SZ-Kolumne "Mitten in...":Heiliger Antonius, erbarme dich!

Lesezeit: 2 min

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Eine SZ-Autorin hat ihre Tasche verloren, der Bademeister empfiehlt: Da hilft nur beten. Um Gottes willen! Drei Anekdoten aus Deutschland.

Mitten in ... München

Riesenschreck beim sonntäglichen Schwimmen im Cosimabad: Die kleine Tasche mit Portemonnaie und iPhone ist weg. Wurde nicht abgegeben, niemand hat was gesehen, ein Testanruf ergibt: Das Handy ist aus. "Da hilft nur noch, zum heiligen Antonius zu beten", sagt der Bademeister. Grrrrr. Schnell nach Hause, SIM-, Giro- und Kreditkarten sperren, Wut regulieren. Vier Stunden später ein Anruf auf dem Handy des Ehemanns: "Polizeidirektion 13, hier wurden Geldbeutel und Handy Ihrer Frau abgegeben." Also auf nach Schwabing, und siehe da, es fehlt nichts, nicht mal der 20-Euro-Schein. "Hat eine Frau abgegeben, sie hat die Tasche am frühen Nachmittag an einer Bushaltestelle gefunden", sagt der Beamte. Die Bushaltestelle ist 500 Meter vom Schwimmbad entfernt. Ob die Frau Antonia heißt, wird für immer ein Rätsel sein, sie wollte anonym bleiben. Sara Peschke

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Stralsund

Ein Besuch im Ozeaneum in Stralsund. Wer will, kann dort lernen, warum wir die Ozeane schützen sollten. Zum Beispiel, weil sie 50 Mal mehr CO₂ speichern als die Atmosphäre. Man begreift, wie Wale unter dem Lärm der Schifffahrt leiden und wie empfindlich die Kinderstube des Kabeljaus ist. Auch dass der Mensch viel mehr Fisch isst, als nachwachsen kann. In der Ostsee heißt der Kabeljau Dorsch. Und da kommt er auch schon angeschwommen. Ein mächtiges Exemplar, eineinhalb Meter lang. Gemächlich dreht er seine Runden, Auge in Auge mit den staunenden Menschen hinterm Glas. Jedes Mal, wenn er vorbeischwimmt, scheint er sie zu beobachten: Was wollen die von mir? "Schau mal, Opa, wie groß der ist", sagt ein kleiner Junge. "Joo", antwortet der große Mann gedehnt, "hab ich auch schon oft rausgezogen. Beißt am besten mit dem Pilker." Martina Scherf

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Mannheim

Nein, man will nicht wieder über die Deutsche Bahn jammern, bisher lief alles gut, jetzt aber: Mannheim, Stillstand. Französische Pfadfinder steigen in den ICE, samt Riesenrucksäcken, daran baumeln Wanderschuhe, Isomatten, Trinkflaschen. Nach einer Minute ruft eine Pfadfinderstimme durch den Zug "on descend, on descend", aussteigen, aussteigen. Die Rucksäcke, Wanderschuhe, Isomatten, Trinkflaschen werden wieder vom Gepäckständer gehievt. Durchsage im Zug: "Unser Aufenthalt verzögert sich, da wir noch auf Reisende aus Frankreich warten." So was, die waren doch schon da? Die Minuten vergehen, die Leute murren. Plötzlich Jubel am Bahnsteig, "allez, allez!" Noch mehr Pfadfinder rennen die Treppe zum Gleis hoch, dann steigen alle ein, samt Rucksäcken, Wanderschuhen, Isomatten, Trinkflaschen. Die Reisenden aus Frankreich sind komplett. Elisa Britzelmeier

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