Wetterlage:"Der Zenit des Sommers ist überstanden"

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Dunkler Himmel und ein Blitz über Niedersachsen. In den kommenden Wochen könnte es solche Bilder häufiger geben. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Die große Hitze ist vorüber. Folgt jetzt das nächste Extrem? Ein Gespräch mit einer Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes, die erklärt, auf was wir uns in den kommenden Wochen einstellen müssen.

Interview von Melanie Raidl

Nach mehreren Wochen extremer Hitze ist in Deutschland nun an vielen Orten heftiger Regen niedergegangen. Und während sich die einen über die Abkühlung freuen, bangen die anderen, dass noch weitere Unwetter folgen könnten. Ein Gespräch mit Meteorologin Jacqueline Kernn vom Deutschen Wetterdienst.

Frau Kernn, geht der Sommer jetzt zu Ende?

Der Zenit des Sommers ist überstanden. Es folgt in nächster Zeit eher ein Wechsel zwischen Hoch- und Tiefdruckgebieten. Deshalb haben wir wieder öfter kühlere Temperaturen oder Regen. Auch, weil die Tage kürzer werden. Es bleibt also sommerlich, aber mit Wolken, Regen und kühler Luft zwischendurch.

Also regnet es, nachdem es lange Zeit heiß war, nun öfter?

Der Regen wird uns in den nächsten Wochen womöglich häufiger begleiten, hohe Temperaturen bleiben uns trotzdem noch länger erhalten. Dass es gerade kühler geworden ist, liegt an der Kaltfront, die hereingezogen ist. Diese Kaltfront trägt feuchte Luft und die regnet sich jetzt aus.

Enden extreme Hitzeperioden meist mit einem Temperatursturz?

Nein. Wenn es vorher 25 Grad gehabt hätte, würde jetzt trotzdem kühlere Luft kommen. Das liegt an der Konstellation der Hoch- und Tiefdruckgebiete über uns. Ein Hoch führt den Wind im Uhrzeigersinn um sich herum. Ein Tief gegen den Uhrzeigersinn. Wenn wir etwa ein Tief über Hamburg haben, kommt die Luft in München aus West oder Nordwest. Westwind bedeutet kühlere Luft. Sie kommt vom Atlantik, und die Luft über dem Meer heizt sich im Sommer nicht so stark auf wie die Ost-Luft, die sich über den östlichen Landmassen stark erhitzt. Haben wir in Hamburg Hochdruck, ist es in München eben heiß.

Der Westwind ist also Schuld am plötzlichen Temperaturunterschied?

Genau. Der Wind kommt jetzt aus den frischen Meer-Regionen. Diese Luftmassen sind feuchter, nicht wie die trockene Luft der letzten Wochen.

Warum ist Regen im Sommer denn oft besonders heftig?

Wenn sich Luft stark aufheizt, kann sie mehr Wasser tragen. Wenn es dann zu Regen kommt, kann er länger anhalten und in kurzer Zeit große Mengen abgeben. Im Sommer regnet es oft in einer Stunde so viel wie im Herbst oder Winter in drei Tagen.

Wie geben Sie Unwetterwarnungen aus, um Menschen frühzeitig zu warnen?

Wir geben Unwetterwarnungen auf der Webseite oder in der App bekannt. Man kann sich auch für seinen Ort registrieren und bekommt für diesen dann Warnungen per E-Mail oder Fax. Wenn wir sehen, dass ein Unwetter kommt, dann senden wir eine akute Warnung aus. Bei schweren Gewittern geben wir eine Vorabinfo, meistens 24 Stunden vorher, damit sich die Leute darauf einstellen können. Allerdings ist das oft nicht leicht, weil viele Gewitter schnell an einer Stelle entstehen, sich ausregnen und wieder verschwinden. Die Vorlaufzeiten sind also kürzer, etwa eine Stunde. Bei längerfristigen Wetterereignissen haben wir eine Vorlaufzeit von drei bis sechs Stunden.

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