SZ-Kolumne "Bester Dinge":Bitte wenden

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Sieht drollig aus, ist aber gefährlich. (Foto: imago stock&people)

Schafe in Rückenlage wollen nicht am Bauch gekrault werden - sie brauchen Hilfe. Eine Anleitung, wie man sich als Tourist in Norddeutschland nützlich machen kann.

Von Violetta Simon

Als Gregor Samsa eines Morgens in Gestalt eines Käfers erwachte, auf dem Rücken liegend, die dünnen Beinchen in der Luft, quälte den jungen Mann in Kafkas "Verwandlung" nur ein Gedanke: Wieso hatte er den Wecker nicht gehört, und wie soll er als Kriechtier seinen Vertreter-Job erfüllen? Sehr löblich, doch die meisten Käfer wollen in so einer Situation nur: auf die Beine kommen, bevor es zu Ende geht.

Auch Menschen wirken in Rückenlage oft hilflos. Die Versuche Sonnenbadender, sich aus einem Liegestuhl zu erheben, erinnern mitunter an das Strampeln eines Käfers. Weitaus dramatischer aber ist die Situation für Schafe, die unter anderem in Norddeutschland zum Landschaftsbild gehören. Wälzen sich die Tiere im Gras, landen sie manchmal auf dem Rücken - und bleiben dort, hilflos mit den Beinen zappelnd. Das Übel ereilt nicht nur trächtige Auen. Die angezüchtete Wollschicht wird vor allem bei Nässe so schwer, dass die Schafe nicht mehr hochkommen, so die Kritik von Tierschützern.

Tatsächlich ist das Ganze nicht halb so drollig, wie es aussieht: Ein Schaf in Rückenlage stirbt durch Ersticken oder Kreislaufversagen. Weshalb das Land Niedersachsen auch in dieser Urlaubssaison Touristen dazu aufruft, sich bitte nützlich zu machen. Nun wiegt so ein Tier locker drei Zentner, daher kommt es auf die Technik an: vorsichtig von der Seite nähern, dann das Tier beherzt an Nacken und Becken packen und auf die Seite schubsen, damit es selbst aufstehen kann.

Anschließend sollten Sie sich entfernen - Schafe streicheln ist nach wie vor ungern gesehen. Kleiner Trost: Mit dieser Technik macht man sich auch unter Sonnenanbetern in Rückenlage viele Freunde.

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