SZ-Kolumne "Mitten in ...":Wünsch dir wasch

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(Illustration: Marc Herold) (Foto: /)

In einer Stuttgarter Autowaschanlage wird eine SZ-Autorin von einem Opel-Fahrer weggedrängelt. So ein Blödmann! Oder vielleicht doch nicht? Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Stuttgart

Einer der ersten schönen Frühlingstage. Höchste Zeit, den alten Mercedes vom Winterdreck zu befreien. Auf die Idee sind aber auch andere gekommen: Vor der nagelneuen SB-Waschbox an einer Stuttgarter Tankstelle bin ich nicht die einzige, "Deep Cleanse" übt eine gewisse Anziehungskraft aus. Kurz bevor ich hineinrollen will, quetscht sich ein getunter Opel an mir vorbei und verschwindet in der Waschbox. Ich rufe dem Fahrer, Typ Vorort-Shishabar-Besucher, ein paar Verwünschungen hinterher. Ein unfreundlich zurückgeblafftes "Mach halt d'Auga uff!" reicht mir, um die Diskussion aufzugeben und zu warten, bis der aufgemotzte Opel abzieht. Aber nanu? Als er fertig ist, wirft der Fahrer eine Zwei-Euro-Münze in den Bezahlautomaten und ruft mir, bevor er davonbraust, ein lautes "Sorry!" zu. Er hat mir doch tatsächlich zwei Minuten Autowäsche geschenkt. Chiara Joos

(Illustration: Marc Herold) (Foto: /)

Mitten in ... München

Die Jugend ist vorbei, der Rücken zwickt - es hilft nichts, man muss etwas tun, um auch in Zukunft aus eigener Kraft vom Bürostuhl hochzukommen. Der morgendliche Besuch des Fitnessstudios ist also eher Pflicht als Kür, ein bisschen Abwechslung bringt der Blick auf die Mitsportler: Da ist etwa der Stöhner, der an den Geräten klingt, als erreiche er höchste Gipfel der Ekstase. Oder Handy-Man, der seine Untergebenen schon kurz nach sieben mit Videotelefonaten erfreut, bei denen er die Sätze unter heftigem Schnaufen hervorstößt. Und dann gibt es noch Asterix, der exakt wie eine leicht gealterte Version des gewitzten Galliers ausschaut: klein, drahtig, Schnauzbart - man kann nicht anders, als ihn sympathisch zu finden. Doch zu Recht? Neulich jedenfalls trug er ein neues T-Shirt. Die Aufschrift: "Ich bin nicht nett." Barbara Mooser

(Illustration: Marc Herold) (Foto: /)

Mitten in ... Sørvágur

Satte 300 Euro werden auf der Kreditkarte blockiert. "Für die Tunnel", sagt die Dame am Mietwagenschalter in Sørvágur auf den Färöern. So viel? "Das summiert sich schnell." Sie legt eine Karte mit den 18 Inseln auf den Tresen, gestrichelte Linien zeigen die Unterwassertunnel an. Der Stolz der Färöer ist der Eysturoyartunnilin, für die Fahrt durch die elf Kilometer lange Röhre werden 250 Kronen fällig, rund 33 Euro. Aber dafür wird echt was geboten: Lichtinstallationen, grün, rot, blau, und der einzige Unterwasserkreisverkehr der Welt, in dessen Mitte Metallfiguren sich an den Händen fassen. Wenn man die richtige Radiofrequenz einstellt, erklingt experimentelle Musik mit Tunnelbohrgeräuschen. Die Maut wird per Kennzeichen-Scan erfasst und bei Mietwagen-Rückgabe automatisch mit dem geblockten Betrag verrechnet. Es ist jeden Euro wert. Georg Ismar

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