Unfälle:Airlines meiden Sinai aus Angst vor Terror

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Die Sicherheit auf dem Flughafen von Scharm El Scheich gerät ins Visier der Ermittler. (Foto: Mike Nelson/Archiv)

London/Moskau (dpa) - Aus Sorge vor Terroranschlägen haben internationale Airlines ihre Flüge zum ägyptischen Urlaubsort Scharm el Scheich ausgesetzt.

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London/Moskau (dpa) - Aus Sorge vor Terroranschlägen haben internationale Airlines ihre Flüge zum ägyptischen Urlaubsort Scharm el Scheich ausgesetzt.

Die britische Regierung hatte zuvor erklärt, nach dem Absturz des russischen Ferienfliegers auf dem Sinai werde ein terroristischer Hintergrund immer wahrscheinlicher. Laut russischen und ägyptischen Behörden steht die Ursache des Unglücks mit 224 Toten jedoch noch nicht fest. Die Ermittlungen könnten Monate dauern, sagte der Chef des russischen Luftfahrtamts, Alexander Neradko.

Tausende Urlauber saßen wegen der gestrichenen Flüge am Donnerstag in dem beliebten Badeort auf der Sinai-Halbinsel fest und wurden von Reiseveranstaltern kostenlos in Hotels untergebracht.

In der Region hielten sich nach Informationen aus diplomatischen Kreisen bis zu 20 000 Briten auf. Nach Angaben des Deutschen Reiseverbands (DRV) befanden sich dort auch 2000 Deutsche. Für die britischen Urlauber gab es am Donnerstagabend gute Nachrichten: London erlaubte es den Fluggesellschaften, die Landsleute am Freitag unter verschärften Sicherheitsbedingungen zurück nach Großbritannien zu holen.

Der russische Urlaubsflieger mit 224 Menschen an Bord war am vergangenen Samstag kurz nach dem Start in dem ägyptischen Badeort über der Sinai-Halbinsel abgestürzt. Niemand überlebte.

Das französische Außenministerium riet den Bürgern davon ab, nach Scharm el Scheich zu reisen, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Dies gilt für den gesamten Küstenstreifen bis zur Stadt Taba. Für den Rest der Sinai-Halbinsel gibt es ohnehin eine strikte Reisewarnung. Französische Gesellschaften fliegen Scharm el Scheich nicht an.

US-Regierungssprecher Josh Earnest sagte, es könne nichts ausgeschlossen werden, auch nicht die Möglichkeit einer „terroristischen Beteiligung“. Washington prüfe, ob die Sicherheitsmaßnahmen auf Flügen in die USA verstärkt werden müssten, habe sich hier sowie mit Blick auf die Absturzursache aber noch nicht festgelegt.

Ein britisches Team und britisches Militär sind in Scharm el Scheich vor Ort. Es würden Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen organisiert, sagte der britische Außenminister Philip Hammond hinzu. Dazu gehöre, dass alles, was in die Maschinen gelange, durchleuchtet werde, und die Flugzeuge selbst genau überprüft würden. Die dahinterstehende Sorge ist, dass Terroristen einen Sprengsatz in eines der Flugzeuge schmuggeln könnten.

Am Mittwoch hatte die britische Regierung Flüge zwischen dem Urlaubsort und Großbritannien gestoppt. Auch deutsche, irische und niederländische Fluglinien strichen Verbindungen nach Scharm el Scheich. Wie die Lufthansa in Frankfurt mitteilte, waren zwei geplante Flüge der Lufthansa-Gruppe betroffen: Eurowings am kommenden Samstag ab Köln/Bonn und Edelweiss ab Zürich. Air Berlin teilte mit, der nächste Vollcharter-Flug ihrer österreichischen Tochter Niki nach Scharm el Scheich an diesem Samstag werde derzeit überprüft.

Der britische Regierungschef David Cameron und Russlands Präsident Wladimir Putin berieten telefonisch über das Unglück. Es sei wichtig, bei der Bewertung der Ereignisse die aktuellen Ermittlungsergebnisse zu berücksichtigen, sagte Putin laut Kreml-Mitteilung. Cameron hatte hingegen vor dem Telefonat gesagt: „Wir können nicht sicher sein, dass das russische Passagierflugzeug von einer terroristischen Bombe zum Absturz gebracht wurde, aber es sieht mit zunehmender Wahrscheinlichkeit so aus, als sei das der Fall gewesen“.

Die Regierung in Kairo wies die Vermutungen über einen Anschlag aber entschieden zurück: Die Ermittler hätten dafür bisher keine Belege gefunden, sagte der ägyptische Minister für zivile Luftfahrt, Hussam Kamal. Anderslautende Aussagen seien nur Hypothesen. Ein Anschlag wäre verheerend für die ägyptische Tourismusbranche, einem der wichtigsten Devisenbringer des Landes.

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