Prozesse - Düsseldorf:Düsseldorfer gesteht Entführung in Niedersachsen

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Eine Statue der Justitia steht unter freiem Himmel. Foto: Arne Dedert/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Düsseldorf/Oyten (dpa) - Ein Düsseldorfer mit rechtsradikalen Verbindungen hat die Entführung eines Mannes in Niedersachsen gestanden. 1500 Euro habe er dafür bekommen. Von der geplanten Folter des Entführungsopfers habe er aber nichts gewusst, behauptete der Angeklagte über seinen Verteidiger am Dienstag vor dem Düsseldorfer Landgericht. "Es sollte nur eine Familienangelegenheit mit ein paar Ohrfeigen geklärt werden."

Er gehöre der Bruderschaft Deutschland an, erklärte der Angeklagte. Diese wird als rechtsextremistisch vom Verfassungsschutz beobachtet. Im November 2018 habe ihn ein anderes Mitglied gefragt, ob er Lust habe, Geld zu verdienen.

Gemeinsam mit seinem damaligen Mitbewohner und einem Gesinnungsgenossen sei er in einem Mietwagen nach Niedersachsen gefahren und habe dort auf Instruktionen gewartet. Der 23-Jährige ist wegen Gewalt und Betrugs vorbestraft.

Er arbeitet bei der Müllabfuhr und muss sich seit Dienstag wegen Geiselnahme und Körperverletzung vor dem Landgericht verantworten. Das Opfer war vor dreieinhalb Jahren im niedersächsischen Oyten entführt und laut Anklage im nahe gelegenen Blender in einem Keller von einem anderen Täter stundenlang gefoltert worden.

Gemeinsam mit zwei Komplizen soll der Angeklagte im Dezember 2018 das Opfer beim Einsteigen in sein Auto überwältigt haben. Anschließend war der Entführte in einen Keller gebracht und dort seinem Onkel überlassen worden.

Das Entführungsopfer soll zuvor die Mutter des Onkels bestohlen und dabei Gold und Geld im Wert von einer halben Million Euro erbeutet haben. Laut Anklage wusste der 23-Jährige, dass dem Entführten massive Folter drohte, damit er das Versteck der Beute preisgibt.

Dem Opfer waren damals mit einem Bunsenbrenner Verbrennungen im Gesicht, an den Beinen und im Genitalbereich zugefügt worden. Die Anklage stützt sich auf die Aussage des Opfers, auf DNA-Spuren am Tatort und auf mitgeschnittene Telefonate. Für den Prozess sind bis zum 6. Juli noch zwei weitere Verhandlungstage angesetzt.

Das Opfer, ein 32-jähriger Installateur, schilderte als Zeuge im Gericht, von drei maskierten Männern vor seinem Wohnhaus abgefangen, mehrfach geschlagen und in einen schwarzen Van gezerrt worden zu sein. Mit einem Jutesack über dem Kopf sei er "zu einem Haus am Wasser" gebracht worden. "In dem Keller des Hauses wurde ich verhört und gefoltert." Nach mehreren Stunden sei er mit dem Auto weggebracht und und freigelassen worden.

Das aktuelle Verfahren gegen den 23-Jährigen und zur Tatzeit Heranwachsenden war zunächst von der Staatsanwaltschaft Verden in Niedersachsen geführt, dann aber an die Anklagebehörde in Düsseldorf abgegeben worden.

Gegen die beiden mutmaßlichen Mittäter und den Onkel wurde bereits Anklage erhoben. Ein Prozesstermin stehe noch nicht fest, erklärte die zuständige Staatsanwaltschaft in Verden.

Der Onkel des Opfers und mutmaßliche Folterer ist wegen Anstiftung zum Mord vorbestraft und hat bereits eine achtjährige Haftstrafe abgesessen. Für den Prozess in Düsseldorf sind bis zum 6. Juli noch zwei weitere Verhandlungstage angesetzt.

© dpa-infocom, dpa:210622-99-95501/4

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