Morddrohungen:Syrer zieht Kandidatur für Bundestag zurück

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Tareq Alaows will als Grüner eine bessere Politik für Geflüchtete machen. (Foto: Florian Gaertner/Imago)

Der 31-jährige Jurist Tareq Alaows war im Februar als Direktkandidat für die Grünen in Nordrhein-Westfalen aufgestellt worden. Nun reagiert er auf Hass und Rassismus.

Von Jana Stegemann, Düsseldorf

Er wollte als erster Geflüchteter Abgeordneter im Deutschen Bundestag werden, doch nun hat der Syrer Tareq Alaows seine Kandidatur für die Grünen in Nordrhein-Westfalen überraschend zurückgezogen. Nach Auskunft eines Parteisprechers hatte es anonyme Morddrohungen gegen Alaows Familie in Syrien gegeben - für den Fall, dass der 31-jährige Politiker an der Kandidatur festhalte. "Die hohe Bedrohungslage für mich und vor allem für mir nahestehende Menschen ist der wichtigste Grund für die Rücknahme meiner Kandidatur", wird der Jurist in einer Pressemitteilung zitiert. Er habe während seiner nicht mal zweimonatigen Kandidatur zudem massive Rassismus-Erfahrungen gemacht, so Alaows weiter.

Alaows war im Februar zum Direktkandidaten der NRW-Grünen für den Wahlkreis Dinslaken/Oberhausen gewählt worden - obwohl ihm noch die deutsche Staatsbürgerschaft fehlt. Nur wer die hat, kann er in den Bundestag gewählt werden. Die Grünen waren aber Anfang März optimistisch, dass die Ausländerbehörde Alaows Antrag auf Einbürgerung schnell positiv entscheiden würde.

Von da an war er deutschlandweit ein gefragter Interviewpartner. "Die große öffentliche Aufmerksamkeit für meine Kandidatur hat gezeigt, was für uns geflüchtete Menschen möglich sein kann", so Alaows. Doch in unserer Gesellschaft mangele es an diskriminierungsfreien Räumen in allen Bereichen des Lebens, so Alaows: "Es ist an uns allen, dies konkret in unserem Umfeld anzugehen und zu verändern."

Vor etwa fünf Jahren floh Alaows vor Bürgerkrieg und Militärdienst in Syrien und wurde schon kurz nach seiner Ankunft in Deutschland politisch aktiv. Der studierte Jurist setzte sich für die Rechte Geflüchteter in Bochum und als Mitinitiator der Bewegung "Seebrücke" für sichere Fluchtwege und eine Entkriminalisierung der Seenotrettung ein. Im Februar sagte Alaows im Interview mit jetzt.de , dem jungen Magazin der Süddeutschen Zeitung: "Ich will eine Stimme für geflüchtete Menschen in der Politik sein."

Die Grünen in Duisburg und Oberhausen bedauern seinen Rückzug: "Wir hätten uns gewünscht, weiterhin mit Herrn Alaows als unserem Bundestagskandidaten für eine humane Asyl- und Migrationspolitik streiten zu können." Die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, twitterte: "Dass es Tareq Alaows nicht möglich ist, für den Bundestag zu kandidieren, ohne seine und die Sicherheit seiner Familie aufs Spiel zu setzen, ist hochgradig beschämend für unsere demokratische Gesellschaft."

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