Brandenburg und Berlin:"Die Tendenz geht Richtung Wildschwein"

Lesezeit: 2 min

Michael Grubert, Bürgermeister von Kleinmachnow, erklärt bei einem Pressegespräch anhand von Fotos, weshalb es sich bei dem gesuchten Raubtier nicht um eine Löwin handelt. (Foto: Paul Zinken/dpa)

Polizei und Experten haben in Kleinmachnow und Umgebung trotz intensiver Suche keine Hinweise auf eine entlaufene Löwin gefunden. Stattdessen deutet alles auf ein anderes Tier hin.

Nach Auswertung eines Videos und weiterer Hinweise sind Polizei und Behörden in der brandenburgischen Gemeinde Kleinmachnow zu dem Schluss gekommen, dass es wohl keine Löwin in dem durchsuchten Gebiet gibt. "Die Tendenz geht eindeutig Richtung Wildschwein", sagte der Kleinmachnower Bürgermeister Michael Grubert bei einer Pressekonferenz. "Es gibt keinen ernstzunehmenden Hinweis auf ein anderes Tier als ein Wildschwein", sagte Grubert weiter. Weder habe es Spuren einer Raubkatze gegeben, noch sei auf einem inzwischen weithin bekannten Video eine Löwin zu sehen. Zwei Wissenschaftler hätten unabhängig voneinander bestätigt, dass es sich bei dem Tier um ein Wildschwein handelt. "Es gibt keine akute Gefährdungslage für Kleinmachnow und den Berliner Süden", erklärte Bürgermeister Grubert.

Die Suche nach einer freilaufenden vermeintlichen Raubkatze in Berlin und Brandenburg hatte die Polizei fast 30 Stunden in Atem gehalten. Bis Freitagmittag war die Suche nach dem Tier fortgesetzt worden. Doch außer mehreren Wildschweinfamilien wurden keine wilden Tiere gefunden. Nach Angaben der Polizei Berlin waren am Morgen gut 100 Einsatzkräfte mit der Suche beschäftigt. In der Nacht gab es demnach keine neuen Hinweise auf den Verbleib des Tieres. Die Gemeinde Kleinmachnow in Brandenburg hatte sogar professionelle Tierspurensucher um Hilfe gebeten.

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Hinweise auf Löwengebrüll haben sich nach Angaben der Polizei nicht bestätigt. "Unsere Kollegen sind dem zusammen mit einem Veterinärmediziner und dem Stadtjäger nachgegangen. Auch mit Hilfe einer Drohne konnten die Hinweise nicht bestätigt werden", twitterte die Berliner Polizei. Inzwischen heißt es, Jugendliche hätten das Geräusch über eine Bluetooth-Box abgespielt.

Experte: Ich sehe nur zwei Wildschweine

Die Suche nach dem möglichen Raubtier nahe der südwestlichen Stadtgrenze Berlins begann in der Nacht auf Donnerstag. Ausgelöst wurde sie durch ein Video, auf dem eine Löwin vermutet wurde. Der Videoschnipsel machte am Donnerstag die Runde durch die sozialen Netzwerke. Die Ermittlungsbehörden schätzten das Video als echt ein. Polizisten gaben nach Angaben einer Behördensprecherin an, ebenfalls ein Wildtier "gesichert" gesehen zu haben. An der Suche beteiligt waren neben Dutzenden Polizisten auch Veterinärmediziner und der Berliner Stadtjäger.

Erneute vermeintliche Sichtungen des gesuchten Raubtiers und Hinweise aus der Bevölkerung erwiesen sich aber als falsch. "Es gibt nicht einen Hinweis, der zu irgendeiner Annahme geführt hat, es könnte sich um eine Löwin handeln oder eine Wildkatze, eine große", sagte Grubert. Zu Beginn der Suche hieß es noch, die Löwin sei gesehen worden, wie sie ein Wildschwein erlegte. Doch auch die Überreste dieses Tiers konnten nicht gefunden werden.

"Ich jage zufällig in der Region selbst und ich weiß, dass die Jäger dort sehr gute Hunde haben. Es ist völlig undenkbar, dass die Hunde nichts gefunden haben, wenn dort tatsächlich ein Wildschwein zerlegt wurde", sagte Achim Gruber, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Tierpathologie der Freien Universität (FU) Berlin, dazu am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. "Wenn dort eine Löwin ein Wildschwein zerkaut hätte, dann hätten die Hunde etwas gefunden."

Trotz der vielen offenen Fragen bei der Geschichte hielt Gruber den Suchaufwand für gerechtfertigt. "Die Maßnahmen sind angesichts des begründeten Anfangsverdachts begründet. Man muss den Aufwand treiben", sagte der FU-Experte. Im Wald waren am Freitag Polizisten mit Maschinenpistolen und Schutzschilden unterwegs. Auch Bürgermeister Grubert verteidigte die großangelegte Suche nach der mutmaßlichen Löwin. "Die Gefährdungslage war so, dass der Einsatz der Polizei gerechtfertigt war", sagte er.

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