SPD:Wie der "Scholzomat" Kanzler wurde

Politisch ist Olaf Scholz stets zwischen Hamburg und Berlin gependelt und er hat dabei mehr als nur ein Comeback gefeiert. Nun ist er Regierungschef. Sein Leben in Bildern.

Von Kassian Stroh

Der Kanzler

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(Foto: REUTERS)

Er hat es geschafft: Olaf Scholz hat bei der Bundestagswahl die SPD zur stärksten Kraft im neuen Bundestag gemacht - nach einer Kampagne, die sehr auf ihn zugeschnitten war. Er hat erfolgreich Koalitionsgespräche mit FDP und Grünen geführt und die erste Ampelkoalition auf Bundesebene geschmiedet. Und nun ist er Bundeskanzler - vom Parlament mit 395 Stimmen gewählt. Wer hätte all das im Sommer 2020 gedacht, als Scholz zum Kanzlerkandidaten der Sozialdemokraten ausgerufen worden ist? Oder vor gut zwei Jahrzehnten, als der heute 63-Jährige seine Karriere als Berufspolitiker begann? Tatsächlich ist die alles andere als geradlinig verlaufen - und sicher nicht stetig bergauf.

Der Anwalt

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(Foto: Cerstin Gammelin)

Scholz ist in Osnabrück geboren und in Hamburg aufgewachsen. Nach Abitur und Zivildienst studiert er Jura und wird Anwalt. Arbeitsrecht ist sein Fachgebiet. Auch im zurückliegenden Wahlkampf hat er immer wieder betont, dass er aus dieser Zeit die Sorgen von Beschäftigten kenne, insbesondere wenn sie sich - wie im Osten Deutschlands in den 1990er-Jahren - einem massiven Strukturwandel ausgesetzt sehen. Aus dieser Zeit stammt auch diese abgewetzte Aktentasche, die Scholz bis heute nahezu immer mit sich herumträgt, selbst wenn es im Flieger nach Paris zum französischen Präsidenten geht, wie SZ-Reporterin Cerstin Gammelin beobachtet hat (SZ Plus).

Der junge Politiker

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(Foto: Gladstone~dewiki, Olaf Scholz 1984, CC BY-SA 4.0)

Bereits als Schüler tritt Scholz in die SPD ein, er engagiert sich bei deren Jugendorganisation, den Jusos. Dort steigt er rasch auf, wird stellvertretender Bundesvorsitzender (das Bild zeigt ihn 1984 auf dem Juso-Bundeskongress). 1998 beginnt Scholz' Zeit als Berufspolitiker: Als Direktkandidat kommt er in den Bundestag. Das Mandat gibt er 2001 auf, als er in Hamburg Innensenator wird. Allerdings nur für ein halbes Jahr, dann wird die dortige rot-grüne Regierung abgewählt. Politisch gesehen wird Scholz noch öfters zwischen Hamburg und Berlin hin und her wechseln.

Schröders Verteidiger

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(Foto: N/A)

Im Jahr 2002 kehrt Scholz in den Bundestag zurück. Gerhard Schröder (rechts), Bundeskanzler und SPD-Vorsitzender, macht ihn als Nachfolger von Franz Müntefering (Mitte) zum Generalsekretär der Partei. Doch die SPD verliert zunehmend an Zuspruch, in der Partei wächst der Unmut über Schröders Kurs. Scholz verteidigt die Reformpolitik des Kanzlers; dass er das gerne mit den immer gleichen Sätzen tut, trägt ihm den Spitznamen "Scholzomat" ein. Rot-Grün im Bund wird 2005 abgewählt, Scholz bleibt aber auch in der nachfolgenden großen Koalition wichtig: 2007 folgt er erneut Müntefering nach - diesmal als Arbeits- und Sozialminister. Das bleibt er, bis 2009 eine schwarz-gelbe Bundesregierung gebildet wird.

Hamburgs Erster Bürgermeister

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(Foto: picture alliance / dpa)

Als Spitzenkandidat bei der Bürgerschaftswahl bringt Scholz 2011 die SPD mit einem fulminanten Sieg in Hamburg wieder an die Macht. Er wird Erster Bürgermeister, vier Jahre später wiedergewählt - und bleibt bis Anfang 2018 im Amt.

