Brände im Mittelmeerraum:Griechenland und Algerien kämpfen weiter gegen Brände

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Reisende warten am Flughafen von Rhodos auf eine Gelegenheit, die von Waldbränden heimgesuchte Insel zu verlassen. (Foto: Nicolas Economou/Reuters)

Auf der griechischen Mittelmeerinsel Rhodos werden 20 000 Menschen in Sicherheit gebracht, Sonderflüge sollen Touristen nach Hause bringen. Gleichwohl reisen weitere Urlauber an. In Algerien kommen bei Waldbränden 25 Menschen ums Leben.

Einige große deutsche Veranstalter sagen weitere Reisen auf die von schweren Bränden betroffene griechische Urlaubsinsel Rhodos ab. Eine Sprecherin von DER Touristik teilte mit, dass nun alle Reisen in den Süden von Rhodos bis einschließlich 29. Juli abgesagt würden. Gleiches gelte für Aufenthalte in Hotels, die auf der griechischen Insel Korfu in der offiziellen Warnzone liegen.

Der Veranstalter FTI storniere alle Reisen nach Rhodos bis einschließlich 26. Juli, sagte eine Sprecherin. Tui bringt bis einschließlich Freitag keine Touristen mehr auf die Ferieninsel. Man versuche weiterhin, die Gäste so schnell wie möglich rauszuholen, sagte eine Sprecherin. Airlines halten an ihren planmäßigen Flügen von und nach Rhodos vorerst fest. "Damit stellen wir auch Kapazitäten für die aktuell höhere Nachfrage von Rhodos zurück nach Deutschland zur Verfügung", sagte eine Eurowings-Sprecherin.

Griechenland kämpft mit großen Waldbränden. Auf Rhodos wüten nach wie vor die Feuer, die am Wochenende außer Kontrolle geraten sind, und auch anderswo gibt es inzwischen großflächige Brände. Auf Korfu scheint die schlimmste Gefahr gebannt zu sein. Die Behörden warnen aber vor einem sehr hohen Waldbrandrisiko in großen Teilen des Landes, in fünf Gegenden haben sie die höchste Alarmstufe ausgerufen.

Auf Rhodos werden an diesem Montag abermals Löschflugzeuge und Hubschrauber eingesetzt, teils auch aus der Türkei und Ägypten, wie die Feuerwehr mitteilt. Trotzdem flammte ein Feuer um die Ortschaft Gennadi wieder auf. In der Nacht kämpften Hunderte Feuerwehrleute dagegen, dass die Brände auf weitere Dörfer und Ortschaften übergreifen. Sie wurden immer wieder auch durch starke Winde entfacht.

(Foto: SZ-Karte: Mainka/Mapcreator.io/OSM; Stand: 23.7.23)

Tausende Touristen, die am Samstag wegen des starken Rauchs und der immer näher kommenden Flammen ihre Hotels rund um das beliebte Ferienstädtchen Lindos verlassen mussten, verbrachten die zweite Nacht in Sporthallen und Schulen. Viele warteten im Flughafen auf die nächste Möglichkeit abzufliegen. Der Deutsche Reiseverband (DRV) teilte mit: "Die Reiseveranstalter haben heute, morgen und am Mittwoch zahlreiche Sonderflüge im Einsatz, um die von den Evakuierungen betroffenen Reisegäste zurück nach Hause zu bringen." Der Reisekonzern Tui flog in drei Jets Urlauber nach Großbritannien zurück; die Fluggesellschaft Easyjet plante für Montag zwei weitere Flüge von Rhodos nach Gatwick, zusätzlich zu den laut Flugplan ohnehin vorgesehenen neun Flügen. In Deutschland soll am Montag ein Krisenstab im Auswärtigen Amt über die Lage beraten.

