"Sie sind unsicher", so beschreibt Leonardo DiCaprio als Anlageberater Jordan Belfort im Film "The Wolf of Wall Street" zögerliche Kunden. "Ihr einziger wirklicher Einwand ist, dass sie euch nicht vertrauen. Warum sollten sie auch?" Und dann gibt er seinen Angestellten allerlei miese Tricks, wie man eben doch an das Geld fremder Menschen kommt.
Der deutsche Jordan Belfort, das war Jürgen Harksen aus Flensburg. Und der soll einmal gesagt haben: "Je absurder meine Versprechen waren, desto mehr haben mir meine Kunden vertraut." Aber war es tatsächlich so einfach?
Harksen war im Dezember 1960 als drittes von vier Kindern eines Vertreters und einer Friseurin zur Welt gekommen. Keine einfache Kindheit habe er gehabt, berichtete er später, sein deutscher Vater habe mit Alkohol nicht umgehen können und seine aus Dänemark stammende Mutter eine psychische Krankheit gehabt. Die Eltern starben früh, und Harksen, der in einem dänischen Internat die Mittlere Reife gemacht hatte, begann sich mit Betrügereien durchs Leben zu winden. Denn was Rhetorik anging, hatte er durchaus Talent. So großes Talent, dass er es in manchen Medien - nicht zuletzt dank Dieter Wedel, welcher sich von Harksens Leben zum TV-Zweiteiler "Gier" (2010) inspirieren ließ - zum Titel "Jahrhundert-Betrüger" brachte. Damit steht er quasi in einer Reihe mit Felix Krull, Gert Postel und dem Hauptmann von Köpenick. Harksens "Köpenickiade" bestand seit den 1980er-Jahren darin, sehr reichen Menschen zu erzählen, dass sie durch ihn noch reicher werden könnten. Also das Gegenmodell zu dem, was gerade die Aktivistin Marlene Engelhorn so macht.
Auch Dieter Bohlen und Udo Lindenberg fielen auf Harksen herein
"Nordanalyse" hieß seine Firma, welche Sportler, Geschäftsleute und Prominente anlockte. Die ersten Anleger zahlte Harksen noch aus, dann verabschiedete er sich nach Kapstadt. Neun Jahre brauchte es, bis Harksen nach Deutschland ausgeliefert wurde, einige der Fälle waren da schon verjährt. Auch Dieter Bohlen und Udo Lindenberg meldeten, sie hätten zu seinen Opfern gehört (wobei Lindenberg mal lobte, dass zumindest er sein Geld wieder zurückbekommen habe). Von den sechs Jahren und neun Monaten Haft, zu denen man Harksen dann wegen Betrugs verurteilte, saß er rund fünf ab.
Auch danach strickte er weiter an seinem Mythos: Zum Beispiel in der Autobiografie "Wie ich den Reichen ihr Geld abnahm". Fast logisch, dass einer wie er dann nach Mallorca ging und es als Weinhändler und mit Edelrestaurants versuchte, in denen überraschenderweise erneut allerlei deutsche Prominenz zu sehen war. Harksen nahm den Nachnamen seiner zweiten Frau an und hieß nun Smith. 2015 wurde er vom Landgericht Hamburg zu einer neuen Bewährungsstrafe verurteilt: Wieder ging es um Geld und falsche Versprechungen. Harksen heiratete noch ein weiteres Mal, schloss seine Restaurants wieder und versuchte sich als Galerist. Besonders gesund lebte er nie, er litt unter anderem an einer Leberzirrhose. Mit 63 Jahren ist Jürgen Harksen nun in einem Krankenhaus in Palma de Mallorca gestorben.