Der Gastgeber

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(Foto: REUTERS)

Als Bürgermeister betritt er einmal auch die Bühne der Weltpolitik, wenn auch nur mit einer Nebenrolle. Im Juli 2017 ist Hamburg Gastgeber des Gipfeltreffens der G-20-Staaten der größten Wirtschaftsnationen. Scholz darf die Partnerinnen (und wenigen Partner) der Staats- und Regierungschefs durch das Rathaus führen. In unrühmlicher Erinnerung bleibt das Krisenmanagement am Rande des Gipfels: Der wird von heftigen Randalen begleitet, die die Polizei kaum in den Griff bekommt. Vor dem Gipfel hatte Scholz noch gesagt, eine solche Veranstaltung sei auch nicht viel anders als der jährlich ausgerichtete Hafengeburtstag. Das bleibt an ihm hängen, Rücktrittsforderungen werden laut.

Der Verlierer

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(Foto: imago images/Rüdiger Wölk)

Scholz geht Anfang 2018 wieder nach Berlin, er wird Bundesfinanzminister in der neu aufgelegten großen Koalition. Damit ist er einer der wichtigsten Sozialdemokraten - und wird von seiner Partei doch bald schwer abgestraft. Ende 2019 verliert er mit seiner Tandempartnerin Klara Geywitz (rechts) die Wahl der neuen Parteivorsitzenden gegen die eher unbekannten Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans. Minister aber bleibt er.

Der Spitzenkandidat

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(Foto: picture alliance/dpa)

Als Finanzminister und Vizekanzler feiert Scholz im Jahr darauf ein Comeback. In der Corona-Pandemie profiliert er sich als Krisenmanager, gibt den Sparkurs auf und bringt ein gigantisches Konjunkturprogramm auf den Weg, finanziert mit Krediten in ungeahnter Höhe. Im Sommer wird Scholz zum Spitzenkandidaten der SPD für die Bundestagswahl 2021 bestimmt, die damals noch in weiter Ferne liegt. So aber hat er Zeit, auf seine parteiinternen Kritiker insbesondere im linken Flügel zuzugehen und sie hinter einem gemeinsamen Programm zu sammeln. Und die Parteizentrale hat Zeit, eine ganz auf ihn zugeschnittene Wahlkampagne zu planen. Scholz ist zurück - wie schon öfters in seinem politischen Leben.

Der Wahlsieger

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(Foto: dpa)

Am 26. September 2021 triumphiert Scholz: Seine SPD holt bei der Bundestagswahl 25,7 Prozent der Stimmen, fünf Prozentpunkte mehr als im Jahr 2017. Die Partei wird stärkste Kraft im Bundestag. Wenn Scholz nun eine Mehrheit im Parlament für sich findet, kann er Bundeskanzler werden.

Der Verhandler

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(Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Rasch führt die SPD Sondierungsgespräche - mit den Liberalen unter Christian Lindner (rechts) sowie den Grünen unter Robert Habeck (links) und Annalena Baerbock. Nach knapp drei Wochen nehmen die drei Parteien dann formelle Koalitionsgespräche auf, Ende November legen sie den fertigen Koalitionsvertrag vor. Mit dessen Unterzeichnung kann die erste rot-grün-gelbe Koalition auf Bundesebene ihre Arbeit aufnehmen.

Der Ehemann

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(Foto: picture alliance / Daniel Reinha)

Über Scholz' privates Leben ist eher wenig bekannt. Seit 1998 ist er mit Britta Ernst verheiratet, einer Hamburger Sozialdemokratin, die inzwischen Bildungsministerin in Brandenburg ist. Sie hat ihn, wie er erzählt, auch dazu gebracht, regelmäßig zu joggen, um abzuspecken. Das Paar hat keine Kinder und lebt seit drei Jahren in Potsdam, wo Scholz auch als Direktkandidat zur Bundestagswahl erfolgreich war - er siegte unter anderem gegen Annalena Baerbock von den Grünen. Eine Dreizimmerwohnung in Hamburg-Altona haben Ernst und Scholz nach wie vor.

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