Zuzug und Mobilität auf dem Land:Ausbaufähig

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Der Landkreis plant, sein Angebot im öffentlichen Personenverkehr zu verbessern. Die Maßnahmen und Qualitätsstandards sollen in den neuen Nahverkehrsplan einfließen.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen möchte sein Angebot bei den Buslinien ausbauen und so mehr Menschen dazu bringen, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Ein erster Schritt auf diesem Weg ist die Aufstellung eines neuen Nahverkehrsplans. Erste Analysen, die diesem Plan zugrundeliegen, stellte Matthias Breuel von der MVV Consulting GmbH dem Kreis-Umweltausschuss vor. Ein Ergebnis: Die Erreichbarkeit der Stadt Bad Tölz muss verbessert werden wie auch die der wichtigen Freizeitziele wie Walchensee oder Brauneck. Was der Ausbau kosten wird, ist noch völlig offen.

Der Nahverkehrsplan soll als Planungsinstrument für den Aufgabenträger, also den Landkreis, eine tragfähige und finanziell realistische Grundlage für die Ausgestaltung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) schaffen. Er enthält Ausbaupläne und Qualitätsstandards. Als Grundlage hat die MVV Consulting GmbH von Mai bis Juli eine Struktur- und ÖPNV-Analyse erstellt. Sie ist Basis für die sogenannte Rahmenkonzeption, die Ende November vorliegen soll. Zuvor treffen sich alle Gemeinden, Vertreter der Schulen, der Verkehrsunternehmen und der Nachbarlandkreise am Dienstag, 8. Oktober, zu einem Workshop, um Details abzustimmen. Weitere Treffen und ein Anhörungsverfahren sollen folgen. Den Nahverkehrsplan beschließen wird der Kreistag voraussichtlich im September 2020.

Die Analyse sei hoch interessant, sagte Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler). "Einiges, was wir fühlen, ist richtig, vieles aber auch nicht." Wie Matthias Breuel ausführte, wird die Bevölkerung in den meisten Städten und Gemeinden im Kreis bis zum Jahr 2028 um etwa fünf bis zehn Prozent wachsen. Die höchste Zuwachsrate (13,6 Prozent) werde für Bad Tölz erwartet. "Es handelt sich um einen sich dynamisch entwickelnden Raum", sagte Breuel. Betrachte man die Motorisierungsquote (private Pkw auf 1000 Einwohner) so belegen im Süden die Gemeinden Sachsenkam, Greiling und Wackersberg mit jeweils einem Wert von mehr als 600 die Spitzenplätze. Auch im Nordlandkreis ist diese Quote sehr hoch - mit Ausnahme der Städte, was sich durch den S-Bahn-Anschluss und die BOB-Haltestellen erklären lässt.

Öffentlicher Nahverkehr
:Seid umschlungen, Millionen

Die MVV-Verbundraumerweiterung geht voran, wird den Landkreis allerdings dauerhaft viel Geld kosten.

Von Alexandra Vecchiato

Knapp 8000 Menschen pendeln täglich aus dem Landkreis in die Landeshauptstadt München, davon etwa 3500 aus den Städten Wolfratshausen und Geretsried. Im Gegenzug kommen 1700 Menschen zur Arbeit von München in den Landkreis. Auch hier haben die meisten, nämlich 1100, die Ziele Wolfratshausen und Geretsried. 4200 Pendler machen sich täglich auf den Weg in den Landkreis München. 750 Personen fahren von dort nach Bad Tölz-Wolfratshausen, wiederum primär in den Nordlandkreis. Über den gesamten Landkreis verteilt sind jene 3100 Pendler, die zur Arbeit nach Weilheim-Schongau fahren. Ihr Hauptziel ist Penzberg. Es gibt allerdings auch 2000 Personen, die ihren Job im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen haben. Nach Miesbach zieht es täglich 2800 Pendler, in den Landkreis Starnberg noch 1400. Kaum Pendlerströme gibt es nach Garmisch-Partenkirchen: Statistisch erfasst sind rund 500 Auspendler und 800 Einpendler.

Auch wenn die ÖPNV-Erschließung auf den ersten Blick zufriedenstellend sei, gebe es Handlungsbedarf, sagte Breuel. So gebe es Verbesserungspotenzial etwa in Ambach, Ammerland, Ascholding, Benediktbeuern, Bichl oder Kochel. Generell sei das Angebot an Buslinien in den Hauptverkehrszeit an Schultagen gut. Sobald allerdings Ferien seien oder in den Abendstunden nach 19 Uhr sehe es ganz anders aus, betonte Breuel. Berufstätige mit längeren Arbeitszeiten könnten kaum den ÖPNV nutzen. Eine weitere Schwachstelle erkennt Breuel in der Erreichbarkeit der Freizeitziele. Herzogstandbahn, Walchensee-Südufer, Starnberger See oder Wandergebiete wie die Jachenau seien nicht oder nur ungenügend angebunden.

© SZ vom 12.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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