Mitten in ... Washington-Dulles
Keine Chance, von diesem Flughafen wegzukommen. Flug eins am Freitagnachmittag: technische Probleme. Flug zwei in der Nacht auf Samstag: gecancelt wegen Gewitter. Umgebucht auf Sonntag, doch nun dreht Flugzeug drei kurz vor der Startbahn um (kein Strom in der Business-Class-Küche), und Nummer vier wendet um 0.31 Uhr. Um 0.29 Uhr war die Arbeitszeit der Piloten abgelaufen. Am Montag also der fünfte Versuch, und kurz vor dem Boarding: eine Mail von United Airlines! "Wir entschuldigen uns" - mit sechs Gutscheinen à 15 Dollar. Also schnell rein in den Laden am Gate, rechts gibt es T-Shirts, Kopfhörer, Andenken, links gibt es M&M's, Pringles, Hershey's. Die Verkäufern knurrt: "Gutscheine nur für Lebensmittel!" Am Dienstag dann Landung in München: 73 Stunden zu spät, aber mit Süßigkeiten für 90 Dollar in weißen Plastiktüten. Claudio Catuogno
Mitten in ... Brühl
Kurz vor seinem 15. Geburtstag stellte unser launischer Akku-Rasenmäher den Dienst ein. "Green Mamba" war nie so eloquent wie der Kühlschrank, der bisweilen im SZ-Magazin Lebensweisheiten verbreitet und betont cool bleibt. Mamba kam stets wortlos auf den Punkt: streikte, wenn er sich überladen vorkam, blieb mitten auf der Strecke stehen, wenn er Hunger hatte, weigerte sich, den Rasen auf Stufe 1 zu traktieren. Aber diesmal half kein Strom und kein Zureden. Er sprotzelte ein letztes Mal, ganz kurz, dann schwieg er. Neuer Mäher oder Akku-Austausch? Letzterer wurde gekauft, aufgeladen und eingesetzt. Doch Mamba schwieg. Beharrlich. Rein, raus, rein, nichts ging. Die Gattin, mindestens so trotzig wie Mamba, steckte einfach den toten alten Akku rein - und der Pubermäher schnurrte wie neu. Er liebt seine Spielwiese minimal feucht und auf Stufe 5. Milan Pavlovic
Mitten in ... München
Im Beet vor einer Münchner Schule stehen zwei Frauen, eine von ihnen hält ein Küchenmesser in der Hand. Die Kleidung der beiden sieht nicht unbedingt nach Gartenarbeit aus, sondern eher nach Innendienst. Als man sie fragt, was sie denn bitteschön vorhaben, vor der Schule, mit dem Messer, werden sie erst rot, dann müssen sie lachen. Sie zeigen auf die etwa zwei Meter große Pflanze, die vor ihnen aus dem Schulbeet aufragt und die sie gerade mit der Handykamera einzufangen versuchen. Ein Blick auf die Bestimmungs-App bestätigt den Verdacht: Es handelt sich ganz eindeutig um Cannabis. Und der ist offenbar eine ganze Weile unbemerkt vor dem Schuleingang gediehen. "Immerhin mal ein origineller Streich", sagt die eine, säbelt das Grünzeug um und zerknickt es entschlossen - damit auch keiner auf dumme Gedanken kommt. Sebastian Krass
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