Dorian hat als gewaltiger Hurrikan der höchsten Kategorie 5 die Bahamas erreicht. Auf den nördlichen Inseln des Archipels rissen Windböen von mehr als 300 Kilometern pro Stunde Dächer weg und knickten Strommasten um. Viele Bewohner und Touristen flüchteten entweder auf andere Inseln oder verbarrikadierten sich in Schulen, Kirchen und Notunterkünften. Berichte über Tote gab es zunächst nicht.
Ein Satellitenbild zeigt Dorian, wie er mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometern pro Stunde auf die Bahamas trifft. An der Küste lag der Meeresspiegel sieben Meter über dem üblichen Niveau, teilte das Hurrikanwarnzentrum in Miami am Sonntag mit. "Es ist verheerend", sagte Joy Jibrilu, Generaldirektorin des Tourismus- und Luftfahrtministeriums der Bahamas. "Es ist von großem Schaden an Gebäuden und Infrastruktur berichtet worden."
Hotels wurden geschlossen, Türen und Fenster verbarrikadiert. Viele Bewohner wurden mit Booten auf andere Inseln des Archipels gebracht. Die Behörden der südöstlich von Florida gelegenen Inselgruppe mit knapp 400 000 Einwohnern hatten die Bürger zuvor aufgerufen, sich in Notunterkünfte (hier im Bild) und höherliegende Orte zu begeben. Die Bewohner von Abacos, wo der Hurrikan zuerst auf Land traf, sollten noch bis Montag in den Häuser ausharren. Dorian sei ein "katastrophaler" Hurrikan der Stufe 5 von 5 - der gewaltigste Hurrikan, der die Bahamas seit Beginn der modernen Aufzeichnungen je getroffen hat, erklärte das US-Hurrikan-Zentrum.
Ein Baby schläft in einer Kirche, die für Einwohner geöffnet und zur Notfallunterkunft umfunktioniert wurde. Viele Einwohner sind den dringenden Aufrufen, ihre Häuser zu verlassen, jedoch nicht nachgekommen. "Einige haben sich geweigert", beklagte Hubert Minnis, der Premierminister der Bahamas. In Teilen Abacos könne "man nicht den Unterschied zwischen dem Beginn der Straße und dem Beginn des Ozeans erkennen".
Einige Karibik-Bewohner versuchten ihre Häuser und Geschäfte so gut wie möglich zu schützen - wie hier Yolande Rolle, die Sandsäcke vor der Türe ihres Ladens stapelt.
Mit seinen anhaltenden Windgeschwindigkeiten von über 300 Kilometern pro Stunde habe Dorian die gleiche Stärke erreicht wie 1935 ein Hurrikan am Labor Day, teilte das Hurrikanwarnzentrum der USA mit. Damals hatten die Hurrikans noch keine Namen.
Die Bahamas, die auch als Steuerparadies bekannt sind, gehören zu einem der wohlhabensten Ländern auf dem amerikanischen Kontinent. Prominente wie Microsoft-Gründer Bill Gates, Schauspieler Johnny Depp oder Designer Calvin Klein haben dort Immobilien.
Das Zentrum des Hurrikans bewegt sich nur langsam nach Westen, weswegen der Sturm voraussichtlich bis Montag über der Inselgruppe tobt und weiterhin schwere Schäden anrichten könnte. Auch US-Präsident Donald Trump warnte am Sonntag erneut vor dem Wirbelsturm. Der Hurrikan sei "einer der größten, den wir je gesehen haben", erklärte Trump und zeigte sich überrascht, dass ein Sturm überhaupt so stark sein könne.
"Dorian" soll sich nach bisherigen Prognosen am Montag leicht abschwächen und in der Nacht zum Dienstag unmittelbar vor der Ostküste Floridas in Richtung Norden abdrehen. Die US-Bundesstaaten Florida, Georgia und South Carolina haben bereits den Notstand ausgerufen: Bewohner des Örtchens Melbourne in Florida bereiten sich auf den Wirbelsturm vor und entfernen die großen Billboards, damit der Hurrikan sie nicht beschädigt.
Im Norden Floridas auf Amelia Island sind die ersten Ausläufer von "Dorian" schon sichtbar. Die US-Behörden haben für weite Teile der Ostküste in Florida eine Hurrikan-Warnung ausgesprochen. South Carolina ordnete die Evakuierung der gesamten Küste an. 800 000 Menschen wurden angewiesen, sich in Sicherheit zu bringen.