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Lasst uns Weihnachten verschieben!
Es muss irgendwann um das Jahr 1850 gewesen sein, als die weihnachtliche Sehnsucht endgültig weiß wurde. Ältere Weihnachtskartenmotive zeigen meist noch eher herbstliche Landschaften. Mit dem Aufkommen des Wintertourismus aber – in Europa wurden Reisen in die Alpen populär, in den Vereinigten Staaten der Ausflug ins schneefreundliche Neuengland – zog das Gefrorene auf der Grußkarte ein. Auch der englische Autor Charles Dickens (1812–1870), der seine Kindheit im kältesten englischen Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts erlebte, prägte in zahlreichen Geschichten den Mythos der weißen Weihnacht.
Heute ist „White Christmas“ nicht zuletzt dank des Hits von Bing Crosby, komponiert von Irving Berlin, in aller Ohren und Köpfe. Obwohl die Krippe, um die es ja eigentlich geht, im eher schneearmen Bethlehem stand.
Eine SZ-Auswertung von Daten des Deutschen Wetterdienstes der vergangenen 30 Jahre zeigt, wie hoch die Chancen auf weihnachtlichen Schnee in ausgewählten Städten sind.
Aus romantischer Sicht könnte es also durchaus sinnvoll sein, Weihnachten etwa nach Vorbild der Ostkirche auch hierzulande in den Januar zu verlegen. Und selbst theologisch wäre das denkbar: Der genaue Geburtstermin Jesu bleibt weiterhin unbekannt, Bischof Maximus von Turin befürwortete den 25. Dezember Anfang des 5. Jahrhunderts vor allem deshalb, weil dieser Tag noch nicht von heidnischen Festen belegt war. Zudem, so die Meinung vieler Frühchristen, eignete sich der Termin bestens für eine kurzweilige Pilgerreise nach Bethlehem. Und ob dort dann Schnee lag oder nicht, war den Gläubigen eh egal.
Generell gilt, auch das ergab eine SZ-Auswertung: Seit 1961 werden weiße Feiertage in der bayerischen Landeshauptstadt immer seltener.
Auch in diesem Jahr sind die Aussichten auf weiße Weihnachten nach Einschätzung des
Deutschen Wetterdienstes in weiten Teilen Deutschlands nicht besonders gut. Schnee bis ins Flachland sei eher
unwahrscheinlich, noch gebe es aber viele Unklarheiten, sagte ein Meteorologe am Montag: "Von zeitweiligem
schauerartigen Schneefall über eine Sturmlage bis hin zu Dauerregen
ist alles möglich."