Kolumne "Das ist schön":Kunst kommt nicht nur von KI

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Künstliche Intelligenz kann Kunstwerke erschaffen und Poesiealben füllen. Bei der Bewertung von Kunst bezieht die App wondeur.ai nun aber auch menschliches Know-how mit ein.

Von Evelyn Vogel

Kein Tag vergeht, ohne dass Künstliche Intelligenz Schlagzeilen macht. Chatbots gibt es schon lange - wer kennt Alexa und Siri nicht? Doch der aktuelle Hype dreht sich um Chat-GPT, einen Chatbot, der eigenständig Texte verfassen kann. Manche halten ihn für ein wahres Ideenwunderwerk, andere fürchten um die Zukunft von Bildung und eigenständigem Denken bei Jugendlichen - und nicht nur diesen.

Künstlerinnen und Künstler arbeiten schon lange mit KI. Stephanie Dinkins führt für ihre Kunstwerke seit Jahren Gespräche mit dem von einem Chatbot gesteuerten humanoiden Roboter Bina48. Der in Mexiko geborene, in Frankreich lebende Künstler Miguel Chevalier gilt als Pionier der digitalen Kunst. Sein KI-basierter virtueller Blumengarten "Extra Natural" ist derzeit in der Kunsthalle zu erleben.

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Die Werteinschätzung vor allem zeitgenössischer Kunst stützte sich bislang vorwiegend auf den Verkaufswert, also das Auktionsergebnis. Die Einschätzungen von Kuratoren und Museumsleuten, von Galeristen und Künstlerkollegen, also von Menschen, deren Job es ist, künstlerische Qualität zu erkennen und zu fördern, spielte dagegen eine untergeordnete Rolle. Online-Datenbanken, die ebenfalls nur Verkaufsergebnisse analysieren, unterstützten diesen Trend.

Die App wondeur.ai des kanadischen Start-ups Wondeur will beide Welten vereinen: menschliches Fachwissen und KI. Neben den Auktionsergebnissen bezieht sie mit ein, wie Künstlerinnen und Künstler mit Galerien und anderen Akteuren der Kunstwelt vernetzt sind. Die Teilnahmen an Einzel- und Gruppenausstellungen spielen ebenso eine Rolle wie Ankäufe und Veröffentlichungen oder die Tatsache, ob die Künstler in öffentlichen oder privaten Sammlungen vertreten sind. Wondeur, das seit vergangenem Jahr seine App anbietet, hat nach eigenen Angaben inzwischen die Daten von etwa 95 Prozent der Künstler, die nach 1900 geboren wurden und während des 20. Jahrhunderts tätig waren, zusammengetragen.

Am Ende geht es um eine Wert- und Risikoeinschätzung für Käufer, wie der Kunstversicherer Arte Generali mit der Vorstellung von wondeur.ai im Rahmen einer Ausstellung und eines Expertengesprächs auf Schloss Pörnbach zeigte. Die App prognostiziert Preisverläufe, Risiken und Trends. Dass sie sich dabei aber nicht nur auf künstliche, sondern auch menschliche Intelligenz verlässt, das ist schön.

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