Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat gelassen auf innerparteiliche Kritiker reagiert. "Wir leben in Demokratien, da muss ich auch mit Kritik umgehen", sagte Merkel am Freitag vor Journalisten am Rande ihres Besuches in Neu-Delhi. Sie antwortete auf die Frage, wie sie auf die Diskrepanz reagierte, dass sie in Indien gefeiert empfangen werde, während es in Deutschland sehr starke Kritik an ihrer Person gebe. "Ich freue mich, dass ich in Deutschland auch für meine Arbeit sehr viel Unterstützung habe. Und die auch jeden Tag erfahre", sagte Merkel.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte zuvor die parteiinterne Diskussion kritisiert. "Personaldiskussionen im luftleeren Raum sind keine Lösung", twitterte er. "Diese Debatte wird der CDU nicht gerecht." Pauschale Kritik an der großen Koalition sei nicht angebracht, auch wenn in der Regierung zu oft über Nichtigkeiten gestritten werde.
Meinung Machtkampf in der CDU:Stützen oder stürzen
Friedrich Merz versetzt die Partei mit Attacken auf Angela Merkel in Aufruhr. Er sollte dann aber auch den Mumm haben, die Machtfrage auf dem Parteitag offen zu stellen. Ganz falsch liegt er mit seiner Kritik ja nicht.
Die CDU müsse andere Themen diskutieren, forderte Spahn. "Die Bürger wollen nicht wissen, wie wir an Mehrheiten kommen wollen, sondern wofür", so Spahn. "Regieren ist kein Selbstzweck."
Norbert Röttgen, der CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, kritisierte die Debatte ebenfalls. "Der Stil war maßlos - aber vor allem kann es ja auch nicht so weitergehen", sagte er im ARD-Morgenmagazin. Die Partei müsse sich aber "identifizierbarer machen". Dazu brauche es auch neue Köpfe. "Aber die neuen Köpfe müssen sich dadurch qualifizieren, dass sie etwas zu sagen haben."
Angesprochen auf die Kritik, die er selbst in einem zurückliegenden Interview an Kanzlerin Angela Merkel geäußert hatte, sagte Röttgen: Er habe vor einem Jahr, ein halbes Jahr nach der Regierungsbildung, die Lage beschrieben. "Natürlich gibt es auch immer Verantwortliche für die Lage, doch ich habe von systemischer Erschöpfung gesprochen", sagte Röttgen. Die bestehe darin, dass Probleme nicht angegangen und diskutiert würden. Er habe aber weder "Selbstzerfleischung betrieben" und "auch keine Rechnungen beglichen", sondern "auf die Notwendigkeit hingewiesen, diesen Stillstand, den wir haben, zu überwinden." Das sei leider nicht passiert und müsse noch immer passieren.