Da lagen sie also tatsächlich, von Schnee und Eis halb vergraben. Im vergangenen Jahr haben Forscher am Mount Lucania im kanadischen Yukon-Territorium mehrere alte Kameras gefunden. Sie gehörten dem Kartografen Bradford Washburn, der 1937 als erster Mensch den 5240 Meter hohen Berg besteigen und umfassend fotografieren wollte. Ein Wetterumbruch zwang ihn allerdings zur Umkehr - seine Ausrüstung musste er hinter sich lassen. Kanadische Restauratoren versuchen jetzt, die Bilder auf den alten Kameras zu retten. Kann die Menschheit aus ihnen etwas lernen über den Klimawandel, den Rückgang der Gletscher in den vergangenen 85 Jahren?
Mit alten wiedergefunden Kameras ist es ein bisschen wie mit der Flaschenpost: Nachrichten aus der Vergangenheit, ob schriftlich oder visuell, üben eine veritable Faszination aus. Es ist ein wenig so, als tue sich da kurz ein Fenster auf, durch das man plötzlich Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte zurückblicken kann.
Ein sicherlich rein historisches Interesse dürfte dieser Tage auch den US-Amerikaner Spencer Greiner getrieben haben, als er jene pompejanisch anmutende Digitalkamera, die er im Uferschlamm des Animas River in Colorado gefunden hatte, zu Hause mit dem Schraubenzieher öffnete. Was er auf der darin verborgenen Speicherkarte fand, ist womöglich nur von geringer Bedeutung für die Menschheit: Hundefotos, Babyfotos, Junggesellinnenabschied, Hochzeit und Schlauchbootfahrt, privates Glück in 179 Dateien. Greiner hat die 13 Jahre alten Fotos auf Facebook gepostet, und es dauerte nicht lang, bis jemand jemanden erkannte. Die Besitzerin soll sich sehr gefreut haben über den Flashback ins Jahr 2010, über ein paar fast versunkene Erinnerungen.
Oben erwähnten Konservatoren wäre also zu wünschen, dass die Bilder des alten Washburn auch ein bisschen was Bedeutungsloses zeigen, jedenfalls etwas Herzerwärmenderes als nur kalte Berge und eisigen Schnee.
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