Britisches Königshaus:Familiensache im Fernsehen

  • In einer TV-Doku reden der britische Prinz Harry und Herzogin Meghan offen darüber, wie sehr die kritische Berichterstattung der Boulevardpresse in den vergangenen Monaten sie verletzt hat.
  • Als Grund für die negativen Schlagzeilen sehen die Filmmacher die Herkunft der Herzogin.
  • Prinz Harry spricht auch über das vermeintlich angespannte Verhältnis zu seinem Bruder William.

Von Alexander Menden

Es ist sicher kein Zufall, dass die Fernsehdokumentation "Harry & Meghan: Eine afrikanische Reise", die am Sonntag vom britischen Sender ITV ausgestrahlt wurde, mit einer Rede beginnt, die die Herzogin jüngst in Südafrika hielt. "Ich bin hier als Mutter, als woman of colour und als eure Schwester", sagt sie, und das Publikum jubelt.

Diese Eröffnung stößt gleich zu einem Kernthema des Dokumentarfilms vor: Die mehr oder weniger offene Kritik der britischen Boulevardpresse an Prinz Harry, 35, und Herzogin Meghan, 38, - zu bürgerlich, zu amerikanisch, zu gewöhnlich - wurzelt zumindest teilweise in einem kaum verschleierten Rassismus. Als die Herzogin etwa eine Ausgabe der britischen Vogue mitgestaltete, sagte deren Chefredakteur Edward Enninful, die Häme, die in Blättern wie der Daily Mail auf sie niederging, sei sowohl persönlich als auch rassistisch gewesen. Als ihre Schwägerin, Herzogin Catherine, das Gleiche tat, blieb solche Kritik aus.

Der ITV-Film weist immer wieder auf das Erbe der Apartheid in Südafrika hin und schlägt einen keineswegs subtilen Bogen zur Behandlung der Herzogin von Sussex in Teilen der britischen Medien. Deren verächtlicher Ton beschränkte sich übrigens schon vor der Hochzeit nicht allein auf die Boulevardpresse. Das konservative politische Magazin The Spectator etwa kommentierte: "Vor 70 Jahren wäre Meghan Markle natürlich die Art Frau gewesen, die ein Prinz sich als Geliebte genommen hätte, nicht zur Ehefrau."

Die Herzogin sagt im Gespräch mit ITV-Reporter Tom Bradby, einem langjährigen Freund Prinz Harrys, für sie als junge Mutter seien die vergangenen Monate ein "wirklicher Kampf" gewesen. Die instinktive Abneigung, die ihr Mann gegen die Boulevardpresse hegt, hat sich in letzter Zeit offenkundig noch verstärkt. Wegen der Veröffentlichung eines privaten Briefs hatte er Anfang des Monats eine Klage gegen die Zeitung Mail on Sunday angekündigt und bei dieser Gelegenheit einen direkten Bezug zwischen Prinzessin Dianas Tod und Meghans Behandlung in der Presse hergestellt: "Ich habe meine Mutter verloren und sehe jetzt, wie meine Frau Opfer der gleichen mächtigen Kräfte wird."

Auf ITV sagte er nun: "Jedes Mal, wenn ich eine Kamera sehe und sie klicken höre und blitzen sehe, erinnert es mich an damals." Die Erinnerung an den Tod seiner Mutter bezeichnet er als eine "schwärende Wunde" und den Kampf mit der Presse als "schlimmste Erinnerung an ihr Leben". Seine Familie vor Ähnlichem zu schützen, sei kein Ausdruck von "Paranoia", sondern einfach der Versuch, zu verhindern, "dass sich Vergangenes wiederholt".

Brüder haben "mal gute und mal schlechte Tage"

Zeitungen wie die Daily Mail oder The Sun konzentrieren sich in ihrer Berichterstattung über den Film allerdings vor allem auf einen anderen Aspekt: Harry habe "ausdrücklich darauf verzichtet", ein Zerwürfnis zwischen ihm und seinem Bruder zu bestreiten. Nachdem Harry und sein zwei Jahre älterer Bruder William bekannt gegeben hatten, dass sie und ihre Frauen bei öffentlichen Auftritten vorerst getrennte Wege gehen würden, hatte es viel Spekulation über einen offenen Streit zwischen den Ehepaaren gegeben.

Tatsächlich sagt Harry, es sei "Teil unserer Rolle und des Drucks, unter dem diese Familie steht", dass "Dinge passieren". Brüder hätten "mal gute und mal schlechte Tage". "Aber wir sind Brüder, und das werden wir immer sein. Wir beschreiten derzeit unterschiedliche Wege, aber ich werde immer für ihn da sein und er für mich." Das meiste, was über sie geschrieben werde, sei "aus dem Nichts gegriffen". Ein Problem, das in der sich verschärfenden Auseinandersetzung zwischen dem Herzogspaar Sussex und der britischen Boulevardpresse nicht zum letzten Mal aufgetaucht sein dürfte.

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Die "Mail on Sunday" hatte einen privaten Brief veröffentlicht. Prinz Harry spricht von einer "rücksichtslosen Kampagne" gegen seine Frau und zieht Parallelen zu seiner verstorbenen Mutter Diana.

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