Prozesse - Gießen:"Fall Woolrec": Prozess um Faserabfälle auf der Zielgeraden

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Gießen (dpa/lhe) - Sieben Jahre nach der Schließung der umstrittenen Mineralfaserfirma Woolrec steuert am Landgericht Gießen der Prozess um mutmaßliche Abfall-Verstöße auf sein Ende zu. Die Plädoyers in dem langwierigen Verfahren werden voraussichtlich am kommenden Mittwoch (16. Oktober) gehalten. Die Richter verhandeln den "Fall Woolrec" seit Anfang 2018 und haben seitdem zahlreiche Zeugen und Sachverständige befragt.

Die Firma im mittelhessischen Braunfels gibt es allerdings schon lange nicht mehr: Nach heftigem Streit um eine mögliche Schadstoffbelastung durch die Verarbeitung gefährlicher künstlicher Mineralfasern legten die Behörden den Betrieb im Herbst 2012 still.

Die Staatsanwaltschaft wirft in ihrer Anklage dem früheren Geschäftsführer des Unternehmens und einem Gutachter unerlaubten Umgang mit Abfällen in einem besonders schweren Fall vor. Sie sollen sich bei der Herstellung eines Faser-Produktes nicht an Behördenauflagen gehalten haben. Zu Beginn des Verfahrens hatten die Angeklagten zu den Vorwürfen geschwiegen.

Woolrec hatte Abfälle der Mineralfasern verarbeitet. Nur nach einem bestimmten Verfahren durfte daraus ein Produkt für die Ziegelindustrie hergestellt werden. Das Unternehmen soll sich aber zwischen April 2007 und Dezember 2012 nicht an die vom Regierungspräsidium (RP) Gießen genehmigte Rezeptur gehalten haben. Der Gutachter, heißt es in der Anklageschrift weiter, soll dennoch das Produkt regelmäßig abgesegnet haben.

Im Streit um Woolrec hatten die Anwohner dem RP wiederholt Untätigkeit vorgeworfen, was die Behörde stets zurückgewiesen hatte. Das Firmengelände und die Umgebung waren mehrfach auf mögliche Schadstoffe hin untersucht worden, mit teils unterschiedlicher Bewertung der Messergebnisse. Das Urteil könnte am übernächsten Termin am 24. Oktober gesprochen werden.

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