Die größte Wirkung in ihrer noch kurzen Laufbahn als Verteidigungsministerin hat Ursula von der Leyen nicht mit einem Befehl erzielt, sondern mit einer Bitte. 2000 Soldaten und Zivilisten haben sich gemeldet, um freiwillig Hilfe in den Ebola-Regionen Afrikas zu leisten.
Die Angehörigen der Bundeswehr haben ihre Ministerin vor der ursprünglich geplanten Peinlichkeit bewahrt, nur Ausrüstung zu schicken, aber niemanden, der damit umgehen kann. Auch wenn von der Leyen nun keine Mühen scheuen wird, sich für die Idee zu rühmen, ist die Resonanz auf ihren Appell vor allem ein Prestigegewinn für die Bundeswehr: Die Bürger sehen ihre Soldaten verständlicherweise lieber retten als töten.
Nur eine Bundeswehr, die Gutes tut, ist eine gute Bundeswehr
In diesem Befund steckt viel über das Verhältnis der Deutschen zu ihrem Militär: Nur eine Bundeswehr, die Gutes tut, ist wirklich eine gute Bundeswehr. Ganz unmittelbar lässt sich das stets erleben, wenn Elbe oder Donau über die Ufer steigen und Soldaten Sandsäcke schleppen. Dann schätzen die Deutschen ihr Militär.
Das Engagement in Afghanistan wurde zu Hause immerhin geduldet, solange der Eindruck vorhielt, die Bundeswehr sorge nur dafür, dass Brunnen gebohrt würden und Mädchen in die Schule gehen. Als das Töten und Sterben schlimmer wurde, schwand die Akzeptanz.
Diese Ambivalenz der Deutschen gegenüber dem Militär ist nichts, wofür sich dieses Land mit seiner Geschichte zu schämen bräuchte. Das Problem entsteht erst dadurch, dass die Politik seit Jahren diese Ambivalenz als Unsicherheit widerspiegelt.
Seit die Bundeswehr wieder ein Instrument der Außenpolitik geworden ist, also seit den letzten Jahren des Kanzlers Helmut Kohl, schwanken die Regierungen zwischen Mitmachen und Abseitsstehen. Diese Unsicherheit schafft Verunsicherung. Deshalb führt man in Deutschland über die Verwendung der Bundeswehr dieselben Debatten wie vor 15 Jahren. Und über ihre Ausrüstung auch.
Beispiel eins: Im Kampf gegen die Terroristen des IS hilft Deutschland nach langer Diskussion mit Waffen, beteiligt sich aber nicht - ohne jede Diskussion - an Kampfeinsätzen. Das eine war der Preis des anderen: Das Versprechen der Regierung, sich nicht an Kampfeinsätzen zu beteiligen, hat die Akzeptanz von Waffenlieferungen erst ermöglicht.