SZ-Kolumne "Bester Dinge":Ein Bakterium, das elektrisiert

(Foto: Pia B. Jensen/Aarhus/VAAM/dpa)

Unter all den Dingenskirchen des Jahres sticht die "Mikrobe des Jahres" heraus: Das Kabelbakterium "Electronema" kann Strom leiten.

Von Martin Zips

Bei Stromausfall oder Kabelknappheit nütze einem das ganze digitale Zeug doch nichts, so hörte man sich selbst zuletzt immer wieder sagen. "Wirst schon sehen, dann ist es aber aus mit Handy, KI und dem ganzen anderen Blödsinn." Aber klar, seit der Wahl der "Mikrobe des Jahres 2024" wird man das jetzt freilich revidieren müssen.

Denn, das hat die Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie soeben in Frankfurt mitgeteilt: Zur Mikrobe des Jahres wurde diesmal das "stromleitende Kabelbakterium Electronema" gekürt, bei dem es sich um einen in jeder Hinsicht interessanten Mikroorganismus handelt. Nicht nur, dass das erst vor wenigen Jahren am Grund von Seen und Meeren entdeckte Bakterium beispielsweise im Wurzelbereich von Reispflanzen die Methanbildung verringert und zudem Sulfid zu Sulfat umwandeln kann. Electronema verbindet sich auch überraschend selbständig zu längeren Ketten - und verfügt über Proteinfasern, welche denen metallischer Kabel ähneln und damit den Elektronentransport ermöglichen.

"Siehst du", lautet nun der gewohnt freche Einwand der entsetzlich selbstbewussten Youtube-Generation: "Wer Electronema im Haus hat, der muss sich keine Sorgen mehr machen. Falls der Strom tatsächlich mal ausfällt, nimmt man sich einfach eine Solarzelle und verbindet sie über ein paar methanreduzierende Mikroben mit dem Handy. Fertig." Okay.

Die Zukunft von Hatespeech, Shitstorm, Katzenvideos, Insta-Ich und Laber-X dürfte jedenfalls auch langfristig gesichert sein.

Weitere Folgen der Kolumne lesen Sie hier .

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Alle Wetter
:Wie groß ist die Chance auf weiße Weihnachten?

Die SZ hat Daten des Deutschen Wetterdienstes der vergangenen 30 Jahre ausgewertet: In welchen deutschen Städten Schnee an den Feiertagen am wahrscheinlichsten ist.

Von Natalie Sablowski und Martin Zips

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: