SZ-Kolumne "Mitten in ...":Kannste knicken?

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(Illustration: Marc Herold) (Foto: N/A)

Ein SZ-Redakteur besucht in Hamburg eine Lesung von Richard Ford und hat zum Signieren ein arg zerfleddertes Exemplar dabei. Ob er da wohl eine Widmung bekommt? Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Hamburg

Dann ist er da, der Moment, auf den man den ganzen Abend gewartet hat. Richard Ford ist zur Lesung nach Hamburg gekommen, um sein neues Buch vorzustellen: "Valentinstag". Anschließend signiert er. In der Schlange vor dem Tisch stehen Menschen mit unterschiedlich vielen neuen Exemplaren und man selbst mit einem zerlesenen Taschenbuch aus der Studienzeit. "Der Sportreporter" war der erste Band mit der Hauptfigur Frank Bascombe. Die vielen Stellen, an denen er einem aus dem Herzen gesprochen hat, sind mit Bleistift markiert. Ford ist ein Meister der klaren und doch kunstvollen Sätze, er beschreibt, was er sieht und was passiert. Was also wird er sagen, wenn man an der Reihe ist und ihm das Buch übergibt? Er nimmt es in die Hand, prüft es, schlägt es kurz auf. Dann sagt der große Schriftsteller Richard Ford: "Es fällt auseinander. Das mag ich." Florian Kaindl

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Zhejiang

Weiter weg geht es kaum von der Großstadt Peking: Neun Stunden mit dem Zug, dann eine lange Autofahrt die Täler entlang, jetzt ist der Hunger groß. Im Restaurant? Keine Karte, bestellt werden kann, was im Kühlschrank liegt. Ein paar Karotten, zwei Kartoffeln, ein platt gedrückter Tintenfisch. Kommt sofort! Dafür um die Ecke, kaum zu glauben, ein Café! Draußen das ländliche China mit seinen Reisfeldern und Kohlelastern, drinnen brummt die Espresso-Maschine. Der lang ersehnte Schluck, aber was ist das? Der Kaffee - eiskalt! Vorsichtige Frage an den Barista, ob es den auch in heiß gäbe? Sein Blick zunächst: totale Entgeisterung, dann folgt schallendes Gelächter. "Diese Ausländer!", ruft er und alle gucken. "Hört mal her. Jetzt trinken die ihren Kaffee auch noch wie Tee!" So was Amüsantes haben die Menschen hier schon lange nicht mehr gehört. Lea Sahay

(Illustration: Marc Herold) (Foto: N/A)

Mitten in ... Pisa

Dass mit Italienern kulinarisch nicht zu scherzen ist, weiß man spätestens, seit man in einem Ristorante den Koch mal dramatisch die Augen hat verdrehen sehen. Carbonara? Aber bitte nicht mit Sahne. Mamma mia! Daran erinnert man sich, als man nun im Supermarkt in Pisa vor dem Regal mit der Babynahrung steht. Gelbe Rübe mit Rind, Erbse mit Hühnchen - so weit alles normal. Aber was ist das? "Parmigiano" steht da auf dem Gläschen. Der Inhalt deutet farblich tatsächlich auf zu Brei verarbeiteten Parmesankäse hin. Kann das sein? Kleine Babys sollen doch gar keine Produkte aus Kuhmilch zu sich nehmen, zumindest nach deutschen Elternratgebern ernährte Babys nicht. Na ja, wird schon gutgehen. Heute Abend gibt es Parmigiano für tutta la famiglia. Für die Erwachsenen aber lieber ganz klassisch, nicht als Brei. Wozu hat man Zähne? Mamma mia! Florian Zick

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