Bürgerschaft - Hamburg:Linke kritisiert Corona-Berufsverbot für Sexarbeiterinnen

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Cansu Özdemir (Die Linke), Spitzenkandidatin ihrer Partei in Hamburg, schaut in die Runde. Foto: Carsten Koall/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Hamburg (dpa/lno) - Im Zusammenhang mit Verstößen gegen das coronabedingte Prostitutionsverbot sind in Hamburg bisher 20 Bußgeldbescheide über eine Gesamtsumme von mehr als 43 000 Euro ergangen. Das ergab eine Kleine Anfrage der Linksfraktion. Sie wirft der Stadt Unverhältnismäßigkeit vor. So habe der rot-grüne Senat nicht darlegen können, warum ausgerechnet Sexarbeiterinnen noch immer "mit einem totalen Verbot ihrer Dienstleistungen belegt werden", erklärte die Fraktionsvorsitzende Cansu Özdemir am Donnerstag.

"Ich halte das Festhalten an dem faktischen Berufsverbot für diskriminierend." Es zerstöre ohne ernstzunehmende Grundlage Existenzen und zwinge Sexarbeiterinnen auch in Gefahrensituationen. "Sexarbeit lässt sich nicht verbieten und findet nun unter riskanten Bedingungen im Verborgenen statt."

In den vergangenen Wochen hatten Sexarbeiterinnen und Bordellbetreiber auf St. Pauli wiederholt für die Wiederzulassung des Bordellbetriebs demonstriert. Sie sehen sich im Vergleich mit Tattoo-Studios oder Massage-Salons, in denen körpernahe Dienstleistungen wieder angeboten werden dürfen, benachteiligt.

In der Schweiz sei Sexarbeit wieder erlaubt "und es ist bislang nichts über eine Infektion auf dem Weg bekannt geworden", sagte die queerpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Carola Ensslen. "Fast sechs Monate Berufsverbot mit ungewisser Perspektive sind unverhältnismäßig."

Laut dem Leiter des Bezirksamts Mitte, Falko Droßmann (SPD), fasst der Senat eine Wiederzulassung der Prostitution in sogenannten Prostitutionsstätten im Schulterschluss mit Schleswig-Holstein und Niedersachsen ab dem 1. September ins Auge. Voraussetzung sei allerdings ein bis dahin weiter beherrschbares Infektionsgeschehen.

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