SZ-Kolumne "Mitten in ...":Fliegendes Spaghettiträgermonster

Lesezeit: 2 Min.

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Eine SZ-Redakteurin versetzt am New Yorker Flughafen LaGuardia mit ihren Reiseklamotten die Sicherheitskontrolleurin in Aufregung. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... New York

Ist das hier wirklich der New Yorker Flughafen LaGuardia? Oder wurden wir durch eine Raum- und Zeitkapsel irrtümlich zum alten Flughafen Berlin-Schönefeld gebeamt? Die triste Empfangshalle versprüht denselben Charme, ebenso die grellen Werbeplakate der Billigflieger. Egal, schnell zur Sicherheitskontrolle. Hosentaschen ausleeren, Laptop aufs Band. Ein Schild warnt davor, Schusswaffen mitzuführen. So ein Hinweis kann in Amerika sicher nicht schaden. Dann bittet einen die Sicherheitsfrau, den schluffigen Reise-Hoodie auszuziehen. Da macht man als regelliebende Deutsche gerne mit - bis man in das entsetzte Gesicht der Kontrolleurin blickt: Wie, Sie haben unter dem Pulli nichts an? Nun ja, ein ausgeleiertes Spaghetti-Top, aber jetzt keine blickdichte Skiunterwäsche. Eine Schusswaffe im Handgepäck hätte sie vermutlich weniger erschreckt. Ann-Kathrin Nezik

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... München

Wer das System der freien Marktwirtschaft in freier Wildbahn beobachten möchte, muss nur rund um den Münchner Gärtnerplatz spazieren gehen. "Stellplatz zu vermieten", steht häufig auf Zetteln an Laternenpfählen und Ampelmasten. Liegt der Preis unter 100 Euro, sind oft alle Abreißzettel weg, bei 120 fehlen meist zumindest ein paar. Dann taucht ein Angebot für 200 Euro an einer Fassade auf. Plus 38 Euro Mehrwertsteuer und "nur für Kleinwagen in Pologröße" geeignet. Na ja, wenn's einer zahlt. Angebot und Nachfrage. Wenige Schritte weiter lockt die nächste Offerte: "Duplex mit Fernbedienung, 300 €/Monat". Leider gibt es keine Abreißzettel, die Aufschluss über die Nachfrage geben könnten. Jemand wollte dennoch sein Feedback zur Preisgestaltung dalassen. In Versalien und mit drei Ausrufezeichen versehen schrieb er auf den Zettel: "Arschloch". Veronika Wulf

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold/)

Mitten in ... Pacajes

Die Reise mit dem "Buscarril" beginnt sehr entspannt. Pünktlich um halb neun geht's los, ein Stück außerhalb der bolivianischen Metropole La Paz. Mit rund 30 Kilometern pro Stunde zuckeln wir über den Altiplano an die chilenische Grenze. Grasland, Felsen, viele Lamas. Eigentlich ist die Bahnstrecke seit Jahren stillgelegt, doch zweimal die Woche bringt nun ein Schienenbus Menschen und Getränkekisten in abgelegene Dörfer. Der Name passt perfekt, denn der blau-gelbe Mercedes-Bus fuhr früher auf der Straße. Auf der Rückfahrt sagt der Fahrer plötzlich: "Wir werden uns deutlich verspäten." Es hat geregnet, das Gleis ist mit Sand überschwemmt. Auch die Passagiere müssen nun mit anpacken. Ich nehme eine Schaufel und schaffe Matsch zur Seite. Puh, ganz schön anstrengend. Wir sind ja auch 4000 Meter über dem Meer. Sebastian Erb

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