Da Sprache etwas sehr Lebendiges ist, darf man sich immer freuen, sobald mal irgendwo ein frisches Wort auftaucht. Die New York Times zum Beispiel berichtete ihren Leserinnen und Lesern gerade, in Deutschland sei das Wort "Freudenfreude" gebräuchlich. Das haben vor ihr auch schon das italienische Magazin Grazia, der Sydney Morning Herald und andere internationale Leitmedien behauptet. Nur in Deutschland scheint man von der Freudenfreude immer noch nichts mitbekommen zu haben. Das ist schade. Aber mit Besserwessi, Gendersternchen oder Wutbürger hat's ja auch etwas gedauert, bis das endlich überall angekommen war.
Freudenfreude beschreibt laut New York Times "die Glückseligkeit, die wir empfinden, wenn jemand anderes Erfolg hat". Ist das nicht viel sympathischer als etwa "umklapp" oder "schmier" - zwei deutsche Wörter, die angeblich in Portugal Karriere gemacht haben? In Schweden soll sich "besserwisser" gut behaupten, in Slowenien "bremzpakne" (Bremsbacken). In Spanien "leitmotiv", in Bulgarien "bormaschina", in Russland "buterbrod" und "inzucht" - und im Französischen, immerhin, "loustic" und "witz". Freudenfreude allerdings könnte nun eine Zeitenwende einleiten. Noch denkt jeder ja eher an "Panzer" oder "Blitzkrieg", wenn wir einen Kaffee bestellen.
Ja, der Freudenfreude sollte unsere Zukunft gehören. Auch gegen "Utepils" (Norwegisch für "Draußen-Bier"), "ringxiety" (Englisch für die Angst vor dem klingelnden Handy) oder "Gspaßlaberl" (Österreichisch für, ach, egal) hätten wir gar nichts einzuwenden. Solche formidablen Weiterentwicklungen machen den deutschen Wortschatz doch deutlich freudenfreudiger.
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