SZ-Kolumne "Bester Dinge":Schnuffel muss mit

(Foto: Heinz Meis/mauritius images/Pitopia)

Zwei Schwestern reißen von zu Hause aus und konzentrieren sich beim Packen aufs Wesentliche. Erwachsene könnten ihrem Beispiel ruhig mal folgen.

Von Mareen Linnartz

Das Weite suchen, ein Abenteuer erleben, alles hinter sich lassen, das sind ja schon auch Sehnsüchte, die jeder mal hat. Erwachsenenhirne reagieren auf diesen Impuls verlässlich mit bremsenden Gedanken. Wie soll das bitte gehen, und überhaupt: Was müsste dann alles ins Gepäck, welche der 10 000 Gegenstände, die ein Durchschnittseuropäer in seinem Leben anhäuft - Regenjacke, Dokumente, Reisebügeleisen?

Kinderhirne, zum Glück, funktionieren anders. Wenn kleine Menschen die Nase voll haben, weil die Welt einfach ungerecht ist, holen sie ihren Mini-Koffer mit Marienkäfern oder ihren winzigen Wanderrucksack und stopfen ohne großes Federlesen die aus ihrer Sicht wichtigen Dinge rein: den einäugigen Kuschelaffen, ein paar Bonbons, das dickbauchige Sparschwein, zum Beispiel. So in etwa haben auch zwei Schwestern reagiert, acht und elf Jahre alt, die nach einer Auseinandersetzung mit ihren Eltern in einen Zug stiegen und von Hessen nach Niedersachsen abhauten. Sie hätten, meldet die Polizei, "kurzerhand Rucksäcke mit Proviant gepackt", "ein wenig Geld aus ihren Spardosen für alle Eventualitäten eingesteckt", und wären so mit allem Notwendigen ausgerüstet auf ihre Fahrräder gestiegen und zum Bahnhof gefahren.

Bestimmt hatten sie Herzklopfen, waren ein bisschen aufgeregt wegen ihrer Kühnheit - und hatten gleichzeitig Sehnsucht nach ihrer Mutter, nach ihrem Vater. Sie sind, sagt die Polizei, nun wieder wohlbehalten zu Hause und jetzt nicht nur um eine Erfahrung reicher: Mit dem Geld für "Eventualitäten" haben sie sich auf ihrer Reise am Bahnhof Kassel zwei Kuscheltiere gekauft.

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