Mainz:Vorbereitungen für Ostern im Fernsehen

Lesezeit: 2 min

Ein Gitter versperrt den Zugang zum Mainzer Dom, der wegen des Coronavirus derzeit geschlossen ist. (Foto: Andreas Arnold/dpa/Archivbild)

Österliche Versammlungen in den Gemeinden finden nicht statt - aber die Kirchen in Rheinland-Pfalz wollen auf andere Weise die christliche...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Mainz/Trier (dpa/lrs) - Österliche Versammlungen in den Gemeinden finden nicht statt - aber die Kirchen in Rheinland-Pfalz wollen auf andere Weise die christliche Auferstehungsbotschaft der Corona-Krise entgegensetzen. „Ostern fällt in diesem Jahr nicht aus“, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. „Wir werden die Auferstehung feiern, aber es wird das seltsamste und traurigste Osterfest, das ich je erlebt habe.“ Zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte müssten die Gottesdienste zuhause vor dem Fernseh- oder Computerbildschirm oder als Hausandacht gefeiert werden, erklärte die Evangelische Kirche der Pfalz.

Das Karfreitagsgeschehen und Ostern machten in diesen Tagen besonders deutlich, dass Gott das Leiden der Menschen trage, sagte Bischof Kohlgraf. „Er tröstet und ermutigt uns.“ Das Bistum Mainz streamt die Karfreitagsliturgie mit Bischof Kohlgraf um 15.00 Uhr auf seiner Web-Seite. Eine Osternacht-Feier mit dem Bischof in der romanischen Gotthard-Kapelle des Mainzer Doms überträgt das ZDF live ab Samstag 23.00 Uhr. Am Ostermontag will Kohlgraf einen Gottesdienst im Katholischen Klinikum Mainz feiern, der in die Patientenzimmer übertragen wird und so mitgefeiert werden kann.

Die kirchlichen Feiern zeigten, dass Ostern nicht bloß „ein Frühlingsfest für gute Tage“ sei, erklärte der Trierer Bischof Stephan Ackermann. Die Osterbotschaft feiere das Leben, ohne seine dunklen Seiten wie Ängste, Schmerzen und Tod zu verschweigen. „Eine solche Botschaft haben wir in diesen Tagen wahrhaft nötig.“

Auch im Bistum Speyer werden Livestream-Gottesdienste „von einem Priester stellvertretend für die Gemeinde, aber ohne Beteiligung von Gläubigen im Kirchenraum gefeiert“. Eine persönliche Teilnahme am Gottesdienst in der Kirche sei nicht möglich. Es sei bitter, nicht mehr zum Gottesdienst zusammenkommen können, erklärte Bischof Karl-Heinz Wiesemann schon Mitte März. „Aber wir spüren: Wir sind trotzdem eine Gebetsgemeinschaft.“

Einen evangelischen Fernsehgottesdienst überträgt das ZDF am Ostersonntag um 9.30 Uhr aus Ingelheim. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) rief dazu auf, „überall von den Balkonen und aus Fenstern“ in den Schlusschoral „Christ ist erstanden“ einzustimmen. Einen „Wohnzimmer-Gottesdienst“ mit Kirchenpräsident Volker Jung zeigt die Kirche im Internet. Auch kleinere Kirchengemeinden wie die evangelische Philippus-Gemeinde Mainz-Bretzenheim laden zu Online-Gottesdiensten ein. Die Passions- und Ostergeschichte könne gerade in diesen Tagen Kraft geben, sagte Jung. „Ostern ist die Botschaft von der neuen Nähe zwischen Gott und Mensch und auch zwischen Mensch und Mensch.“

Der Sprecher der Diakonie in Rheinland-Pfalz, Pfarrer Albrecht Bähr, forderte die Bundesregierung auf, endlich die vor vier Wochen beschlossene Aufnahme von unbegleiteten Kindern aus den Flüchtlingslagern der griechischen Insel Lesbos zu verwirklichen. „Wie können wir Ostern, Auferstehung feiern, wenn Kinder vor unseren Augen untergehen“, kritisierte Bähr. Auf Lesbos müssten Kinder hungern und unter unmenschlichen Bedingungen leben - „doch leider scheint uns die Corona-Krise gegen ihr Elend immun zu machen“.

Der Präsident der Evangelischen Kirche der Pfalz, Christian Schad, sagte, dass Leiden und Krankheit zum Leben gehörten. Der Ostergruß „Er ist auferstanden, wahrhaftig auferstanden“ habe selten so geklungen wie in diesem Jahr: „so traurig und zugleich so froh“. Schad fügte hinzu: „Trotz alledem blühen die Narzissen, läuten die Osterglocken.“

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: