradikalismus bekämpfen will, irritiert manche. So fragt ein Journalist am Ende der Pressekonferenz, ob er das tatsächlich richtig sehe, dass Merz' Antwort auf den Rechtsextremismus schärfere Grenzkontrollen und die Bekämpfung von Clankriminalität sei? Merz zögert keine Minute: "Ja."
Merz verlässt die Pressekonferenz. Michael Kappeler/dpa
Benedikt Peters
Scharfe Kritik an Thüringen-CDU
Auch auf Thüringen wird Merz noch einmal angesprochen. Er plädiert für einen harten Kurs gegenüber dem eigenen Landesverband. Er werde am Mittwoch auf einer Veranstaltung im thüringischen Appolda sprechen und den Parteimitgliedern sagen, sie hätten einen großen Fehler gemacht, für den sie "den Kopf hinhalten" müssten. Er spricht sich für schnelle Neuwahlen in dem Bundesland aus. Die CDU werde dann zwar wahrscheinlich schlecht abschneiden, das wäre seiner Ansicht nach im nächsten Jahr aber nicht anders. Die Bundespartei werde trotz allem mit dem Landesverband in die Wahl gehen und kämpfen.
Hannah Beitzer
Gescheitert wegen einer schlechten Rede?
Einmal mehr wird Friedrich Merz auf seine Niederlage gegen Annegret Kramp-Karrenbauer angesprochen. Was ist diesmal anders? Er sei inzwischen in der Partei herumgekommen, habe viel Zuspruch erfahren. Auch den Verlauf des entscheidenden Parteitags macht er für sein Scheitern verantwortlich. "Wenn ich an dem Tag eine bessere Rede gehalten hätte, hätte ich wahrscheinlich eine Mehrheit bekommen. Man ist nicht jeden Tag in Bestform." Nun sei das anders.
Hannah Beitzer
Merz will Flüchtlingslager in Türkei und Syrien stärker unterstützen
Friedrich Merz hat die Migrationspolitik der Bundesregierung immer wieder kritisiert, das klingt auch an diesem Vormittag an. Er spricht mehrfach von Grenzkontrollen, die möglich sein müssten, um unerwünschte Migration zu verhindern. Ein griechischer Journalist greift das auf. Sei das nicht unsolidarisch, gerade für einen, der sich für mehr Zusammenhalt in der EU ausspricht? "Was in Lampedusa und auf anderen Inseln passiert, ist kein individuelles Problem, sondern eins von allen", entgegnet Merz. Er plädiert dafür, mehr Verantwortung schon in Ländern wie der Türkei oder Syrien zu übernehmen. Dort sollten die Flüchtlingslager stärker unterstützt werden, damit sich nicht so viele Menschen von dort auf den Weg machen.
Hannah Beitzer
Merz will Wähler zurückgewinnen von AfD und Grünen
Nachdem Merz nun mehrmals von einem Richtungswechsel gesprochen hat, will ein Journalist wissen, wie dieser denn aussehen soll. Von einem Rechtsruck will Merz nicht sprechen. "Wir haben uns zu sehr verengt und wir müssen wieder breiter aufgestellt werden", sagt er. Er will Wähler von beiden Seiten zurückgewinnen - und nennt da die AfD und die Grünen.
"Der Klimawandel ist ein massives Problem", sagt er. "Aber wir müssen uns sehr wohl mit den Grünen darüber streiten, wie wir dieses Problem lösen." Man müsse insbesondere der jungen Generation eine Zukunft geben, dazu gehörten auch Industriearbeitsplätze. Gleichzeitig müsse man dafür sorgen, dass diejenigen, die sich als konservativ empfinden, wieder eine Heimat in der Union finden. "Die AfD ist eine Herausforderung, eine Provokation und sie ist auch ein politischer Wettbewerber um die Wähler, die früher bei uns waren."
Hannah Beitzer
"Die Welt guckt auf Deutschland"
Die nächste Frage dreht sich um die Außenpolitik. Deutschland liege in der geostrategischen Mitte des Kontinents Europa, sei das größte Mitgliedsland der EU. "Die Welt guckt auf Deutschland." Deswegen müsse das Land mehr Engagement in der Außenpolitik zeigen, mehr innerhalb der EU koordinieren. "Ich bedauere es bis zum heutigen Tag, dass wir nicht bessere Antworten auf Macron haben." Die Kritik, dass Deutschland in der EU und der Welt zu wenig Präsenz zeige, sich zu wenig engagiere, halte er für berechtigt. "Deutschland muss bereit sein, zu führen." Die USA werde sich herausnehmen aus ihrer Rolle in der Weltpolitik, China versuchen, die Vereinigten Staaten zu ersetzen - und die EU mit ihrem größten Mitgliedsland Deutschland reagiere mit "routinierter Ratlosigkeit".
Merz verkündet in der Bundespressekonferenz seine Kandidatur und beantwortet Fragen der Journalisten. Maja Hitij/Getty Images
Hannah Beitzer
Merz beteuert seine Loyalität gegenüber AKK
Erneut wird Friedrich Merz auf das Scheitern von Annegret Kramp-Karrenbauer angesprochen. Gerade seine Anhänger hätten sich ja damals nicht damit abfinden wollen, dass nicht ihr Wunschkandidat gewonnen hatte. Wie will er eine ähnliche Situation verhindern? "Sie konnte sich auf meine Loyalität und meine Zustimmung zu ihrer Arbeit immer stützen", antwortet er. Höchstens in Sachfragen hätten Unterschiede bestanden, die habe er sachlich angebracht. Dennoch gelte es, Führung zu akzeptieren. Dies gelte es auch für die Zukunft einzuhalten.
Was aber, wenn er abermals verliert? Wie würde er sich dann in die CDU einbinden? Mit dieser Frage beschäftige er sich nicht, so Merz. "Ich will gewinnen."
Hannah Beitzer
Witze über ein Laschet-Spahn-Kartell
Mit seinem Kommentar zum Duo Laschet/Spahn löst Friedrich Merz Gelächter aus: "Im richtigen Leben würde man vielleicht von einer Kartellbildung zur Schwächung des Wettbewerbs sprechen." Das sei aber in Ordnung. "Ich bekomme so viel Zustimmung in der Öffentlichkeit", sagt er, "ich habe den Eindruck, dass die Bevölkerung von der CDU erwartet, dass sie eine neue Richtung einschlägt."
Benedikt Peters
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Merz setzt eine Spitze gegen Armin Laschet. Er wird gefragt, welche Kontakte es zuvor mit dem NRW-Ministerpräsidenten gegeben habe. Er wolle die Vertraulichkeit der Gespräche nicht verletzen, sagt Merz. Er habe Laschet gesagt, dass er im Falle einer Niederlage für einen Stellvertreter-Posten zur Verfügung stünde. Das sei aber nun "vom Tisch", da sich Laschet entschieden habe, gemeinsam mit Spahn anzutreten. Damit sei klar: "Ich spiele hier auf Sieg, und nicht auf Platz."
Ich spiele hier auf Sieg, und nicht auf Platz"
Merz setzt eine Spitze gegen Armin Laschet. Er wird gefragt, welche Kontakte es zuvor mit dem NRW-Ministerpräsidenten gegeben habe. Er wolle die Vertraulichkeit der Gespräche nicht verletzen, sagt Merz. Er habe Laschet gesagt, dass er im Falle einer Niederlage für einen Stellvertreter-Posten zur Verfügung stünde. Das sei aber nun "vom Tisch", da sich Laschet entschieden habe, gemeinsam mit Spahn anzutreten. Damit sei klar: "Ich spiele hier auf Sieg, und nicht auf Platz."