Passport Index:Wohin geht die Reise?

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Singapur hat einiges zu bieten. Wer einen singapurischen Pass hat und trotzdem mal was anderes sehen möchte, hat freie Auswahl. Die Bürgerinnen und Bürger haben zu 193 von 227 Ländern auf der Welt visafreien Zugang. (Foto: imago stock/imago images / imagebroker)

Im jährlichen Ranking der besten Reisepässe hat Deutschland sich verbessert. Interessant ist aber auch, wer sich verschlechtert hat. Und warum.

Von David Pfeifer, Bangkok

Es gibt vermutlich keine Rangliste auf der Welt, die Menschen nicht dazu animiert, sich zu fragen: Und wo stehe ich? Besonders natürlich, wenn diese Rangliste Auskunft darüber gibt, wo Menschen tatsächlich stehen beziehungsweise wo sie sich aufhalten dürfen, wie der jährlich erscheinende "Henley Passport Index" aus London. Dieser weist seit 2006 aus, welche Reisepässe welcher Nationen wie viel Reisefreiheit bieten. Er basiert auf Daten der International Air Transport Association (IATA) und wird aktualisiert, sobald Änderungen der Visapolitik in Kraft treten. Auf diese Weise bildet er ab, wie groß oder klein die Welt für die Passinhaber wird.

Noch etwas größer ist sie in diesem Jahr für die Bewohner Singapurs geworden - zu 193 von 227 Reisezielen hat man mit dem entsprechenden Pass visafreien Zugang. Auf dem zweiten Platz, einen Rang besser als im Vorjahr: Deutschland - gleichauf mit Italien und Spanien. Alle drei haben freien Zugang zu 190 Reisezielen. Der ehemalige Spitzenreiter Japan landete mit Südkorea, Österreich, Finnland, Frankreich, Luxemburg und Schweden auf dem dritten Platz, mit 189 Reisezielen. Die Platzierung hängt einerseits davon ab, wie offen die Länder selbst sind, ändert sich aber auch durch Krisen, Kriege, diplomatische oder gar menschliche Verstimmungen.

Als beispielsweise auf Bali vor einigen Monaten russische Influencer auffällig geworden waren, weil sie sich nackt vor heiligen Bäumen fotografierten, gab es dafür keinen Like von der Provinzregierung. Stattdessen wurde das "Visum on Arrival" für Russen gestrichen. So sagt das Ranking zwar nichts über Einzelne aus, aber doch etwas darüber, wie sie im Ausland wahrgenommen werden. Da entsteht schnell ein Wettbewerb wie bei anderen Nationenvergleichen, der Fußball-Weltmeisterschaft oder dem Eurovision Song Contest zum Beispiel.

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Der Report liest sich auch von hinten interessant

So wies der englischsprachige Nachrichtenkanal CNN darauf hin, dass sich die USA und Großbritannien weiter "auf einem Abwärtstrend befinden", nachdem sie sich früher den ersten Platz geteilt hatten. Das Abrutschen werde zu einem "Rückgang der Soft Power der USA" beitragen, wurde bei der Veröffentlichung des Reports gemahnt. "Globale Konnektivität und Zugang sind zu unverzichtbaren Merkmalen für die Schaffung und Erhaltung von Wohlstand geworden", heißt es weiter. Es geht also auch um Geld, in Zeiten des globalisierten Kapitalismus.

Daher ist der Report auch interessant, wenn man ihn vom Ende her liest. So klagte das pakistanische Magazin The Dawn am Donnerstag, dass der pakistanische Reisepass weltweit "als viertschlechtester" eingestuft wird. Pakistan liegt mit 33 Reisezielen in der aktuellen Rangliste nur noch "vor den Pässen von Syrien, Irak und Afghanistan". Der Daily Star aus Dhaka wiederum meldete erfreut: "Bangladesch hat sich um fünf Plätze auf Rang 96 verbessert." "Indien sichert sich Platz 80", titelte The Hindu, "gehört aber auch zu den Ländern, die die visafreie Einreise am schlechtesten ermöglichen." Nun könnte man einwenden, dass Indien so groß und vielfältig ist, dass man gar nicht ausreisen muss, um etwas anderes zu sehen. Aber darum geht es bei Rankings ja nicht.

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