Home-Office:War nicht so gemeint

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Schluss mit "Hallo? Könnt Ihr mich hören?" Zoom-Mitarbeiter müssen den heimisch Laptop runterfahren und zurück ins Büro. (Foto: Büro Watzmann/imago/Westend61)

Ausgerechnet Videokonferenz-Anbieter und Home-Office-Pionier Zoom bestellt seine Belegschaft wieder zurück ins Büro. Über die Grenzen der Loyalität zum eigenen Produkt.

Von Marcel Laskus

Was man unter Loyalität zu seinem Arbeitgeber versteht, wurde im Laufe der Zeit immer etwas anders definiert. Früher war es einfach, da sagte schon die vor sich her getragene Selbstbezeichnung einiges aus. Die Audianer aus Ingolstadt, die Funkwerker aus dem Erfurt der DDR, die Merckianerinnen aus Darmstadt und Umgebung. Die Firma, sie war halt Teil der eigenen Identität. Dann irgendwann zogen jüngere Ansätze in die Personalabteilungen ein. Es gab jetzt auch T-Shirts, Strandtücher und Rucksäcke, in die das Firmenlogo eingestickt war. Und wie selbstverständlich schrieb man den Namen ins eigene Twitter- und Linkedin-Profil.

Was immer gleich geblieben ist: die bestenfalls auch privat gelebte Zuneigung zum Produkt. BMW-Mitarbeiterinnen fahren BMW, Bahner steigen in die Bahn, und Redakteure der Süddeutschen Zeitung rücken am Bahnhofskiosk die unter anderen Druckerzeugnissen begrabene Titelseite der SZ behutsam ins rechte Licht.

Für den Arbeitgeber ist solche Zuneigung zur eigenen Ware und Dienstleistung ein Geschenk. Umso erstaunlicher ist es, wenn sie gedämpft wird - und zwar von ganz oben, von ihm selbst, so wie jetzt bei Zoom. Zoom, das vergisst man in den Zeiten der Post-Pandemie gern, ist dieses Unternehmen, das es beinahe geschafft hätte, mit seinem Namen so sehr zum Synonym für den Videocall im Home-Office zu werden wie Tempo für das Taschentuch. Doch die Pandemie ist lange her. Der Börsenkurs implodierte. Es mussten jede Menge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen. Denn überall auf der Welt kehrten Menschen in ihre Büros zurück.

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Jetzt aber das eigentliche Drama: Auch die Belegschaft von Zoom soll laut CNN ins Büro zurück, gleich zwei Mal pro Woche. Und die Begründung hat es in sich: weil es dort "am effizientesten" wäre. Das ist ungefähr so, als hätte der Mc-Donald's-Personalchef zum Doppel-Whopper-Wettessen beim nächsten Sommerfest aufgerufen und Lufthansa zur Atlantik-Überquerung per Floß. Es liest sich wie eine kleine Kapitulation.

Ein Unternehmen, das die Großartigkeit des eigenen Produkts infrage stellt. Das ist ein Graus für Beraterinnen und Berater. Aber auch ein rarer, für alle sichtbarer Moment der Erkenntnis. Hinter all den Marketing-Phrasen funkelt da ein bisschen Wahrheit hervor. Und die Fehlbarkeit kommt immer ans Licht: So wie 2021, als Priscilla Chan, die Frau des technikgläubigen Instagram-Chefs Mark Zuckerberg, in einem Interview verriet, dass sich ihre Kinder bei Instagram nicht etwa einfach so anmelden dürften. Sondern erst dann, wenn sie reif und alt genug dafür seien.

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