Aschewolke über russischer Halbinsel:Vulkanausbruch auf Kamtschatka gefährdet Flugverkehr

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Lava und Dampf über dem Schiwelutsch. Der Vulkan hat am Dienstag einen massiven Ascheregen ausgelöst. (Foto: Yury Demyanchuk/dpa)

Nach dem Ausbruch des Vulkans Schiwelutsch in Nordostasien ist die höchste Warnstufe für die Luftfahrt ausgegeben worden. Die Bewohner der russischen Halbinsel Kamtschatka erleben den stärksten Ascheregen seit 60 Jahren.

Der Vulkan Schiwelutsch auf der russischen Halbinsel Kamtschatka hat am Dienstag den größten Ascheregen seit 60 Jahren ausgelöst. Auf dem Boden habe sich in der Ortschaft Kljutschi innerhalb von vier Stunden eine 8,5 Zentimeter dicke Schicht aus Asche gebildet, teilte der Direktor des Instituts für Vulkanologie und Seismologie der Russischen Akademie der Wissenschaften, Alexej Oserow, mit. In dem Dorf, das mit 47 Kilometern Entfernung am nächsten an dem Vulkan liegt, sei zuletzt 1964 eine solche Menge an Asche registriert worden. Auch andere Ortschaften waren betroffen.

Der Schiwelutsch gehört mit mehr als 3000 Metern Höhe zu den größten Vulkanen der für ihre geologische Aktivität bekannten Halbinsel. Die Aschewolke soll eine Höhe von bis zu 20 Kilometer erreicht haben. Für den Flugverkehr wurde die höchste Alarmstufe Rot ausgerufen. Entlang Kamtschatkas verlaufen die Hauptflugrouten zwischen den USA und Japan.

Auf Bildern in sozialen Netzwerken war eine riesige Aschewolke zu sehen. Die Vulkanologen veröffentlichten außerdem Videos, auf denen Häuser, Autos und Straßen mit einer dicken Ascheschicht bedeckt sind. In einem Clip wurde gezeigt, wie Menschen die graue Masse mit Händen auf einer Schneedecke wegschoben.

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Vulkanologen hatten bereits seit Monaten vor einem Ausbruch des Schiwelutsch gewarnt

Behörden zufolge dauere der Ascheregen an. Die Partikel fielen demnach teils mit Schnee vermischt auf den Boden. Menschen wurden aufgerufen, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. Die Schulen sagten den Unterricht ab. Teilweise fiel die Stromversorgung aus. In Kljutschi berichteten Bewohner, aus ihren Wasserhähnen komme aschgraue Flüssigkeit. Die russische Zeitung Kommersant berichtete unter Berufung auf den örtlichen Zivilschutz, dass eine Versorgung mit Trinkwasser von einer Militärbasis aus organisiert werde.

Vulkanologen warnten, dass die Aschewolke sich von dem Riesenvulkan bis in die 450 Kilometer entfernte regionale Hauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski erstrecken könnte. Experten sind zudem im Einsatz, um das konkrete Ausmaß der Gefahr für die Bevölkerung auf der dünn besiedelten Halbinsel zu bewerten. Vulkanologen hatten bereits seit Monaten mit einem Ausbruch des Schiwelutsch gerechnet. Vor einigen Tagen hatte auch der Vulkan Besymjanny eine rund zehn Kilometer hohe Aschesäule in die Luft geblasen. Geologen veröffentlichten Fotos davon, wie Lava und Dämpfe aus dem Vulkan austraten.

Die Halbinsel Kamtschatka liegt etwa 6600 Kilometer östlich von Moskau und ist mit etwa 30 aktiven Vulkanen eines der Gebiete mit der weltweit höchsten Konzentration geothermischer Aktivität. Wegen seiner Vulkane, Geysire und Thermalquellen ist Kamtschatka ein Sehnsuchtsziel vieler Naturliebhaber. Die 1200 Kilometer lange und bis zu 450 Kilometer breite Halbinsel Kamtschatka zählt rund 160 Vulkane, doch nur die wenigsten davon sind noch aktiv. Die Vulkanregion gehört zum Unesco-Weltnaturerbe.

© SZ/dpa/Reuters/case - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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