Britisches Königshaus:Meghan und der Mob

Meghan, Herzogin von Sussex

Mitte Februar feierte Meghan eine Babyparty in New York. Die britische Presse empfand diese als unangemessen luxuriös.

(Foto: dpa)
  • In der britischen Klatschpresse gibt es erneut Gerüchte um einen Zwist zwischen den Herzoginnen Meghan und Kate.
  • Wegen zunehmender Hasskommentare im Internet hat das Königshaus neue Regeln für seine Social-Media-Kanäle aufgestellt.

Von Cathrin Kahlweit, London

Die Sun macht sich Sorgen um die Duchess of Sussex, die Frau von Prinz Harry, besser bekannt als Meghan. Sie sei "isoliert" vom eng gewebten Netz, das die royale Familie zusammenhält, schreibt das Boulevardblatt in einer "exklusiven" Geschichte, und sie sei derzeit auffällig "schüchtern". Experten, die Körpersprache lesen könnten, hätten das in letzter Zeit aus einer Reihe von Auftritten der Windsors herausgelesen, so das Blatt, bei denen Meghan allein stand oder nicht beachtet worden sei.

Meghan Markle, Ex-Fernsehstarlet, Medienprofi, Liebling aller Fans des britischen Königshauses - schüchtern? Schwer vorstellbar, allerdings weiß die Sun, und nicht nur die, auch, warum: Sie ist selbst schuld. Denn der Dauerstreit zwischen Meghan und Kate, Duchess of Cambridge und Frau von Prinz William, habe, geifert das Blatt, die gebürtige US-Amerikanerin zur Außenseiterin im Palast gemacht.

Es soll zwei feindliche Lager im Palast geben

Die Yellow Press im Königreich befeuert damit eine - nicht von Fakten unterfütterte - Debatte, die außerhalb des Palastes ausgetragen wird, aber mittlerweile im Königshaus massiven Ärger hervorruft: Kate Middleton und Meghan Markle, heißt es regelmäßig in Zeitungen, sozialen Netzwerken und royalen Blogs, seien sich spinnefeind. Ihr Streit um die Vormachtstellung im Palast und ihre Popularität schade den Windsors und habe die Brüder entzweit.

Die bösen Kommentare, die sich seit Monaten im Netz ergießen, gelten beiden Frauen, Meghan und Kate. Tatsächlich soll es zwei feindliche Lager geben, zwei Fan-Gruppen, die jeweils den Liebling der anderen Seite herabwürdigen. Auch Kate ist also ein Opfer ihrer Rolle und des medialen Irrsinns, der damit einhergeht. Aber Meghan, Tochter eines weißen Vaters und einer schwarzen Mutter, ehemals katholisch, einmal geschieden, linksliberal und feministisch, Meghan also ist ganz überwiegend das Ziel des Hasses.

Die Geschichten, die gestreut werden, sind so banal wie ziemlich sicher erfunden, aber sie spiegeln alle Stereotypen wider, mit denen eine Frau wie Meghan Markle belegt wird: zu eigenständig, zu selbstbewusst, zu fremd. Sie habe Kate vor ihrer Hochzeit zum Weinen gebracht - mit einem Streit über das Kleid ihres Blumenmädchens Charlotte, der kleinen Tochter von Kate und William. Kate sei empört, weil Meghan ihr Personal schlecht behandle. Meghan und Harry hätten William und seine Frau vor den Kopf gestoßen, denn sie wollten nach Windsor umziehen, um nicht mehr mit Bruder und Schwägerin in einem Gebäude leben zu müssen.

Was offenbar am schwersten wiegt: Meghan wolle Kate ausstechen und in die Fußstapfen von Lady Diana treten - also die neue Ikone der royalen Fans auf der ganzen Welt werden. Sie wolle die Diana 2.0 werden, schreibt der Express abfällig, dabei werde sie doch nie mehr sein als Meghan 1.0. Ganze 19 Mal habe sie gewagt, sich wie Diana anzuziehen, sie trage manchmal ihren Schmuck und wolle mit ihren Charities, ihrem sozialen Engagement, Dianas Beispiel folgen, um die neue Mutter Theresa der Royals zu werden.

