Radfahren:Vom Fahrradland noch weit entfernt

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Bremen schneidet bei der Umfrage unter den Großstädten am besten ab. (Foto: Sina Schuldt/dpa)

Viele Radfahrer in Deutschland fühlen sich unsicher, selbst die fahrradfreundlichsten Städte bekommen bei einer Umfrage nur schlechte Noten. Wo bleibt das deutsche Kopenhagen?

Deutschland hat den Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) erneut nur mit "ausreichend" bestanden. Die rund 245 000 Teilnehmenden an der nicht repräsentativen ADFC-Umfrage stellten dem Land mit Blick auf die Fahrradfreundlichkeit lediglich die Note 3,96 aus, wie der Verein am Montag in Berlin mitteilte. Seit dem vorigen Fahrradklimatest vor zwei Jahren hat sich die Stimmung damit tendenziell sogar verschlechtert (damaliges Ergebnis: 3,93). Viele Radfahrer und Radfahrerinnen fühlen sich unsicher, sie kritisieren zu schmale Radwege, zu viele auf Radstreifen parkende Autos und Unfallgefahren an Baustellen.

Unter den Städten mit mehr als 500 000 Einwohnern bewerteten die Teilnehmer Bremen am fahrradfreundlichsten, dicht gefolgt von Hannover und Frankfurt am Main. Doch selbst die Hansestadt an der Weser bekam lediglich die Note 3,57. "Es ein Trend, den wir mit Sorge beobachten", sagte die politische Bundesgeschäftsführerin des ADFC, Ann-Kathrin Schneider, am Montag bei der Vorstellung der Ergebnisse. "Grundsätzlich werden die Menschen nicht zufriedener, sondern unglücklicher. Sie haben weniger Spaß beim Fahrradfahren."

Bremen, Münster und Wettringen liegen vorn

Dennoch lasse sich vor allem in den großen Städten ein leichter Aufwärtstrend bei der Radfreundlichkeit feststellen. Das Unsicherheitsgefühl nehme eher ab. Radfahrer seien selbstbewusster geworden und würden zunehmend als Verkehrsteilnehmer akzeptiert.

Anders sehe es hingegen im ländlichen Raum aus. "Dort gibt es leider Nachholbedarf, der ländliche Raum ist unser Sorgenkind", sagte Schneider. Viele Menschen setzten dort inzwischen aufs Pedelec, die E-Fahrräder ermöglichten ihnen, auch weite Entfernungen zurückzulegen. Doch die Infrastruktur stoße da schnell an ihre Grenzen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) kündigte am Montag in Berlin Fortschrittspläne an. Wenn auf dem Land eine Lücke in der Fahrradinfrastruktur ein Sicherheitsrisiko darstelle, sei das ein Ausschlusskriterium für die gesamte Strecke. "Das kann nicht richtig sein, das muss man ändern", forderte der Minister.

Bei den mittelgroßen Städten zwischen 200 000 und 500 000 Einwohnern schnitt in diesem Jahr Münster mit der Note 3,04 am besten ab. Den Sonderpreis für den ländlichen Raum erhielt der Ort Wettringen in Nordrhein-Westfalen mit der Note 2,0. Dass aus Deutschland ein Fahrradland wird, ist das erklärte Ziel des ADFC. Die Umfrage führt der ADFC alle zwei Jahre durch, um die fahrradfreundlichsten Städte und Gemeinden in Deutschland zu küren.

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Von Andreas Schubert

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