Rom:Verzweifelt am Strand

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Römerinnen und Römer suchen in Ostia Erholung. Die Strände gehören zum Stadtgebiet und sind leicht zu erreichen. (Foto: Filippo Monteforte/AFP)

Ein Ausflug nach Ostia gehört zum römischen Sommer. Für Sauberkeit und Sicherheit ist die Kommune zuständig. Doch jetzt fehlen Bademeister - mit schlimmen Folgen.

Von Andrea Bachstein, München

Für den 16-Jährigen ging es gerade noch gut, sonst wäre der Tag am Strand in Ostia vergangene Woche wohl sein letzter geworden. Dass er mit dem Kopf unter Wasser im Meer trieb, bemerkte ein Strandbesucher. Er und ein anderer schafften es, den Teenager ans Ufer zu bringen und Erste Hilfe zu leisten. Eigentlich hätte ja ein Bagnino eingreifen müssen, einer der als Rettungsschwimmer ausgebildeten Bademeister, die in ihren roten Shirts zu Italiens Stränden gehören. Es war aber keiner da. Wie an den meisten freien Stränden Ostias. Womöglich deshalb starb dort eine Woche zuvor ein 82-jähriger Mann, der im flachen Wasser ohnmächtig wurde. Erste Todesfälle gibt es auch anderswo in der Region Latium an freien Stränden ohne Rettungsschwimmer.

Nun ist Ostia kein abgelegenes Kaff mit seltenen Strandbesuchern. 230 000 Menschen zählt dieser äußere Stadtbezirk Roms, und im Sommer strömen Abertausende aus der ofenheißen Metropole dort an die Strände. Es gibt schönere an Latiums Küste, aber in Ostia ist das Meer ohne Stau mit dem Zug billig erreichbar. Und wer sein Handtuch an einer kostenfreien Spiaggia libera ausbreitet, kann einen preiswerten Miniurlaub genießen, vielen Römern ist das sakrosankt.

Um Müll, Duschen und Rettungsschwimmer an freien Stränden kümmert sich die Stadtteilregierung. Sollte sie jedenfalls. Sie suchte per Ausschreibung Leute, die freie Strände in dieser Saison betreuen, von 9 bis 19 Uhr den Rettungsschwimmer stellen - nötige Geräte wie Defibrillatoren hält die Kommune vor. Und der Bademeister darf Liegen und Schirme vermieten. Zu Fristende, nahe am Saisonbeginn, gab es gerade einen Bewerber. Versuche der Verwaltung, zumindest noch Rettungsschwimmer zu finden, floppten ebenso.

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Auch die bezahlten Strandbäder suchen Personal

Warum? Ein Job, der einen Sommer am Strand verheißt, die Aussicht, viele Leute kennenzulernen - ist das nicht fast Urlaub? Nun ja. An Ostias freien Stränden geht es oft laut zu und ungestümer als in Strandbädern. Es warten abends eine Menge Müll und Zehn-Stunden-Arbeitstage, auch am Wochenende. Aber die Hauptgründe für diesen Fachkräftemangel sieht ein Vertreter der Bademeister-Gewerkschaft in Latium woanders: schlechte Bezahlung bei großer Verantwortung; Arbeit für nur drei, vier Monate und damit kaum Anspruch auf Arbeitslosengeld. Da suchten die Leute lieber langfristige Jobs. Auch Strandbadbetreiber tun sich überall schwer, Bagnini zu finden, selbst bei mehr Gehalt. Ein Unternehmer von der Adria sagte dem Corriere della Sera dazu vor einer Weile, es sei nicht das Geld, junge Leute empfänden diese Arbeit als erniedrigend.

In Ostia war für einige Leute mit dem Tod des 82-Jährigen das Maß voll. Sie spannten weiß-rote Absperrbänder vor jenem Strand auf. "Gefahr" schrieben sie auf ein Schild: Angesichts unfähiger Verwalter "sehen wir uns gezwungen, den Zugang zum Strand zu schließen, bis er wieder nutzbar ist. Die Bürger von Rom". Ein Stadtbezirksverordneter verlangt nun, zumindest einen Rettungswagen ständig strandnah zu postieren. Ein anderer meint, die Stadt Rom solle Bademeister ganzjährig anstellen, dann finde man welche. In dieser Saison jedenfalls steht statt des Rettungsschwimmers an einigen freien Stränden ein Schild mit der Warnung, dass ein solcher fehlt. Selbstverständlich sind sie trotzdem voll.

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