Rom:Wer nicht aufpasst, wird abgezockt

Lesezeit: 2 min

Neues Bild auf der Piazza della Rotonda: Lange Schlangen vor dem Pantheon. (Foto: Alberto Pizzoli/AFP)

Das Pantheon, eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Roms, kostet neuerdings Eintritt. Entsteht jetzt ein neuer Ticket-Schwarzmarkt wie beim Kolosseum?

Von Marc Beise, Rom

Wer nicht im Pantheon war, hat Rom nicht gesehen, heißt es in der Ewigen Stadt, und dafür gibt es gute Gründe. Schon die gewaltige Säulenvorhalle inmitten der engen Altstadt muss man einfach gesehen haben, und dann das eigentliche Rund des römischen Tempels mit der einst größten Kuppel der Welt - das ist atemberaubend. Hinzu kommt das Wissen darum, dass es sich hier um eines der ältesten und am besten erhaltenen Gebäude des klassischen Roms handelt, erbaut unter den Kaisern Trajan und Hadrian auf den Resten jenes Tempels, den der Konsul Agrippa zu Ehren seines Freundes Augustus bereits vor Christi Geburt erbauen ließ. Nicht zu vergessen die Grabstätte für das Renaissance-Genie Raffael, der für manche bis heute der größte Maler ist, den es gegeben hat.

Und weil das alles so ist, zieht das Pantheon die Touristen an, und es sind jetzt, nach Corona, so viele wie nie, Millionen. Auch wenn der Andrang in der Sommerhitze etwas nachgelassen hat: Rom bleibt vollgepfropft. Am Pantheon stehen sie geduldig an, das schwarze Pflaster dampft an diesem Montag, die Sonne brennt, und das Thermometer strebt auf die 40-Grad-Marke zu. Und doch ist hier etwas anders geworden seit wenigen Tagen: Das Pantheon kostet jetzt Eintritt.

Offen für Neues: Fünf Euro kostet der Eintritt ins Pantheon jetzt. (Foto: Remo Casilli/Reuters)

Das ist für eine Kirche ungewöhnlich. In Rom sind Kirchen kostenlos zu besuchen, selbst in den Petersdom kommt man, zwar nur nach langem Anstehen, aber doch spontan und ohne Ticket. Und das Pantheon ist eine Kirche, daran werden besonders freizügig gekleidete Touristen beim Betreten der Halle erinnert, seitdem Anfang des 7. Jahrhunderts ein Kaiser einen Papst beschenkte, der das Gebäude der heiligen Maria sowie den christlichen Märtyrern weihte, offizieller Name deshalb: Santa Maria ad Martyres.

Der zuständige Priester hat dennoch Verständnis, seit Jahren wurde über eine Eintrittsgebühr diskutiert, außerdem sei es wichtig, dass der Besucherfluss geregelt werde. Auch sei der Staat für das Monument zuständig und trage daher alle anfallenden Kosten. Von den Einnahmen durch die Tickets gehen 70 Prozent ans Kulturministerium und 30 Prozent an die Diözese Rom, unter anderem für karitative Zwecke.

Großes Gedränge am Eingang. Das Pantheon hat hohe Besucherzahlen. (Foto: Remo Casilli/Reuters)

Und: Es geht um fünf Euro, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren bleiben frei. Das ist nicht die Welt, schon gar nicht in Rom. Aber mit dem Ticketing kommen die Probleme. Man kann online buchen, was oftmals nicht ganz einfach ist. Es heißt, dass so manche Kreditkarte nicht funktioniere. Ferner und vor allem besteht die Gefahr eines Schwarzmarktes, wie man ihn vom Kolosseum kennt, das wie die meisten der zentralen Touristen-Highlights seit der Corona-Pandemie nur noch online gebucht werden kann. Wer nicht aufpasst, wird abgezockt. Wer aufpasst, bekommt kurzfristig kein Ticket mehr: ausverkauft.

Reiseleiter berichten, dass sich Organisationen technisch ausgefuchst Hunderte oder sogar Tausende von Eintrittskarten sichern, wenn sie in den Verkauf gehen. Weil der Weiterverkauf von Eintrittskarten verboten ist, werden sie dann in Form von Pauschalangeboten weitergegeben, die online oder direkt vor Ort gekauft werden können. Wie, Sie haben kein Ticket? Buchen Sie bei uns, dann kommen Sie rein!

Frustriert sollte dennoch niemand sein, denn es gibt in Rom so viel zu sehen, ohne dass das Geld kostet. Und wer auf das Pantheon nicht verzichten will, kann sich immerhin über eine Änderung freuen: Statt nur einem gibt es nun drei Eingänge: für Karte, online und bar.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kolumne: Einmal im Leben
:Unterwegs auf der Via Appia

Wo einst römische Legionäre und amerikanische Soldaten marschierten, können heute Wanderer herrliche Natur genießen.

Von Marc Beise

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: