Terrorismus - Potsdam:Polizei fasst Terrorverdächtigen: Anschlag in Berlin?

Potsdam/Gerswalde (dpa/bb) - Fünf Monate nach der Terrorattacke auf den Berliner Weihnachtsmarkt hat die Polizei womöglich einen erneuten islamistischen Anschlag in der Hauptstadt verhindert. Ein 17-jähriger syrischer Asylbewerber wurde aus einer Flüchtlingsunterkunft in Brandenburg wegen Terrorverdachts in Gewahrsam genommen, wie das Potsdamer Innenministerium und das Polizeipräsidium am Dienstag mitteilten. Die Ermittler gehen dem Verdacht nach, dass der Mann einen Selbstmordanschlag in Berlin plante.

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Potsdam/Gerswalde (dpa/bb) - Fünf Monate nach der Terrorattacke auf den Berliner Weihnachtsmarkt hat die Polizei womöglich einen erneuten islamistischen Anschlag in der Hauptstadt verhindert. Ein 17-jähriger syrischer Asylbewerber wurde aus einer Flüchtlingsunterkunft in Brandenburg wegen Terrorverdachts in Gewahrsam genommen, wie das Potsdamer Innenministerium und das Polizeipräsidium am Dienstag mitteilten. Die Ermittler gehen dem Verdacht nach, dass der Mann einen Selbstmordanschlag in Berlin plante.

Laut Bundesinnenministerium gab es allerdings keine unmittelbare Anschlagsgefahr. Derzeit lägen dem Ministerium "keine Anhaltspunkte dafür vor, dass ein Anschlag unmittelbar bevorstand", sagte eine Sprecherin in Berlin. "Die Behörden haben schnell und frühzeitig reagiert, um ein Risiko für die Bevölkerung auszuschließen."

Die Polizei hatte Hinweise unter anderem aus Berlin und Hessen erhalten, wonach sich der junge Mann im Familienkreis verabschiedet habe und in den Dschihad ("Heiliger Krieg") eingetreten sei. "Es gab einen Brief an die Mutter, aus dem ganz unzweifelhaft seine Absicht hervorging", sagte Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD). Die Mitteilung sei per WhatsApp verschickt worden.

Spezialeinsatzkräfte nahmen den Mann daraufhin fest. Dabei leistete er nach Polizeiangaben keinen Widerstand. Am frühen Nachmittag dauerte seine Befragung noch an. Einsatzkräfte des Landeskriminalamtes durchsuchten zudem das Heim. Dabei wurden drei Telefone und ein Tablet-Computer beschlagnahmt. Weitere Hinweise auf einen Terroranschlag seien nicht entdeckt worden, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums am Abend.

Der Mann sei zunächst auch nur zur Gefahrenabwehr in Gewahrsam gekommen. Ob ein Haftbefehl beantragt wird, ist noch unklar, sagte die Sprecherin. Auch überprüft die Polizei noch, ob der Mann wirklich erst 17 Jahre alt ist und aus Syrien stammt. Polizeilich war der Verdächtige zuvor laut Ministerium nicht in Erscheinung getreten.

Laut Bundesministerium zeigt die Festnahme, dass die Sicherheitsbehörden in Bund und Ländern auch angesichts der hohen Gefährdungslage in Deutschland und Europa eng und gut zusammenarbeiten und wenn nötig entschlossen und konsequent handeln. Wegen der laufenden Ermittlungen könne sie sich nicht konkreter zu dem Fall äußern, sagte die Sprecherin.

Nach den ersten Erkenntnissen war der junge Mann 2015 eingereist und wurde als Asylbewerber registriert. Er lebte nach Polizeiangaben seit 2016 in einem Heim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Gerswalde östlich von Templin in der Uckermark.

Die Bundesanwaltschaft führt in der Sache bisher kein Ermittlungsverfahren, wie ein Sprecher auf Anfrage sagte. Die Karlsruher Behörde ist zuständig für alle Straftaten, die sich in schwerwiegender Weise gegen die innere Sicherheit der Bundesrepublik richten, also für Terrorismus und Extremismus.

Im Dezember hatte ein Tunesier bei einem Anschlag mit einem Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche zwölf Menschen getötet. In Brandenburg waren im August 2016 in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) Haftbefehle gegen zwei Männer ausgesprochen worden - einen 27-jährigen mutmaßlichen IS-Sympathisanten und einen tatverdächtigen Komplizen. Ihnen wurde vorgeworfen, sich zu einer Sprengstoffexplosion verabredet zu haben. Im Juni 2016 wurde ein 28-Jähriger, der in einer Flüchtlingsunterkunft in Bliesdorf (Märkisch-Oderland) lebte, festgenommen. Gegen ihn bestand der Verdacht, mit weiteren Männern einen Anschlag in Düsseldorf geplant zu haben.

Die Uckermark ist eine Landschaft etwa 80 Kilometer nordöstlich von Berlin. Sie ist eine der am dünnsten besiedelten Gegenden Deutschlands. Hauptort ist die Stadt Prenzlau. Gerswalde liegt in einer wald- und seenreichen Gegend zwischen den Städten Prenzlau und Templin und hat etwa 1600 Einwohner.

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