Kolumne "Bester Dinge":Im Dschungelcamp der Populisten

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(Foto: Jean Francois Badias/dpa)

Der ehemalige Politiker Nigel Farage soll in die britische Version von "Ich bin ein Star - holt mich hier raus!" einziehen. Warum nimmt er nicht noch den ein oder anderen Hetzer mit?

Von Martin Zips

Es gibt Menschen, mit denen man sich wirklich nicht ein Zwei-Personen-Zelt teilen möchte. Der britische Polit-Zündler Nigel Farage ist so ein Mensch. Unangenehm laut, immer auf ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit bedacht, gelegentlich ordinär und einer, der viel mehr spaltet als zusammenführt.

Mehr als eine Million Euro soll der Fernsehsender ITV dem 59-jährigen Rechtspopulisten nun für einen Einzug ins Dschungelcamp geboten haben. "I'm a Celebrity... Get Me out of Here!" existiert im Vereinigten Königreich noch länger als "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" in Deutschland - und dass dieser Blödsinn bis heute ein Quotenerfolg ist, gehört zu den ganz großen Rätseln der Menschheit.

Bisher trafen im australischen Dschungel vor allem D-Prominente aus dem internationalen Showbusiness aufeinander. Sie mussten Schlangen, Kakerlaken und Bullenhoden, vor allem aber sich selbst ertragen. Dass man das Kandidaten-Spektrum nun auch weiter auf Politiker auszudehnen scheint, bereitet medienkritischen Humanisten freilich Kopfzerbrechen.

Doch, klar, in dieser Kolumne wollen wir ja immer "Bester Dinge" sein und deshalb schlagen wir hiermit eine Umbenennung des TV-Formats in "Ich bin ein Populist - Lasst mich bloß drin!" vor. Unter diesem Titel würden einem nämlich eine ganze Reihe von aktuellen Volksverführern einfallen, welche man hier gerne mal nebeneinander im Käferbad sitzen sähe. Solche, die Polizeifotos von sich auf Kaffeetassen verkaufen oder Wahlen nicht anerkennen. Oder solche, die ihre Gegner vergiften oder ins Straflager schicken, sobald sie um ihre Macht fürchten. Natürlich auch ihre lächerlichen homophoben, demokratiefeindlichen und hetzerischen Vasallen aus diversen Kleinststaaten. Ja, das würde einem dann schon gefallen, wenn sich derartige Egozentriker im Zwei-Personen-Zelt gegenseitig in den Wahnsinn treiben würden. Wenn sie, wenn schon nicht aus Scham vor sich selbst, sondern wegen irgendwelcher lächerlicher Riesenspinnen, kein Auge mehr zubekämen. Wirklich, das wäre ein großer Spaß.

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