Dresden:Ein anderer Advent: Kirchen richten sich auf Distanz ein

Lesezeit: 3 min

Ein Adventsstern brennt in der Kuppel der Frauenkirche in Dresden. (Foto: Oliver Killig/dpa/Archivbild)

Nach Ostern und Pfingsten müssen Sachsens Christen auch in der Adventszeit und Weihnachten ohne die übliche Gemeinschaft auskommen. Anders als im Frühjahr...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Dresden/Görlitz (dpa/sn) - Nach Ostern und Pfingsten müssen Sachsens Christen auch in der Adventszeit und Weihnachten ohne die übliche Gemeinschaft auskommen. Anders als im Frühjahr dürfen die Kirchen offenbleiben und Gottesdienste, Andachten sowie Christmetten und -vespern gefeiert werden - unter wie bisher strengen Vorsichtsmaßnahmen: Abstand, Maskenpflicht, Kontaktnachverfolgung. Singen aber ist nicht mehr möglich.

Am Sonntag schworen der evangelische Landesbischof Tobias Bilz und sein katholischer Amtsbruder Heinrich Timmerevers vom Bistum Dresden-Meissen die Christen auf eine Advents- und Weihnachtszeit mit Einschränkungen ein. In einer gemeinsamen Erklärung zum 1. Advent baten sie, die Kontaktreduzierung mitzutragen und sich „im Sinne der Nächstenliebe“ darauf einzulassen, dass nur in kleinen Kreisen gefeiert werden kann. Sie appellierten mit Verweis auf die Weihnachtsbotschaft, „jetzt füreinander da zu sein und einander zu helfen“.

„Es wird eine Advents- und Weihnachtszeit, wie wir sie so noch nicht erlebt haben“, erklärten sie. Auch Weihnachten sei nicht in gewohnter Gemeinschaft möglich. Es „wird ein Fest, das wir im ganz kleinen Kreisen feiern müssen“, auch in den Kirchen und Gemeinden. Dennoch werde „Weihnachten mit dem, was dieses Fest ausmacht!“, versicherten sie. Und die Adventszeit sei in der Kirche auch immer eine Fastenzeit. „Das bedeutet, sich zurückzunehmen und auf Dinge zu verzichten; das tun wir jetzt.“

Es sei allen bewusst, dass die Infektionszahlen in Sachsen hoch und Kontaktbeschränkungen notwendig sind, sagte eine Sprecherin des evangelischen Landeskirchenamtes in Dresden. „Gleichzeitig brauchen die Menschen gerade jetzt tröstliche, vertraute und zuversichtliche Botschaften und Begleitung.“ Die Kirchgemeinden planen deshalb auch Christvespern - „meist häufiger und kürzer, so dass weniger Menschen in begrenzter Zeit zusammenkommen“.

Dazu kommen laut Köbsch Angebote für einen Advent zu Hause, lebendige oder digitale Adventskalender, Adventswege oder Videos, und, wie im Frühjahr, Livestreams im Internet und -Übertragungen in Radio und TV. „Sie werden diese Zeit zu etwas Besonderem machen.“ So laden die Dresdner Hochschule für Kirchenmusik und die Landesposaunenwarte online zum Mitsingen von Advents- und Weihnachtsliedern ein.

Auch die Frauenkirche Dresden ist neben Mittagsandacht und Sonntagsgottesdienst zeitweise für stilles Gebet und Besinnung geöffnet. Was tatsächlich auf Basis der neuen Corona-Schutzverordnung möglich ist im Advent und zu Weihnachten, werde noch beraten. Konzerte aber sind abgesagt.

Auch in der Dresdner Kreuzkirche sind die traditionellen und stets ausverkauften Aufführungen von Bachs Weihnachtsoratorium diesmal tabu. Der Kreuzchor plant eine Variante mit weniger Sängern und Orgel im Rahmen einer Vesper, wie sie schon im Advent gefeiert werden: kleine Besetzung und große Abstände, sagte Sprecherin Nina Bewerunge. Statt sonst über 3000 stehen je nur 800 Plätze zur Verfügung. Ob das und die überlaufenen Christvespern am Heiligabend stattfinden, ist noch offen.

„Zu keinem anderen kirchlichen Fest strömen so viele Menschen in die Gotteshäuser wie zu Heiligabend und den darauffolgenden Weihnachtstagen“, sagte Michael Baudisch, Sprecher des Bistums Dresden-Meissen. Der traditionelle Andrang wäre diesmal ein Problem: Abstand in der Kirchenbank, singen mit Maske und häufiges Lüften bremsten die Weihnachtsfreude weiter. „Aber, eines steht fest: Nach Ostern heißt das Motto in diesem Jahr nun auch zu Weihnachten: „das Fest findet in jedem Fall statt“.

Auch hier gibt es mehr und dafür kürzere Gottesdienste und Andachtsformate, um die Kirchen herum wird musiziert, das Weihnachtsevangelium gelesen, vor der Krippe gebetet und der Segen persönlich gesprochen, wie Baudisch sagte. Darüber hinaus solle ein „Ideenkoffer“ mit Angeboten für Familien auf der Bistumshomepage dazu beitragen, „dass die stille und besinnliche Advents- und Weihnachtszeit auch eine hoffnungsvolle“ wird.

Bischof Timmerevers sprach von einer Herausforderung. „Wir können darin aber auch eine Chance sehen“, sagte er. Gerade in der gegenwärtig schwierigen Zeit stellten sich viele Menschen neu die Kernfragen des Lebens, nach Zusammenhalt, Gemeinschaft, Solidarität und Werten abseits von Konsum und Kommerz. „Unsere Aufgabe bleibt es daher, den Kern der Weihnachtsbotschaft gerade in diesen Tagen deutlich zu machen: die Menschwerdung Gottes als Zeichen seiner Liebe zu uns Menschen.“

Das Bistum Görlitz regt zur familiären Vorbereitung „auf die Ankunft Jesu“ in der Zeit der Beschränkungen und Verbote an - wie schon in der Karwoche. Der „Weg zur Krippe“ führt über sonntägliche Andachten von Johannes der Täufer über die Heiligen Nikolaus, Lucia und Maria bis Heiligabend - samt Liedern und Noten, Mal- und Bastelvorlagen bis zu Rezepten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: