Die Ausschreitungen der Ultrarechten in Charlottesville im US-Bundesstaat Virginia haben für Entsetzen gesorgt. Es ist offensichtlicher denn je: In den USA tobt ein Kulturkrieg. Ein 20-Jähriger aus Ohio raste in Charlottesville mit seinem Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten, tötete dabei eine Frau und verletzte 19 weitere Menschen.
Wer sind die Rechten? Und was hat US-Präsident Donald Trump mit ihnen zu tun? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wer sind Amerikas Rechtsextreme?
In Charlottesville trafen sich verschiedene rechtsextreme Gruppen, um gemeinsam für das zu demonstrieren, was sie "White Supremacy", "weiße Vorherrschaft", nennen. "Unite the Right", "Vereint die Rechte", lautete das Motto ihrer Proteste. Ihre rassistische Ideologie basiert auf der Vorstellung, dass Weißen mehr Macht zustehe als Menschen anderer Hautfarbe. Sie verteilen sich jedoch auf veschiedene Untergruppen.
- Organisiert haben den Protest Anhänger der Alt-Right-Bewegung. Der Name steht für "Alternative Rechte" und ist im Grunde ein verharmlosender Ausdruck für das ultrarechte politische Spektrum. Die Bewegung organisiert sich in Internetforen. Inzwischen haben sich viele kleine Gruppen gebildet, die sich zum Beispiel "Proud Boys" nennen. Einige davon geben sich hip und sind mit Europas Identitären vergleichbar.
- Weiße Kutten, Fackeln und Lynchmorde: Solche Bilder scheinen vergangenen Zeiten zu entstammen. Gewütet hat der Ku-Klux-Klan vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Doch es gibt ihn auch heute noch, er soll zwischen 5000 und 8000 Mitglieder haben.
- Hitlergruß und Hakenkreuz sind in den USA nicht verboten. Entsprechend leicht sind Neonazis zu erkennen. Sie idealisieren das Dritte Reich, propagieren Judenhass und relativieren den Holocaust. Ihre Organisationen und Parteien heißen zum Beispiel "American Nazi Party" oder "National Alliance".
- Die Neo-Confederates wollen zu dem System zurück, in dem die Gesellschaft vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg lebte. Sie sehen die Südstaaten als Opfer des Nordens, der sie zwang, die Sklaverei abzuschaffen. Sie sind nicht nur rassistisch, sondern auch homophob und frauenfeindlich.
Wer sind ihre Anführer und Sprachrohre?
- Den Begriff Alt-Right soll Richard Spencer erfunden haben. Der Chef eines nationalistischen Thinktanks bezeichnet sich selbst als "Identitären". Seine Reden beendet er auch mal mit "Heil Trump! Heil Volk! Sieg Heil!".
- David Duke ist ein ehemaliger Anführer des Ku-Klux-Klans. Er hat die Demonstration in Charlottesville mitorganisiert und schwärmte währenddessen: "Das ist ein Wendepunkt für unsere Leute in diesem Land. Wir sind entschlossen, uns unser Land zurückzuholen. Wir werden die Versprechen von Donald Trump erfüllen. Das ist, an was wir glauben. Das ist, warum wir Donald Trump gewählt haben. Weil er gesagt hat, dass er uns unser Land zurückgibt."
- Als Internet-Troll Karriere gemacht hat Tim Gionet. Unter dem Pseudonym "Baked Alaska" hetzt er online gegen Minderheiten und stellt weiße Männer als Unterdrückte dar.
- "Chemikalien im Wasser machen die verdammten Frösche schwul!" Einer der meistzitierten Sätze von Alex Jones klingt zwar witzig, ist aber ein Beispiel für die Verschwörungstheorien, die Jones in seiner Sendung "Info Wars" propagiert. Die Schuld an der Gewalt in Charlottesville gibt er linken Organisationen und Bürgerrechtsbewegungen wie "Black Lives Matter".
- Als Beispiel für einen ultrarechten, aber modernen Wortführer gilt Milo Yiannopoulos. Der Autor hat mehrmals die Alt-Right-Bewegung verharmlost und sich frauenfeindlich geäußert. Weil er Kindesmissbrauch bagatellisierte, musste er seinen Job bei der rechtspopulistischen Meinungsplattform Breitbart News verlassen.
- Sein Chef und einer seiner frühen Förderer war Steve Bannon. Der ehemalige Filmproduzent hat Breitbart News mitgegründet und von 2012 bis 2016 geleitet. In dieser Zeit baute er die Website zur "Plattform für die Alt-Right", so Bannon wörtlich, aus. Inzwischen ist er Chefstratege im Weißen Haus und damit einer der wichtigsten Köpfe in der Umgebung von Präsident Trump.