SZ-Kolumne "Bester Dinge":Die Milch macht's

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Mick Tutton hat 47 Jahre lang Milch ausgeliefert. Nun geht er in Rente. (Foto: Imago/Swns/Imago/Swns)

Milchmann Mick Tutton hat 47 Jahre lang im englischen St Albans frisch vor die Haustür geliefert. Nun hört er auf - und seine Kunden bedanken sich auf ganz besondere Weise.

Von Alexander Menden

In einer Welt, in der das Elektroauto als die Zukunft der Mobilität gilt, ist das britische milk float ein stiller Pionier. Seit mehr als 100 Jahren bringen die kleinen Elektrogefährte mit maximal 26 Stundenkilometern den Menschen im Vereinigten Königreich Milch in Glasflaschen vor die Haustür. Ganz so lange ist Mick Tutton noch nicht im Geschäft. Aber der Milchmann aus dem englischen Saint Albans war mindestens so zuverlässig wie das milk float, in dem er seit 1976 nicht nur Milch, sondern auch Gemüse und Eier an wöchentlich 600 Haushalte ausgeliefert hat.

"Mick hat sich um die Menschen gekümmert, vor allem um die älteren, und wurde für viele von uns zu einem Freund der Familie", hat seine langjährige Kundin Kate Crick jetzt der Lokalzeitung Herts Advertiser verraten. "Unsere Kinder haben ihn kennen und lieben gelernt, genau wie unsere Hunde. Immer hatte er ein paar Leckerlis für die Hunde dabei - sie waren so aufgeregt, wenn sie seinen Wagen die Straße entlang kommen sahen!" Der 65-Jährige war aber mehr als ein Milchlieferant: Er nahm jährlich am St.-Albans-Halbmarathon teil und sammelte damit Geld für gute Zwecke. 1999 wurde er von der Queen dafür zum "Member of the British Empire" ernannt.

Mick Tutton mit einigen Bewohnern von St Albans, die Geld für ihn gespendet haben. (Foto: Imago/Swns/Imago/Swns)

Selbst der zuverlässigste Milchwagen gibt irgendwann den Geist auf, und auch Tuttons uraltes Elektrogefährt ist jetzt irreparabel zusammengebrochen - ein Jahr bevor seine Rente fällig wird. Als Zeichen ihrer Zuneigung und um ihm finanziell über die Zeit zu helfen, haben die Menschen von St Albans auf Kate Cricks Initiative hin umgerechnet 17 500 Euro für ihn gesammelt. Nirgends gebe es "so viel Liebe und Mitmenschlichkeit" wie an dem Ort, an dem er "unglaubliche 47 Jahre im Dienst der Gemeinschaft verbracht" habe, sagt der Beschenkte.

Wer weiß, vielleicht kann Mick Tutton ja einen Teil des Geldes in einen Führerschein investieren. Den hat er nie gemacht, denn zum Führen eines milk floats braucht man keinen.

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