Allerdings reisten am Sonntag trotz der Brände weitere Touristen mit Charter- und Linienflügen an, wie Reporter berichteten. Etwa 90 Prozent der Hotels auf Rhodos sind nach Aussagen von Vertretern der Kommunalbehörde von den Bränden nicht betroffen - die meisten von ihnen angesichts der Hauptsaison jedoch auch ausgebucht. Die Behörden sprachen von fast 20 000 Menschen, die in Sicherheit gebracht wurden, Urlauber wie Einheimische.

Notlager: Viele Touristen und Einheimische verbrachten auch die Nacht auf Montag in Turnhallen. (Foto: Reuters)

Waldbrände auch auf Korfu, Euböa und dem griechischen Festland

Auf der Insel Korfu (Kerkyra) im Nordwesten des Landes wurde ein Waldbrand unter Kontrolle gebracht. In der Nacht zum Montag hatten die Behörden vorbeugend knapp 20 Siedlungen evakuiert und etwa 1000 Touristen und Einheimische aus dem beliebten Ferienort Nisaki mit Booten der Küstenwache in Sicherheit gebracht. Die Touristen verbrachten die Nacht in einem Theater von Korfu-Stadt. Die Gefahr sei nun vorbei und die Menschen sollten nach und nach zurück in ihre Hotels, berichtet der örtliche staatliche Radiosender.

Laut einem Bericht der Zeitung Kathimerini macht der Bürgermeister von Nordkorfu, Giorgos Mahimaris, Brandstiftung als Ursache des Feuers aus, da es gleichzeitig an drei verschiedenen Orten an den Hängen des Berges Pantokratoras ausgebrochen sei.

Die Waldbrände auf Korfu. (Foto: Julia Dzhyzhevska/REUTERS)

Auch auf der Insel Euböa (Evia), bei Karystos, und auf der Halbinsel Peloponnes nahe der kleinen Hafenstadt Egion wurden am Montagmorgen große Brände gemeldet. Zahlreiche Dörfer wurden dort evakuiert. Niemand sei bislang verletzt worden, teilte der Rettungsdienst mit.

In Algerien sind bei Waldbränden am Montag 25 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Opfern in den Bergregionen Bejaia und Bouira befinden sich auch zehn Soldaten, teilten algerische Behörden mit. Etwa 7500 Feuerwehrleute seien im Einsatz. Bisher seien etwa 1500 Menschen aus Gefahrenzonen evakuiert worden.

Auch im benachbarten Tunesien wüteten Brände. In der Grenzstadt Melloula hätten in den Bergen ausgebrochene Brände Häuser in den Randbezirken erreicht, berichteten Augenzeugen der Nachrichtenagentur Reuters. Hunderte Familien seien zur Flucht gezwungen worden.

Trocken und heiß: Behörden sprechen von hoher Waldbrandgefahr

Griechenland wird derzeit von einer Hitzewelle heimgesucht, die nach Einschätzung von Experten zur längsten werden könnte, seitdem es Messungen in dem Land gebe. In großen Teilen des Landes steigen die Temperaturen tagsüber auf Werte von 40 Grad Celsius und mehr; am Sonntag wurden im Süden der Halbinsel Peloponnes 46,4 Grad erreicht - laut Meteorologen die vierthöchste Temperatur, die je in Griechenland gemessen wurde. Erst von Donnerstag an soll es wieder etwas kühler werden.

Zugleich hat es in Gegenden wie Rhodos schon längere Zeit nicht mehr geregnet. In fünf Gegenden rief der griechische Katastrophenschutz für Montag deshalb die höchste Alarmstufe ("Extreme Brandgefahr") aus: in der Region Attika, in Zentralgriechenland in den Regionalbezirken Böotien und Euböa, auf der Peloponnes in den Regionalbezirken Argolida, Korinthia, Messinia, in Westgriechenland im Regionalbezirk Elis sowie auf Rhodos in der Südlichen Ägäis. Für acht weitere Gegenden besteht laut der offiziellen Warnung ein "sehr hohes Brandrisiko". Das werde auch in den kommenden Tagen so bleiben.

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