Attacke von CSU-Chef:Seehofer watscht Guttenberg ab

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Karl-Theodor zu Guttenberg tritt am Montag in Brüssel bei der EU-Kommission auf, vorher gibt es eine Abreibung aus der Heimat: CSU-Chef Horst Seehofer empfiehlt dem einstigen Shooting-Star Demut. Aus dem Bundeskabinett meldet sich Ministerin Schröder zu Wort.

Vor dem Auftritt von Karl-Theodor zu Guttenberg am kommenden Montag in Brüssel sieht sich der frühere Verteidigungsminister und einstige Heroe der CSU mit massiver Kritik konfrontiert. Sein Parteichef Horst Seehofer kritisierte Guttenberg, den er einst zu politischen Spitzenämtern verholfen hatte. Die CSU habe Guttenberg so viel Solidarität entgegen gebracht "wie noch keine Partei zuvor irgendeinem Politiker", sagte der bayerische Ministerpräsident der Welt am Sonntag. "Diese Solidarität war ehrlich."

Erkaltete Zuneigung zum einstigen Star-Parteifreund Guttenberg: CSU-Vorsitzender Horst Seehofer (Foto: dpa)

Doch: Bei Guttenbergs Versuch, seine Fehler bei der abgeschriebenen Doktorarbeit zu rechtfertigen, sei "nicht nur der Stil, sondern auch der Inhalt daneben" gewesen. Die Doktorarbeit sei ein Fehler gewesen, "damit sollte man demütig umgehen" sagte Seehofer weiter. Mit seinen Äußerungen erneuerte der CSU-Chef seine Kritik am einstigen Star der Partei.

Allerdings hält Seehofer hält nach wie vor eine Rückkehr Guttenbergs in die Politik für möglich. "Guttenberg hat hohe politische Fähigkeiten, er soll wissen, dass er weiter zu unserer Familie gehört und wir ihn zu gegebener Zeit wieder in einer aktiven Rolle sehen wollen."

Ein wenig anders sieht das eine ehemalige Kabinettskollegin des fränkischen Politikers: Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) sprach sich gegen eine Rückkehr Guttenbergs in die Politik aus. Die Union brauche den ehemaligen Verteidigungsminister nicht, sagte Schröder dem Tagesspiegel am Sonntag.

Guttenberg habe große politische Erfolge gehabt, sagte sie. "Aber mit Sicherheit kommen wir auch ohne ihn gut klar." Demonstrativ lobte Schröder Guttenbergs Nachfolger im Verteidigungsministerium, Thomas de Maizière (CDU). De Maizière sei einer "der klügsten, kompetentesten und menschlich anständigsten Minister" der Regierung, sagte sie.

Guttenberg war wegen seiner in weiten Teilen abgeschriebenen Doktorarbeit im März als Verteidigungsminister zurückgetreten und hatte alle politischen Ämter aufgegeben. Der Doktortitel wurde ihm von der Universität Bayreuth aberkannt. Die Staatsanwaltschaft Hof hat ihre Ermittlungen gegen Guttenberg vor kurzem gegen Geldauflage von 20.000 Euro eingestellt.

Ende des Sommers ging er mit seiner Familie in die USA, wo er derzeit als Mitarbeiter eines think tanks in Washington tätig ist. Guttenberg meldete sich zuletzt mit einem Interviewbuch zurück und schloss eine Kandidatur bei der Bundestagswahl 2013 nicht aus.

CSU war nicht über Guttenbergs Brüssel-Visite informiert

Sein Verhältnis zu den führenden Köpfen der CSU darf als zerrüttet gelten: Guttenberg hatte in einem Interview mit der Zeit unter anderem die "Behauptung" der CSU aufs Korn genommen, "man sei die letzte verbliebene Volkspartei". In der CSU hätten sich "doch schon viele Spinnweben gebildet." Über seinen Verbleib in der CSU äußerte sich Guttenberg nicht eindeutig, was zu Spekulationen auslöste.

Guttenbergs Auftritt am Montag in Brüssel ist ein weiterer Schritt hin zu seinem Polit-Comeback: Am Montag trifft er mit der für Telekommunikation zuständigen EU-Kommissarin Neelie Kroes zusammen, mit der er eine Strategie der EU zur Unterstützung von Internetaktivisten und Bloggern in autoritär regierten Staaten präsentieren will. Die Nachricht von Guttenbergs Visite in Brüssel sorgte in Bayern für Verblüffung. Er hatte die Partei nicht informiert.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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