Filmstar George Clooney, ein Freund von Meghan, machte die Sache nicht besser, als er sie aus sehr ehrenwerten Motiven mit Lady Di verglich: Meghan sei hochschwanger, ihr Kind werde im April erwartet. Und doch werde sie beständig auf das Schrecklichste verleumdet und verfolgt - so, wie Diana einst verleumdet und verfolgt worden sei. "Die Vergangenheit wiederholt sich."

Clooney wollte mit seiner Intervention vor dem Medienhype warnen, dem sich Diana auf Schritt und Tritt ausgesetzt sah, und der sich nun bei Meghan zu wiederholen droht. Aber die Presse hörte nur "Meghan und Diana". Ein Aufschrei ging durch die Netzgemeinde, Meghan habe nie das Zeug zu einer echten Diana, allein schon der Vergleich sei Anmaßung. Die Strafe der Boulevardpresse folgte ebenfalls auf dem Fuße: eine Schlagzeile mit dem Titel "Die Duchess wird nie den Titel Prinzessin tragen". Das habe die Queen so beschlossen.

Der Palast erlässt neue Vorgaben für die Netiquette

Seit Prinz Harry vor anderthalb Jahren seine Braut der Weltöffentlichkeit vorstellte, geht das so: Begeisterung über die attraktive, moderne junge Frau mischt sich mit rassistischen oder frauenfeindlichen Einlassungen, vor allem in den sozialen Netzwerken. Jede Äußerung, jeder Auftritt der 37-Jährigen, die in den USA als Star in der Serie "Suits" Aufmerksamkeit gewohnt war, wird kommentiert, mal jubelnd, mal hasserfüllt.

Schon kurz vor der Verlobung im Herbst 2017 hatte sich ihr zukünftiger Mann genötigt gesehen, mit einer öffentlichen Erklärung für Meghan Markle einzutreten und sich herabwürdigende und xenophobe Auswüchse im Netz zu verbitten. Es hat wenig genutzt.

Die Königsfamilie beliefert, von Profis betreut, auf Twitter, Facebook und Instagram Millionen Follower aus aller Welt mit Fotos und Nachrichten. Markle betreibt ihre eigenen Accounts nicht mehr weiter, seit sie in die königliche Familie einheiratete. Nun hat der Palast neue Regeln für alle Kanäle erlassen, auf denen Interessierte mit der royalen Familie kommunizieren können. Rigide Vorgaben für die Netiquette waren nötig geworden, weil die verbalen Übergriffe im Netz jedes bisher bekannte Maß überschreiten.

Die "Daily Mail" macht derweil munter weiter

Man verbitte sich, heißt es in einer sehr entschiedenen gemeinsamen Mitteilung von Clarence House und Kensington Palace, diffamierende, täuschende, drohende, offensive, sexistische, homophobe, rassistische, hasserfüllte, gewaltverherrlichende oder implizit sexuelle Kommentare. Man behalte sich zudem vor, einzelne Posts an die Strafverfolgungsbehörden weiterzuleiten und unangemessene Kommentare zu löschen.

Wüsste man es nicht besser, weil der Palast als Institution nie Gefühle hat, würde man sagen: Die Royals sind sehr, sehr sauer. Aber die Daily Mail macht derweil munter weiter. Am Mittwoch empört sich das Blatt, dass sich Meghan in den Brexit-Streit eingemischt habe. Sie habe vor Chlorhühnchen gewarnt, wie sie bei Abschluss eines Freihandelsvertrags zwischen den USA und Großbritannien nach dem EU-Austritt importiert werden könnten. Der Subtext des Artikels: "Halt dich raus."

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