SZ-Kolumne "Mitten in ...":Könnte nicht besser laufen!

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Der SZ-Korrespondent in Buenos Aires lernt von seinem Nachbarn, worauf es im Leben wirklich ankommt. Spoiler: Schuhe sind es nicht. Drei Anekdoten aus Deutschland und der Welt.

Mitten in ... Buenos Aires

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Glasscherben, Unrat, Hundekacke: Es braucht Mut, um barfuß durch die Straßen von Buenos Aires zu gehen. Juan, der Nachbar aus dem ersten Stock, wagt es trotzdem. Scherzhaft fragt man, ob er seine Schuhe vergessen habe? Nein, nein, sagt Juan, alles Absicht: "Ich genieße mein Leben!" Mehr als 30 Jahre habe er hart gearbeitet, als Arzt, lange Schichten, mehrere Operationen am Tag. "Ich war wie ein Zombie", sagt er. Nun aber sei er in Rente. "Weißt du, es sind die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen." Ein Glas Wein, ein Treffen mit Freunden oder, so wie jetzt, der Spaziergang mit seinem Hund, barfuß: "Um das Leben zu spüren." Und während Juan so erzählt, kackt sein Pudel auf den Bürgersteig. Juan scheint das nicht zu stören. Er verabschiedet sich freundlich und lässt den Haufen liegen. Soll man sich beschweren? Ach, scheiß drauf. Es gibt Wichtigeres im Leben. Christoph Gurk

Mitten in ... Augsburg

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Geschichtsunterricht in der 6. Klasse einer Augsburger Mittelschule, Thema Mittelalter. Ich sitze mit dem zwölfjährigen Kind, das ich als Schulbegleiterin betreue, im Klassenzimmer und lausche den Ausführungen der Lehrkraft. Leben auf der Burg, Karl der Große, Pippin der Kurze, diverse Kreuzzüge. War alles auch schon Thema die Monate zuvor. Der bayerische Lehrplan sieht eine episch lange Zeit für das Mittelalter vor, hat ja auch sehr lange gedauert, von 500 bis 1500 nach Christus Pi mal Daumen. Die Stunde ist schon eine Weile fortgeschritten, da fragt das Schulbegleitungskind unvermittelt und sehr neugierig - vermutlich inspiriert von meiner silbernen Mähne: "Und was haben Sie so im Mittelalter gemacht?" Da helfen jetzt weder Hyaluron-Gesichtsmasken noch ein guter Friseur, um aus der Nummer wieder rauszukommen. Susanne Perras

Mitten in ... München

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Auf dem Marienplatz, Menschen mit Masken eilen in alle Himmelsrichtungen. Manche tragen sie an der Armbeuge, andere am Kinn, wieder andere unter der Nase. Im Gewusel entdecken sich zwei Menschen, die sich offensichtlich kennen, sie lachen, winken, bahnen sich ihren Weg durch die Menge. Dann stehen sie sich gegenüber und reiben Nase an Nase, eine typische Begrüßung in den arabischen Golfstaaten. Wo sind ihre Masken?, denkt man. Dann: Wahnsinn, so viel Nähe, irre. Eine Gruppe von Jugendlichen beobachtet das Schauspiel, sie prusten los, brav in die Armbeuge. Die Männer haben davon nichts mitbekommen, sie strahlen einander an und wirken wie aus der Zeit gefallen. Ach, damals, als München noch maskenfrei war ... Dafür ist man ihnen für einen kurzen Moment dankbar. Und denkt gleich wieder: Hoffentlich haben die sich jetzt nicht angesteckt. Dunja Ramadan

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