Münster:Theologe Daniel Bogner: Vatikan wie „doktrinärer Elefant“

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Mit seinem Nein zur Segnung homosexueller Partnerschaften hat sich der Vatikan nach Einschätzung des Theologen Daniel Bogner wie ein "doktrinärer Elefant im...

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Münster (dpa) - Mit seinem Nein zur Segnung homosexueller Partnerschaften hat sich der Vatikan nach Einschätzung des Theologen Daniel Bogner wie ein „doktrinärer Elefant im Porzellanladen“ aufgeführt. „Da wird auf einen Schlag zertrümmert, was Papst Franziskus an Autorität für das Leitungsamt der Kirche mühsam neu aufgebaut hat.“ Die Ausführungen der Glaubenskongregation entsprächen in keiner Weise einem zeitgenössisch-wissenschaftlichen Verständnis von menschlicher Sexualität, sagte der Professor für Moraltheologie und Ethik an der schweizerischen Universität Freiburg am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

„Das Groteske ist ja, dass Rom hier auftritt wie eine Verwaltungsoberbehörde für Moralangelegenheiten, die mal eben ein Dekret herausgibt, das in den Bereich der intimen Selbstbestimmung eingreift.“ Deshalb werde die Diskusson auch nicht enden. Bogner sieht auch keinen Grund für die im Reformprozess Synodaler Weg engagierten deutschen Katholiken, klein beizugeben. „Das wäre ein vorauseilendes Sich-Fügen in die Autorität Roms.“

„Warum sollte man das tun?“, so der Theologe. „Es ist derzeit sehr viel in Bewegung. Rom versucht, seine Position zu markieren. Man sieht aber an allen Ecken und Enden, dass das nicht funktioniert und sich die Bewegung nicht aufhalten lässt. Wir sind in einem offenen Kräftefeld. Diejenigen, die interessiert sind, Bewegung in scheinbar festgefahrene Debatten zu bringen, sind jetzt aufgefordert, den Stier bei den Hörnern zu packen und zu sagen: „Wir als deutsche Kirche meinen, dass die Lehre an bestimmten Stellen weiterentwickelt werden muss.“ Das ist legitim, und diese Herausforderung muss die deutsche Kirche jetzt annehmen.

Klar sei, dass die römische Zentrale die Deutungshoheit nicht aus der Hand geben wolle. Um das zu erreichen, werde der Eindruck erweckt, dass die katholische Lehre unveränderlich sei. „Das ist ein theologisches Missverständnis, ein Konstrukt, mit dem von Rom aber bewusst gearbeitet wird“, sagte Bogner. In Wahrheit sei die kirchliche Lehre immer in Bewegung gewesen.

© dpa-infocom, dpa:210316-99-845674/2

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