Stilkritik: Tierliebe:Wo die großen Elefanten spazieren gehen

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Vielleicht im Saarland oder doch auf dem Tempelhofer Feld? Ginge es nach Botswanas Präsident Masisi, würden bald 20 000 Elefanten in Deutschland leben. (Foto: Matthias Graben/imago/imagebroker)

Weil sein Land unter einer Elefanten-Überpopulation leidet, möchte Botswanas Präsident 20 000 Dickhäuter nach Deutschland schicken. Über Tierschutz und seine Grenzen.

Von Martin Zips

Vom großen Leonardo da Vinci wird berichtet, dass er auf seinen Spaziergängen durch Florenz die Vögel der Straßenhändler aus ihren Käfigen befreite, um ihnen die Freiheit zu schenken. Sicher: Die 20 000 Elefanten, welche Botswanas Präsident Mokgweetsi Masisi nun der Bundesrepublik Deutschland schenken will ("Wir akzeptieren kein Nein") sind bereits in Freiheit. Der internationale Artenschutz habe in Botswana mittlerweile zu einer Elefanten-Überpopulation geführt, so der Politiker, jetzt müsse man wieder die Menschen schützen: vor Dickhäutern und bewaffneten Nationalpark-Rangern. Abschusslizenzen seien da die bessere Lösung als die Einfuhrbeschränkung von Jagdtrophäen, wie sie die grüne deutsche Umweltministerin Steffi Lemke fordert. Oder eben: Aussiedlung.

Natürlich: Auch hierzulande stößt Tierliebe oft an ihre Grenzen. Zum Beispiel, wenn es um Wölfe, Bären, die asiatische Hornisse, die Stinkwanze, den Staffordshire Bullterrier oder die Ratte geht. Auch mit Elefanten hatte man in Deutschland, seitdem 1950 die Elefantenkuh Tuffi aus der Schwebebahn in die Wupper gestürzt ist, immer wieder mal Probleme. Was macht man, wenn man plötzlich 20 000 Elefanten aus Botswana geschenkt bekommt? Überlässt man ihnen das Tempelhofer Feld? Die Lüneburger Heide? Oder gleich das komplette Saarland?

Dabei meint es die deutsche Umweltpolitik ja nur gut! Und in der Ablehnung von Zirkuspferden, Hermelin-Mänteln, bayerischem Kesselfleisch und Zoo-Pandas aus autokratischen Systemen ist sich die Gesellschaft hierzulande auch weitgehend einig. Allerdings: Das mit der Tierliebe muss man sich auch erst einmal leisten können. So wie Friedrich der Große, der Hunden Briefe schrieb. Immerhin befand der preußische König, als ihm sein über alles geliebter Vierbeiner Biche 1752 im Konzertsaal von Sanssouci verstarb: "Ich war beschämt, dass der Tod eines Hundes mir so nahe geht."

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Der Präsident von Botswana sagt, er werde 20 000 Tiere nach Deutschland schicken. Das ist eine Form von sehr intelligent ausgedrücktem Ärger.

Kommentar von Michael Bitala

Vielleicht sollte man, wenn man es wirklich ernst meint mit den Tieren UND den Menschen, sich einfach Leonardo zum Vorbild nehmen. Von dem heißt es, er habe die Florentiner Vogelhändler erst sehr gerecht bezahlt, bevor er ihren Tieren die Freiheit schenkte. So müsste man es wohl auch mit dem ein oder anderen Dorfbewohner in Botswana machen, wenn man ihm das Ackerland abnimmt, um ein Naturschutzgebiet daraus zu machen.

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