Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich mit dem Coronavirus angesteckt. Er sei am Mittwochnachmittag positiv auf das Virus getestet worden, teilte sein Ministerium in Berlin mit. Damit ist erstmals ein Minister aus dem Kabinett von Angela Merkel (CDU) an Covid-19 erkrankt. Spahn habe sich umgehend in häusliche Isolierung begeben, hieß es in der Mitteilung. "Bislang haben sich bei ihm nur Erkältungssymptome entwickelt. Alle Kontaktpersonen werden aktuell informiert."
Spahn hatte am Vormittag an der wöchentlichen Kabinettssitzung teilgenommen. Fotos zeigen ihn dabei mit einem Mund-Nasen-Schutz. Ein Regierungssprecher teilte in Berlin auf Anfrage mit, das Kabinett müsse trotzdem nicht in Quarantäne. Es tage unter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln, die darauf abzielten, dass eine Quarantäne anderer oder gar aller Teilnehmer auch dann nicht erforderlich werde, wenn eine Person teilgenommen habe, die später positiv auf das Virus getestet werde. Das Kabinett tage im Internationalen Konferenzsaal des Kanzleramts. Der Raum sei "hinsichtlich des Infektionsschutzes besonders optimiert und vom Gesundheitsamt Berlin-Mitte fachlich überprüft worden", hieß es.
In der vergangenen Woche hatte Spahn gleich zwei öffentliche Auftritte im Haus der Bundespressekonferenz gehabt, darunter einen gemeinsam mit Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) am Freitag. Giffey wurde daraufhin am späteren Mittwochnachmittag mit einem Schnelltest negativ getestet. Ein weiterer Test soll folgen. Am vergangenen Mittwoch war Spahn aufgetreten mit dem Präsidenten des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, dem Vorsitzenden der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, und der Chefin des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherungen, Doris Pfeiffer. Alle hatten im Gespräch Masken getragen und mit Abstand nebeneinander gesessen.
Laut Spahns Sprecher habe der Gesundheitsminister routinemäßig jeden Tag Fieber gemessen, ohne aber erhöhte Temperatur festzustellen. Einen Corona-Test habe der Minister nun erst absolviert, als bei ihm Erkältungssymptome aufgetreten seien. Der Gesundheitsminister habe sich nun in häusliche Isolation zurückgezogen und werde einige Termine absagen. Die Bundeskanzlerin hat dem Infizierten ihrem Sprecher zufolge eine schnelle Genesung gewünscht.
Eine Entwarnung gab es unterdessen am Mittwoch für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Auch ein zweiter Corona-Test sei bei ihm negativ ausgefallen, sagte eine Sprecherin des Bundespräsidialamts. Das zuständige Gesundheitsamt habe festgelegt, dass das Staatsoberhaupt noch bis zum 29. Oktober in Quarantäne bleiben müsse, hieß es weiter. Steinmeier hatte sich am Wochenende selbst in Quarantäne begeben, nachdem einer seiner Personenschützer positiv auf das Coronavirus getestet worden war.
Jens Spahn hatte zuvor die Auffassung vertreten, dass es in der jetzigen Corona-Situation nicht zu einem erneuten großflächigen Stillstand in Deutschland wie im Frühjahr kommen werde. "Einen zweiten Lockdown, so wie er immer gemeint wird, den sehe ich nicht", sagte er zuletzt. Bezogen auf die gesamte Bundesrepublik war am Mittwoch der kritische Wert von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen überschritten worden. Er gilt als eine wichtige Schwelle für strengere Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl mit 51,3 an, am Vortag lag sie bei 48,6. Bundesweit meldeten die Gesundheitsämter laut RKI zuletzt 7595 neue Infektionen innerhalb eines Tages, damit wurde fast der bisherige Höchststand erreicht.