Haiti: Hilfe für Wiederaufbau:"Das Land braucht richtiges Geld"

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Die Vereinten Nationen haben einen Rekord-Spendenaufruf für Haiti gestartet: UN-Generalsekretär Ban fordert 1,44 Milliarden Dollar von den Mitgliedsstaaten.

Die Vereinten Nationen haben den größten Spendenaufruf ihrer Geschichte gestartet: Das Geld soll den Aufbau des erdbebengeschädigten Haiti finanzieren. Generalsekretär Ban Ki Moon und sein Haiti-Sonderbeauftragter Bill Clinton forderten die Mitgliedsländer auf, im Laufe dieses Jahres 1,44 Milliarden Dollar (derzeit 1,05 Milliarden Euro) zur Verfügung zu stellen.

Die Vereinten Nationen fordern 1,44 Milliarden Dollar für Haiti: UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erinnerte daran, dass das Land noch ganz am Anfang stehe und warnte vor der drohenden Regenzeit. (Foto: Foto: AFP)

Die Summe ist für das gesamte Jahr 2010 veranschlagt und mehr als doppelt so hoch wie der ursprüngliche Spendenaufruf drei Tage nach der Erdbebenkatastrophe. Damals hatten die Vereinten Nationen um 452 Millionen Dollar für die kommenden sechs Monate gebeten. Einer UN-Sprecherin zufolge gingen bislang Spenden in Höhe von 673 Millionen Dollar ein.

Die hohe Geldsumme sei nötig, weil jeder dritte Haitianer von der Katastrophe betroffen sei. Etwa 1,2 Millionen Menschen müssten über Monate mit Essen und Unterkünften versorgt werden. Bei dem Beben am 12. Januar waren mehr als 200.000 Menschen ums Leben gekommen. Den bislang größten Aufruf an die staatlichen Geldgeber hatten die Vereinten Nationen nach dem Tsunami im Indischen Ozean im Jahr 2004 gestartet. Damals hatten die Vereinten Nationen 1,41 Milliarden Dollar angefordert.

"Geben Sie, was Sie können"

Clinton sagte, Haiti brauche jetzt "keine freundlichen Versprechungen". "Das Land braucht richtiges Geld. Geben Sie einfach, was Sie geben können", sagte Clinton zu den Vertretern der UN-Staaten. Noch würden Hunderttausende Menschen in Haiti morgens nicht wissen, wie sie den Tag über ernähren sollten.

"Diese Menschen wollen ihr Land wieder aufbauen, aber sie brauchen Hilfe. Denken Sie an Psychologie! Wenn Ihr Kind Durchfall oder eine andere Krankheit hat, wenn der nächste Hurrikan Ihr Haus wegzublasen droht, dann können Sie Ihr Land nicht aufbauen", sagte Clinton. Die Welt müsse ihre beispiellose Hilfsbereitschaft fortsetzen. "Ich werde alles tun, damit Ihr Geld so gut wie möglich ausgegeben wird."

"Vor der Katastrophe im vergangenen Monat hatten wir ein Konzept für Haiti", sagte Generalsekretär Ban. "Die Herausforderung ist, dieses langfristige Programm fortzusetzen, sodass wir Haiti besser aufbauen können." Die Situation bessere sich von Tag zu Tag, aber noch stehe Haiti ganz am Anfang des Weges.

Hoffnung mache aber das "Cash for Work"-Programm ("Bares für Arbeit"), mit dem bislang 75 000 Haitianer am Wiederaufbau ihres Landes beteiligt würden. "Wenn wir die Haitianer für diese Arbeit bezahlen, geben wir Geld in ihre Hände; Geld, um ihre Familien zu versorgen, die Wirtschaft anzuschieben und ein soziales Netz zu knüpfen."

Angst vor der Regenzeit

Allein ein Drittel des Spendenvolumens für Haiti ist für die Lebensmittelversorgung vorgesehen. Zudem müsse sich das Land auf die spätestens im Mai beginnende Regenzeit und die wenig später kommenden Hurrikane vorbereiten.

Auch Ministerpräsident Jean-Max Bellerive sorgt sich um die Lage der Obdachlosen während der drohenden Regenzeit. Er befürchte einen Zusammenbruch seiner Regierung wegen der Nachwehen des Erdbebens und eine politische Spaltung, sagte Jean-Max Bellerive in einem Interview. Jeder versuche, Konflikte zu schüren, "wobei wir doch jetzt den gleichen Feind haben: das Elend, das Desaster", erklärte er.

Bellerive war zum Zeitpunkt des Bebens erst zwei Monate im Amt. Er ist bereits der sechste Ministerpräsident seit 2004 in Haiti. Die für diesen Monat geplante Parlamentswahl wurde wegen der Naturkatastrophe abgesagt, daher ist die Legitimität des Parlaments bedroht. Die für die kommenden Monate vorgesehene Präsidentenwahl findet möglicherweise ebenfalls nicht statt. Die Amtszeit von Staatschef Rene Preval endet in zwölf Monaten.

© dpa/AP/fvk/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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