A380 nach Triebwerksbrand notgelandet:"Man konnte schwarze Trümmerteile durch den Rauch fliegen sehen"

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Ein australischer Riesen-Airbus A380 mit 459 Menschen an Bord ist nach einer Explosion in der Luft in Singapur notgelandet. Die Qantas-Maschine geriet über Indonesien in Not.

Für die Passagiere von Flug QF 32 müssen es schreckliche Minuten gewesen sein. Minuten, von denen der deutsche Fluggast Ulf Waschenbusch später, als er wieder sicher am Boden ist, sagt: "Das war das Furchterregendste, was ich je erlebt habe."

Bei der Notlandung der Qantas-Maschine in Singapur ist offenbar niemand verletzt worden. (Foto: AP)

Fünf Minuten nach dem Start in Singapur gab es einen lauten Knall, der aus einem der Triebwerke des Airbus A380 kam. Waschenbüsch zuckt zusammen: "Ich schaute aus dem Fenster und sah Flammen".

Der A380 der australischen Airline Qantas sollte von Singapur nach Sydney fliegen. Um 9:56 Uhr Ortszeit war er gestartet. 459 Menschen waren an Bord, 433 Passagiere und 26 Besatzungsmitglieder. Als er das Triebwerksproblem bemerkt, entscheidet der Pilot sich sofort, nach Singapur umzukehren. Vorher dreht er ein paar Runden und lässt zur Sicherheit Kerosin ab. Dann gelingt ihm die Notlandung, niemand an Bord wird verletzt.

Ulf Waschenbusch lobt nachher die Leistung des Piloten. "An Bord waren alle merkwürdig ruhig." Während sich die Besatzung um die Passagiere kümmerte, habe er sich "in guten Händen gefühlt". Auch der Australierin Rosemary Hegardy, die auf dem Heimweg nach Syndey war, stockte der Atem beim Blick aus dem Fenster: "Man konnte schwarze Teile durch die Rauch fliegen sehen, Trümmerteile".

Qantas bestätigte inzwischen, dass es ein Problem mit dem Triebwerk gab. "Wie in diesen Fällen üblich hat der Pilot sich um eine schnelle Landeerlaubnis für die Rückkehr nach Singapur bemüht", teilte die Fluggesellschaft mit. Die Fluggesellschaft äußerte sich nicht dazu, ob die Probleme auf die Ausbrüche des Vulkans Merapi zurückzuführen waren. Angesichts der Zeit des Ausfalls, 15 Minuten nach dem Start in Singapur, und der Flugroute in Richtung Sydney erschien das jedoch sehr unwahrscheinlich.

Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Alan Joyce, erklärte, nach dem Zwischenfall würden alle sechs Airbus A380 bis zur Klärung vorläufig am Boden bleiben. Qantas wies Vermutungen zurück, es habe eine Explosion an Bord gegeben.

Augenzeugen auf der indonesischen Insel Batam in der Nähe von Singapur sagten, sie hätten eine Explosion gehört und Trümmerteile durch die Luft fliegen sehen. Ein indonesischer Fernsehsender zeigte Metallteile, von denen einige die Größe einer Tür hatten und auf denen das rote Qantas-Logo eindeutig zu erkennen war. "Ich hörte eine gewaltige Explosion gegen 9:15 Uhr ( 10:15 Uhr Singapur-Zeit; Anm. d. Red.) und sah ein niedrig fliegendes Passagierflugzeug mit Rauch an einer Tragfläche", sagte der Augenzeuge Rusdi dem Fernsehsender. "Trümmer fielen auf mein Haus." Nach Angaben der indonesischen Flugsicherheitsbehörde ließ die Maschine vor der Notlandung über Indonesien Flugbenzin ab.

Rund 1200 Kilometer südöstlich von Batam stieß der Vulkan Merapi erneut Gas und Asche aus. Die Behörden haben daraufhin einige Flugrouten über dem Vulkan geschlossen. Bei einer Maschine der British Airways waren 1982 Triebwerksprobleme aufgetreten, nachdem das Flugzeug im Westen der Insel Sumatra durch eine Wolke aus vulkanischer Asche geflogen war. Die Piloten entschlossen sich damals zur Notlandung in Jakarta.

Es ist der bislang schwerste Zwischenfall mit dem A380, dem größten Passierflugzeug der Welt. Als erste Fluggesellschaft stellte Singapore Airlines die Maschine im Oktober 2007 in den Dienst. Der Jungfernflug ging von Singapur nach Sydney.

Die Lufthansa erhielt ihren ersten A380-Airbus im Frühsommer dieses Jahres. Die Lufthansa will die Maschinen zunächst weiter in der Luft lassen, sagte aber nach dem Qantas-Zwischenfall zu, ihr weiteres Vorgehen mit dem A380 zu prüfen. "Wir haben zwei Flugzeuge des Typs in der Luft", sagte ein Lufthansa-Sprecher am Donnerstag auf Nachfrage. Jetzt werde der Triebwerkshersteller kontaktiert und geprüft, was die Ursachen für die Panne sein könnte.

Die A380-Flieger der Lufthansa sind mit den gleichen Trent-900-Triebwerken des Herstellers Rolls-Royce ausgestattet, die auch bei den Qantas-Maschinen im Einsatz sind. Die Fluggesellschaften haben beim Kauf des Riesen-Airbus A380 zwei Triebwerke zur Auswahl. Neben dem Trent-900 von Rolls-Royce können sie sich für das GP7200 des Konsortiums Engine Alliance (EA) entscheiden. Zur EA gehören die Hersteller General Electric, Pratt & Whitney sowie die deutsche MTU.

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:Flammen am linken Flügel

Für die Passagiere waren es furchterregende Momente. Kurz nach dem Start in Singapur gab es an Bord von Qantas Flug 32 einen lauten Knall. Ein Triebwerk war explodiert, die Maschine musste notlanden. Von den 459 Insassen an Bord wurde niemand verletzt.

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